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Isabelle

Isabelle

Titel: Isabelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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Reaktion in seinen Augen. »Ich kann mich an so einen Klienten nicht erinnern, aber wenn es ihn gäbe, würde ich mich natürlich bei ihm erkundigen, ob das alles seine Richtig keit hat«, sagte er unbestimmt. »Wie soll der Klient denn heißen?«
    »Keine Ahnung. In Marseille ist man genauso diskret und korrekt wie du, und es braucht uns auch nicht zu interessieren. Meine Chefin kennt diese Leute, sie haben geschäftlich miteinander zu tun. Sie hat ein Problem mit einem Partner, der sie übers Ohr haut. Sie fragt dort um Rat. Sie empfehlen dich, weil der Auftrag hier in Antwerpen oder in Brüssel durchgeführt werden kann, wo der Partner regelmäßig Geschäfte macht.«
    »Was sind das für Geschäfte?«
    Nel schüttelte den Kopf. »Jedenfalls kein Wein.« Sie lächelte. »Dein Mann erhält die notwendigen Informationen, Angaben über seine Hotels, seine Reiseroute, alles. Es ist eine einfache Aufgabe, aber er muss kurzfristig verfügbar sein. Ein Unfall sieht natürlich immer am besten aus, aber meiner Chefin ist es im Grunde egal.«
    »Ist das ein Mikrofon da unter deinem Pullover?«
    »Nein, ein Nadelkissen, für Typen, die mir auf die Pelle rücken. Und ich zieh jetzt nicht den Pullover hoch.« Nel grinste. »Vielleicht ein andermal, aber ich pflege Geschäft und Privatvergnügen zu trennen. Ist der Mann verfügbar?«
    »Ich kenne bestimmt fünf Männer.«
    »Aber der eine hat sich bewährt. Kann ich ihn morgen treffen?«
    De Canter warf ihr einen schrägen Blick zu. »Ich glaube, ich überprüfe erst mal deine Angaben.«
    Nel lächelte lieb und sagte: »Du würdest mich enttäuschen, wenn du das nicht tätest. Ich rufe dich morgen zu Hause an, ist die Nummer sauber?«
    »Ich bespreche diese Art von Geschäften niemals am Telefon.«
    »Ich auch nicht. Aber man kann doch Zeit und Ort abmachen? Das haben wir ja heute auch so getan. Du brauchst noch nicht einmal selbst mitzukommen, Hauptsache, ich kann mich mit diesem Mann treffen. Das ist doch schnell verdientes Geld?«
    »Bis jetzt habe ich noch gar nichts verdient.«
    Nel fasste in die Innentasche ihres Mantels und gab ihm einen Umschlag. De Canter hielt den Umschlag auf und ließ die Finger über die Banknoten wandern. Er machte ein unzufriedenes Gesicht. Die Banken waren schon geschlossen gewesen, und zwölfhundert Dollar war alles, was die Hotelrezeption hatte aufbringen können.
    »Nur damit du nicht umsonst gekommen bist; betrachte es als ein Zeichen unseres guten Willens«, sagte Nel. »Wenn unser Geschäft nicht zustande kommt, ist es für die Beratung. Wenn wir ins Geschäft kommen, kriegst du trotzdem die vollen zwanzigtausend, und ich nehme an, du wirst deinen Mann instruieren, sich nicht zu rühren, bevor er nicht von dir hört, dass du den gesamten Betrag erhalten hast. Korrekter kann es doch gar nicht ablaufen.«
    De Canter steckte den Umschlag in seine Innentasche. »Ich verspreche nichts«, sagte er, etwas milder gestimmt.
    CyberNel zog umständlich ihren Mantel an und griff nach ihrer Tasche. Sie schenkte ihm ein Lächeln und sagte: »Ich auch nicht, bevor ich nicht mit dem Mann gesprochen habe.«
    Nur wenn man den düsteren Mietshauskoloss an der Britselei längere Zeit beobachtete, bemerkte man hier und da einen Lichtschein, der durch die schweren belgischen Gardinen und Übergardinen drang. Die meisten Fenster waren dunkel. Es regnete noch immer, und abgesehen von einigen wenigen Autos, die mit viel Rauschen und Spritzen vorbeifuhren, war keine Menschenseele auf der Straße.
    Max saß geduckt im BMW. Langsam wurde ihm kalt. Er wartete schon lange. Der tragbare Kassettenrecorder rauschte auf dem Beifahrersitz mit herausgezogener Antenne leise vor sich hin. Max hatte die Finger auf die Aufnahmetasten gelegt. Er hätte zur Sicherheit gerne die Lautstärke höher gedreht, hatte aber keine Ahnung, wie der Apparat eingestellt war. Es mussten zwischen 100 und 115 MHz sein, aber wenn er anfing, an den Knöpfen herumzufummeln, konnte er möglicherweise die Einstellung verderben. Er musste CyberNel vertrauen. Er machte sich Sorgen um sie.
    Er dachte über ihren komischen Spitznamen nach. Er stammte von ihrem früheren Ehemann, der einmal aus Wut zu seinen Kollegen gesagt hatte, mit dieser Frau könne man nur Sex haben, wenn man selbst ein Computer sei, und irgendwie war der Name »CyberNel« an ihr hängen geblieben. Inzwischen wurde sie von allen so genannt, nicht wegen ihrer Sexpartner, sondern wegen ihrer Talente. Und Nel war stolz darauf. Nel war

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