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Isabelle

Isabelle

Titel: Isabelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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Grote Markt.
    Nel war schon da. Sie hatte den BMW aus Parkplatz mangel vor die Nasen anderer geparkter Autos gesetzt und starrte aufmerksam in die Runde, in der Hoffnung, Max würde eher auftauchen als die Politessen.
    Er rutschte auf den Beifahrersitz. »Hast du ihn verlo ren?«
    »Man kann einem Mann zu Fuß nicht in einem Auto folgen, ohne aufzufallen«, sagte sie. »Ich hielt es für sinn voller, loszufahren, bevor er rauskam, und darauf zu spe kulieren, dass er zu De Canter geht, der wohnt hier ganz in der Nähe.«
    »Und, hat er das gemacht?«
    Sie grinste. »Ich stand schräg gegenüber, als Sjef die Tür aufmachte, um ihn hereinzulassen. Die Aufnahmen sind sicher nicht besonders gut geworden, aber ich habe beide zusammen auf einem Foto.«
    »Sehr schön.«
    »Ist das alles?«
    Max schaute sie an. »Du bist ganz wunderbar.«

 
13
     
    Doktor Vredeling hatte sie die Herztöne hören lassen, leise rauschend, wie von kleinen gedämpften Trommeln, im Gegenrhythmus schlagend, das eine etwas weiter weg, als sei es das Echo des anderen.
    »Denkst du jetzt anders darüber?«, fragte Fons, als sie zurückfuhren. Sie saß dick am Lenkrad, hatte sich ins Auto hineinquetschen müssen. Sie wurde immer schwerer und ihre Leisten brannten, wenn sie ihre Beine anheben musste, um auf die Pedale zu treten. Oft hatte sie Probleme mit ihrer Hüfte. Sie watschelte durchs Leben.
    Sie hatte Fons unmittelbar danach von dem Vorschlag erzählt, den Judith Colijn ihr unterbreitet hatte. Er gab keinen Kommentar dazu ab und erteilte ihr keinen Ratschlag. Und unter den veränderten Gegebenheiten brauchte sie sowieso keinen Rat, um anders darüber zu denken. Fons war genauso praktisch veranlagt wie sie, aber er hielt den Mund, als sie ihm nicht sofort antwortete.
    Sie konnte alles klar vor Augen sehen, Szenen aus dem Alltagsleben mit Zwillingen, den breiten Kinderwagen und alles doppelt: zwei Fläschchen, wenn ihre Brüste der Nachfrage nicht mehr gerecht wurden, zwei Töpfchen, das Gebrüll des einen, wenn das andere gefüttert wurde, Berge von voll geschissenen Windeln, Rotznasen und schlaflose Nächte, durchbrechende Zähne, totale Erschöpfung. Fons würde ihr keine Hilfe sein und Frans wahrscheinlich noch weniger. Sie würde ganz allein mit diesen Problemen fertig werden müssen. Sie konnte mit ein wenig Unterstützung von der Krankenkasse und vom Sozialamt rechnen, aber Isabelle hasste die Vorstellung, von diesen Leistungen abhängig zu sein.
    Ein Kind war ein Wunder; zwei Kinder waren ein doppeltes Wunder, das schwer zu verkraften sein würde. Sie hatte mit Bart, dem Nachbarn zwei Höfe weiter, abgesprochen, dass sie im Frühjahr zu ihm zum Spargelstechen käme, und später konnte sie beim Erdbeerenpflücken helfen, um sich ihr Brot zu verdienen. Sie konnte praktisch das ganze Jahr über ungefähr vier Stunden pro Tag bei ihm auf dem Hof arbeiten, aber diese Absprache hatte sie getroffen, bevor sie wusste, dass sie Zwillinge erwartete, die sie die nächsten fünf bis zehn Jahre vierundzwanzig Stunden pro Tag vollkommen in Beschlag nehmen würden. Hätte sie einen Mann mit einem Einkommen gehabt, wäre es vielleicht etwas anderes gewesen. Aber sie hatte keinen Mann, ganz zu schweigen von einem Einkommen. Ihr Mann war tot.
    Letty kam sie praktisch jede Woche besuchen. Als sie von den Zwillingen erfuhr, lud sie Isabelle zu einem Essen beim Chinesen am Rijksweg ein. Sie hatten noch nicht mit der Pekingente angefangen, da stellte sie schon die unvermeidliche Frage: »Und, wie denkst du jetzt über das Angebot von Judith Colijn?«
    Isabelle schwieg.
    »Jetzt ist es doch was anderes?«, fuhr Letty beharrlich fort.
    »Irgendwie fühle ich mich schlecht dabei«, sagte Isabelle schließlich. »Ich würde nicht darüber nachdenken, wenn es nur eins wäre. Aber wenn ich jetzt doch darüber nachdenke, weil es zwei sind, ist es so, als wären zwei Kinder für mich weniger wichtig als eins oder als wäre eines von ihnen weniger wert.«
    »Das sind doch sinnlose Grübeleien. Dein gesunder Menschenverstand denkt an Windeln.«
    »Ich denke die ganze Zeit an Windeln«, gab Isabelle zu.
    »Du solltest auch mal an die Kinder denken«, mahnte Letty. »Zwei Kinder mit einer Mutter, die sich keine zwei Dreirädchen leisten kann, die vor lauter Sorgen ewig missgelaunt ist und die schier verrückt wird von den vielen Problemen, die keine Zeit hat zum Geschichtenerzählen und die den chaotischen Haushalt nicht geregelt kriegt. Das gibt ein Geschrei und ein

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