Isabelle
gehabt mit der Florida-Vergangenheit von Alex Hinstra. Jeder war nur zu schnell bereit, den Mord der amerikanischen Mafia in die Schuhe zu schieben, und niemand kam auf eine Verbindung nach Frankreich.
Max seufzte und sagte: »Ich mag eben keine losen Fäden, weißt du.«
»Der dickste lose Faden scheint mir in Frankreich zu liegen«, antwortete Nel. »Ich hätte nicht übel Lust auf einen Ausflug.«
»Marga wird noch eifersüchtig auf dich.«
Sie kicherte. »Dann nimm sie doch auch mit. Ihr könnt dann am offenen Kamin roten Burgunder schlürfen, während ich die Arbeit erledige.«
»Warum willst du überhaupt mitkommen?«
Nel sagte einen Moment lang nichts. »Tut meinem Französisch gut«, fiel ihr dann ein.
Isabelle reagierte völlig überrascht, als sie Letty im Dunkeln vor der Tür ihres Häuschens stehen sah. »Was machst du denn hier?«
»Tag, Letty«, meinte Letty scherzhaft. »Wie schön, komm doch rein. Ich freue mich, dass du da bist.«
Verwirrt trat Isabelle einen Schritt zurück.
Letty hängte ihren Mantel an den Kleiderständer, der neben dem Kühlschrank im kleinen Flur stand, folgte ihrer Freundin ins Wohnzimmer und schaute sich um. »Nett. Ich habe zuerst an der Tür nebenan geklingelt, da hat mir ein gut aussehender junger Mann aufgemacht, mit romantischen Augen. Stimmte das wirklich mit der No- sex-Masche?« Sie ging zur Terrassentür, zog die Gardine beiseite und blickte in die Dunkelheit hinter der Fensterscheibe. »Sind das Obstbäume?«
Isabelle schaltete den Fernseher aus und ging an die Anrichte.
Letty ließ die Gardine fallen. »Gesund siehst du aus. Hast ein bisschen zugenommen. Kommt das vom Landleben, braune Bohnen mit Speck? Warum sagst du denn gar nichts?«
»Ich mach uns einen Kaffee.«
»Das meine ich doch nicht. Sag, geht es dir gut?«
Isabelle füllte Wasser in die Maschine und holte zwei Milchkaffee-Schälchen von dem Regal aus rötlichem Holz, das über der Anrichte hing. Ihre Hände zitterten ein bisschen. In ihrem abgeschiedenen, ruhigen Leben zwischen den Puten und Schafen hatte sie sich sicher gefühlt. Hier wollte sie versuchen, alles zu vergessen, aber die Welt außerhalb existierte natürlich auch noch, und plötzlich stand sie im Dunkeln vor ihrer Tür. Ihre Augen füllten sich mit Tränen, weil sie das Gefühl hatte, als ginge ein Märchen zu Ende.
»Wie hast du mich gefunden?«, fragte sie.
»Wolltest du nicht gefunden werden?«
Die Kaffeemaschine blubberte. »Ich weiß es nicht«, antwortete Isabelle.
»Ich bin doch deine Freundin. Warum reagierst du so komisch?« Letty ging zu ihr hin und sah die Tränen. »Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Ich habe dich über einen Privatdetektiv gefunden, sein Name ist Max Winter. Ich habe ihm die Anzeige gegeben, weil ich auch gerne wissen wollte, wo du bist.«
»Du hast einen Detektiv engagiert?«
»Nein.« Letty biss sich auf die Lippen. »Es ist ein bisschen kompliziert. Ich habe zuerst gedacht, er würde für deine Tante arbeiten, aber er hat mir versprochen, dass er Maran nichts sagt, bevor ich nicht zuerst mit dir geredet habe. Gestern Abend hat er mich angerufen und mir deine Adresse gegeben.«
»Und, arbeitet er für Tante Maran?« Isabelle spürte, wie ihr vor Widerwillen übel wurde. Ihre Stimme überschlug sich.
Letty nahm sie am Arm und zog sie mit zum Sofa. »Nein, er arbeitet nicht für Maran.« Sie setzte sich neben sie. »Ich war sauer auf ihn, weil er mich damit an der Nase herumgeführt hatte. Aber du brauchst dir keine Sorgen zu machen, er ist ein netter Mann, ich habe Vertrauen zu ihm. Er möchte nur einmal mit dir reden.«
»Warum?«, flüsterte Isabelle.
»Er untersucht den Mord an Ben.«
Isabelle zog ihre Hand weg und stand auf. »Und was ist mit der Polizei?« Sie ging zurück zur Anrichte und fing an, Kaffee einzuschenken, um ihren Händen etwas zu tun zu geben, während sie versuchte, den Schrecken zu überwinden. Sie kleckerte mit dem Kaffee und griff mechanisch nach dem Wischschwamm. »Ich glaube, die Polizei kommt in der Sache nicht weiter. Aber das soll Max Winter dir erklären«, sagte Letty vom Sofa aus. »Jedenfalls hat es nichts mit dir zu tun.«
Isabelle wurde wütend. »Wenn es nichts mit mir zu tun hat, warum will dieser Mann dann wissen, wo ich bin?«
»Vielleicht will Bens Frau es wissen. Judith. Für die arbeitet er nämlich.«
Isabelle fühlte sich verraten. Sie ließ den Schwamm in die Spüle fallen und drehte sich um. »Bitte geh.« Sie ging hinüber zum
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