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Isabelle

Isabelle

Titel: Isabelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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ein Feld-, Wald- und Wiesenname, den man höchstens zu Nelleke verniedlichen konnte. Aber CyberNel war nur höchst selten ein Nelleke.
    Nel sollte dem Mann nur eine nebulöse Geschichte auftischen und ihn mit der Aussicht auf einen gut bezahlten Auftrag ködern. Max sagte sich, dass im wahren Leben niemand entführt oder erschossen wurde, der lediglich einen zwielichtigen Privatdetektiv mit einer Ausrede in eine Kneipe lockte. Falls Gefahr bestand, dann erst zu einem späteren Zeitpunkt. Nel wusste, was sie tat.
    Ihm wurde klar, dass seine Unruhe nichts mit dem zu tun hatte, was Nel in diesem Augenblick ausführte, sondern dass sie von einer anderen Art Spannung herrührte, die immer deutlicher wurde und die nur zu einer Situation führen konnte, in der Nel ausnahmsweise zu Nelleke würde. Und dann?
    Das Telefonsignal ertönte. Max drückte die Aufnahmetasten. Er schaute auf die Uhr: halb zwei. Es dauerte einen Moment, bis jemand an den Apparat ging und Didier sich schläfrig und wenig geschäftsmäßig mit dem typisch französischen nichts sagenden »Allô?« meldete.
    »Ich bin’s, Sjef, bist du allein?«
    »Einen Moment.«
    Max wartete ebenfalls, während Didier, nackt oder im Pyjama, zu einem anderen Apparat schlurfte, um seine schlafende, gut gebaute Blondine nicht zu stören oder ihr die Unterhaltung zu verheimlichen. Ein Klicken.
    »Kann das nicht bis morgen warten?«
    »Ich muss mit dir sprechen, bevor ich Bonvenu anrufe.«
    »Wer ist Bonvenu?«
    Einen Moment blieb es still. »Jetzt stell dich nicht dümmer, als du bist«, sagte De Canter dann. »Hast du mir den letzten Auftrag auf Empfehlung von Leuten in Marseille hin gegeben?«
    »Nein, natürlich nicht.«
    »Woher wissen die dann alles, sogar das mit dem Winzer und der Sache im Norden?«
    »Ich weiß nicht, wovon du redest.«
    »Von deinen Connections in Marseille.«
    »Jeder hat Connections in Marseille.«
    »Ich nicht. Woher wissen diese Leute von mir?«
    »Sie kennen deinen Namen und deine Adresse, mehr nicht. Wieso fragst du überhaupt?«
    »Eine Dame will, dass etwas für sie geregelt wird, hier in der Nähe. Meiner Meinung nach ist sie Französin. Deine Bekannten in Marseille haben mich empfohlen. Sie hat ihre Leibwächterin zu mir geschickt, um die Sache zu arrangieren.«
    Wieder blieb es einen Moment lang still. Das Band lief. Der Empfang war von lauter und deutlicher CyberNel-Qualität.
    »Das verstehe ich nicht«, sagte Didier schließlich. »Ich mache Geschäfte in Marseille, aber diese Informationen stammen nicht von mir. Wenn sie auch nicht von dir sind, gibt es nur eine einzige andere Möglichkeit. Und die kann nur von Marseille geschickt worden sein.«
    »Aber er ist doch Freiberufler.«
    »Voilà.«
    »Das passt nicht«, erwiderte Sjef plötzlich. »Wenn Marseille ihn geschickt hätte, hätten sie ihn doch auch sofort zu dieser Frau schicken können und bräuchten mich nicht als Mittelsmann.«
    Max’ Autotelefon blinkte. Es war Nel. »Alles paletti«, sagte sie.
    »Ich zeichne ein Gespräch auf, wir sehen uns gleich im Hotel«, flüsterte Max und legte den Hörer auf.
    »Vielleicht hat deine Klientin mit anderen Leuten in Marseille gesprochen«, sagte Didier gerade. »Weißt du, wie die Dame heißt? Ich kann Erkundigungen einziehen. Aber am liebsten will ich nichts damit zu tun haben, es sei denn, an der Sache ist was faul.«
    »Ich weiß nicht, wie sie heißt.«
    »Traust du der Sache nicht?«, fragte Didier nach einer kurzen Stille.
    »Ich traue nie irgendwem oder irgendeiner Sache. Ich frage mich, was dieser Mann noch so alles ausplaudert, wenn er schon mit Hinz und Kunz in Marseille spricht. Aber das ist eher dein Problem als meins.«
    Didier gab ein merkwürdiges Geräusch von sich. »Er ist dein Mann, ich kenne ihn nicht. Ich kann dir nicht helfen. Ich habe nur dich bezahlt, und es gibt nichts Schriftliches zwischen uns.«
    »Vielen herzlichen Dank.«
    »Was erwartest du denn? Ich bin jederzeit bereit, dir zu helfen. Wenn du mir den Namen desjenigen nennen kannst, von dem diese Empfehlung stammt, kann ich mich weiter umhören. Es ist zu riskant, einfach so ins Blaue hinein bei den Leuten in Marseille nachzuhorchen.«
    »Ich werde sehen.«
    »Halt mich um Gottes willen da raus!«
    Es entstand eine kurze Stille, dann legte einer von beiden auf. Max schaltete den Recorder aus. Er blieb noch bis Viertel nach zwei auf seinem Horchposten, aber es tat sich nichts mehr, sodass er den Wagen anließ und das Gebläse einschaltete, um die

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