Isarblues: Der dritte Fall für Max Raintaler (German Edition)
Arbeitgeber aushorchen.
»Hast du
deinen Artikel über Burgl schon geschrieben, Max?«, kam sie ihm zunächst zuvor,
nachdem alle drei miteinander angestoßen und getrunken hatten.
»Angefangen
habe ich, Irene. Bin noch nicht ganz fertig. Aber das wird schon. Morgen Abend müsste
ich soweit sein. Ist schon ein tolles Lied, das deine beiden Chefs da geschrieben
haben.«
Trag nicht
so dick auf, alter Schleimer. Da ist ja ekelhaft. Oh, Mann. Hoffentlich schluckt
sie das.
»Wie man’s
nimmt«, erwiderte sie. »Ich persönlich stehe mehr auf Rock- und Popmusik. Das Schlagergedudel
ist nicht unbedingt mein Ding. Aber was will man machen. Ich habe diesen Job über
eine gute Freundin bekommen. Die, die mich heute versetzt hat. Und ich brauche einfach
das Geld. Schließlich will ich nicht ewig an Papas Tropf hängen.« Sie holte grinsend
ein Päckchen Filterzigaretten aus ihrer kleinen Handtasche und steckte sich eine
davon an, nicht ohne ihnen auch eine anzubieten. Franz nahm erfreut an.
Gott sei
Dank. Sie hat nicht gemerkt, dass ich lüge, dachte Max. Aber natürlich glaubt sie
jetzt, dass ich auf musikalischen Billigschmarrn stehe. Was für eine persönliche
Schmach. Wie komme ich aus der Nummer bloß wieder raus?
»Das Geld
darf man nicht unterschätzen. Es macht zwar nicht glücklich, aber es beruhigt ungemein«,
wusste Franz. »Und die Unabhängigkeit ist ein hohes Gut.«
»Wie wahr,
wie wahr, mein Oheim«, stimmte Max ihm langsam mit dem Kopf nickend zu. Was war
denn mit Franz los? Kannte der etwa Burgls Lied? Man konnte es fast meinen. Oder
hatte er gestern beim Chinesen zu viel Glückskekse gegessen?
»Und was
machst du so, Franzi? Bademeister?« Immer noch grinsend zeigte Irene auf seine helle
Leinenhose mit den riesigen, dunklen Bierflecken darauf.
»Nein, nein.
Das war ein Musiker. Schöne Sauerei. Was?«
»Ein Musiker?
Wirklich? Wie hat er das denn geschafft?«
»Mit seiner
Gitarre. Er hat damit mein Bier umgestoßen.«
Franz wurde
rot. Wahrscheinlich denkt er, sie glaubt ihm nicht, amüsierte sich Max.
»Aha. So,
so.« Irene grinste noch ein gutes Stück breiter.
»Und beruflich
mache ich dies und das und jenes«, fuhr Franz eilig fort, um das peinliche Thema
wieder vom Tisch zu bekommen. »Beratungen für Firmen. Sicherheitsfragen und so.
Nichts Aufregendes. Zumindest im Vergleich zu euch Leuten aus dem Showbusiness.«
»Das mit
dem Showbusiness wird allgemein überschätzt«, meinte sie und drehte sich neugierig
zu Max herum. »Oder was sagst du als Journalist dazu?«
»Stimmt
schon«, antwortete der und trank noch mal einen Schluck. Schau an, schau an. Sie
ist wirklich viel lockerer, als ich im Studio dachte, schoss es ihm durch den Kopf,
sogar richtig nett. Ein Unterschied wie Tag und Nacht zu heute Mittag. Aber wer
fragte hier eigentlich wen aus? »Viel heiße Luft«, fügte er dann laut hinzu. »Oft
genug eine mordsmäßig tolle Fassade und nichts dahinter.«
»Genau«,
bestätigte sie. »Ihr müsstet mal sehen, wie sich diese ganzen aufgetakelten Schmuse-
und Grinshäschen hinter den Kulissen aufspielen. Nichts da lieb und nett! Das sind
in diesem Business nur die wenigsten. Soviel habe ich in dem halben Jahr, das ich
jetzt für Holzer und Nagel arbeite, schon mitbekommen.«
»Da kann
ich dir nur recht geben, Irene.« Max nickte heftig mit dem Kopf. »Ich trat früher
mit meiner eigenen Musik ebenfalls im Fernsehen auf. Rockige Songs mit deutschen
Texten. Damals waren sie auch nicht gerade lieb und nett zu mir. Ein ganz mieser
Kerl bei der Plattenfirma hat mich sogar abgeschossen.«
»Du hast
Platten aufgenommen? Rockmusik? Ich dachte, dir gefällt die Musik, die Holzer und
Nagel machen.« Sie sah ihn erstaunt an.
»Eher weniger.
Jetzt kann ich es ja sagen. Aber auch ich brauche das Geld, Irene. Genau wie du.
Deswegen schreibe ich diese Artikel. Wenigstens haben sie mit Musik zu tun. Es könnte
schlimmer sein. Zum Beispiel als Redakteur bei der Metzgerzeitung oder den Apothekennachrichten.«
Was bist du doch nur für ein mieser verlogener Sack, Raintaler. Über deine verbrecherische
Kundschaft beschwerst du dich und selbst bist du nicht viel besser. Schäm dich.
»Auch wieder
wahr«, meinte sie lapidar.
»Manchmal
spiele ich sogar heute noch mit meinem Freund Mike, einem großartigen Gitarristen,
ein paar ausgesuchte Songs, wenn es sich ergibt.«
»Öffentlich?«
»Logisch.
Auch öffentlich.«
»Ja, super.
Sag doch das nächste Mal Bescheid, dann komme ich vorbei. Das
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