Isarblues: Der dritte Fall für Max Raintaler (German Edition)
gerade nach Hause gehen
wollte. Es ist widerlich. Sie füllen die jungen Dinger anscheinend mit Alkohol ab
und machen sich dann zu zweit im Studio über sie her.«
»Haben sie
dich auch schon angemacht?«
»Nein. Zu
ihrem Glück nicht. Da würden sie nämlich ihr blaues Wunder erleben. Das kannst du
mir glauben.« Sie setzte sich auf seinen Schoß, schlang die Arme um seinen Hals
und küsste ihn leidenschaftlich.
»Ich glaube
es dir«, flüsterte er, sobald er wieder Luft holen konnte. »Magst du einen Schluck
Wein?« Er deutete auf die vollgeschenkten Gläser vor ihnen auf dem ovalen, gläsernen
Couchtisch. Die verarscht dich nicht, dachte er. Sie steht wirklich auf dich. So
wie es aussieht, kann sie Holzer und Nagel genauso wenig leiden wie du. Trotzdem,
spiel deine Rolle als Zeitungsschreiber lieber erst mal weiter. Vorsicht ist die
Mutter der Porzellankiste.
»Gerne.
Lass uns Bruderschaft trinken, Max. Bitte, bitte. Ich tue das so gerne«, bettelte
sie aufgeregt.
»Na gut.
Wie du willst.«
Was hatte
sie denn auf einmal? Sie war ja wie ausgewechselt. Hatte sie sich im Schlafzimmer
eine Linie Koks reingezogen? Oder war sie betrunkener, als er dachte? Oder zeigte
sie sich ihm gerade einfach nur so, wie sie wirklich war? Ohne Maske und ohne Show?
Egal. Genieß es einfach, Raintaler. Lass dich fallen und mach bei allem mit, was
sie vorhat. Sie ist wirklich die reinste Sexgöttin. Eine solche Chance ergibt sich
in deinem Alter nicht mehr so oft. Das weißt du genau. Also sei nicht blöd und nutze
sie. Und hör endlich damit auf, an Moni zu denken. Das bringt im Moment überhaupt
nichts.
Am nächsten
Morgen wurde er um acht von den warmen Sonnenstrahlen, die durch das Fenster direkt
auf sein Gesicht fielen, geweckt. Er beugte sich seitlich aus dem Bett, wo seine
Klamotten auf dem Boden lagen und durchsuchte seine Hosentaschen nach den Blutdrucktabletten.
Herrschaftszeiten, was mach ich nur schon wieder?, haderte er währenddessen mit
sich selbst. Zu viel Alkohol und dann auch noch Sex? Da brauche ich mich ja wirklich
nicht zu wundern, wenn es mich bei der Hitze bald einmal sauber umhaut. Außerdem
wollte er doch nicht mehr bei fremden Frauen nächtigen. Wenn er sich nun mit irgendwas
angesteckt hatte? Das war doch immer möglich, solange man den anderen noch nicht
richtig kannte. Wie konnte er nur so leichtsinnig sein.
Leise schlug
er seine Bettdecke zurück, stand auf, griff sich seine Klamotten und patschte barfuß
ins Bad hinüber. Dort schluckte er seine Tablette, trank ausgiebig aus dem Wasserhahn,
hielt anschließend kurz den Kopf darunter und kleidete sich an. Dann schlich er
leise hinaus und zog Irenes Wohnungstür hinter sich zu. Männer, dachte die, als
er draußen war, die sind doch alle gleich. Erst tun sie großartig verliebt und dann
verzupfen sie sich wie die Diebe. Sie war längst wach gewesen. Mit einem leisen,
resignierten Seufzer drehte sie sich um, zog ihre Bettdecke über den Kopf und schlief
noch mal ein.
Max stieg
währenddessen, so leise das mit seinen klobigen Stiefeln möglich war, nach wie vor
gedankenschwer die alte knarrende Holztreppe hinunter, trat auf die Straße hinaus
und lief einem weiteren herrlichen Sommertag in die Arme. Keine Wolke stand am Himmel
und trotz der frühen Tageszeit war es schon wieder heiß wie in der Sauna. Etwas
in seinem Inneren trieb ihn zu Monika hin. Als müsste er sich vergewissern, dass
trotz der letzten Nacht noch alles in Ordnung war zwischen ihnen, rein gefühlsmäßig.
Obwohl er sich andererseits im Klaren war, dass er gegen keine Regeln verstoßen
hatte. Schließlich war sie es gewesen, die von Anfang an auf einer freien Beziehung
zwischen ihnen bestanden hatte. Auf jeden Fall würde ihm ihre Nähe jetzt gut tun,
ihm helfen, seine Besorgnis bezüglich einer etwaigen Ansteckung mit einer Krankheit
bei Irene zu besänftigen. Da ihre kleine Kneipe nicht weit von Irenes Wohnung entfernt
auf der anderen Isarseite lag, entschloss er sich, zu Fuß zu gehen. Bis zur Tierparkbrücke
nahm er den schattigen Weg am Fluss entlang.
So viele
sportliche Nervensägen in aller Frühe, beschwerte er sich innerlich, als er auf
dem breiten Kiesweg vom zwanzigsten Jogger fast über den Haufen gerannt wurde. Aber
im Grunde genommen hatten sie schon recht, gesund war ein bisschen Sport allemal.
Gerade wenn man ansonsten den ganzen Tag über wie ein Mehlsack im Büro herumhockte.
Eigentlich könnte er auch mal wieder laufen. Aber andererseits, was sollte es?
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