Isarblues: Der dritte Fall für Max Raintaler (German Edition)
reinste Jahrhundertsommer dieses Jahr, nur noch heiß, Herrschaftszeiten. Mit
seinen vielen Millionen hätte sich Heinz doch wenigstens eine Klimaanlage leisten
können.
»Tu das,
Max«, ermunterte ihn der beleibte Musikproduzent. »Die haben eindeutig mein Lied,
diese Schweine. Jetzt musst du ihnen das nur noch nachweisen.«
»Genau,
Heinz. So schaut es aus und nicht anders. Du darfst mir schon mal ein paar konkrete
Studiotermine freischaufeln.« Max wischte sich zum zweihunderteinundzwanzigsten
Mal den Schweiß aus der Stirn und grinste herausfordernd.
»Und vielleicht
weiß ich auch schon, wer ihnen die Lieder verkauft hat«, fuhr er fort. »Ich habe
da zwei Musiker im Auge, die du eigentlich kennen müsstest. Einer von ihnen ist
dieser Fritz Bär auf dem Plakat da hinten.« Er deutete auf die Wand seitlich des
riesigen Mischpultes, an der verschiedene Plakate und Fotos von Musikern hingen.
Bekannte Stars und unbekannte Leute bunt gemischt.
»Logisch
kenne ich den. Wie kommst du auf ihn?« Heinz wischte sich mit einem Papiertaschentuch
über den feuchten Kopf. Auch er schwitzte nicht zu knapp.
»Zufall,
Heinz. Er ist Franzi und mir gestern im Biergarten begegnet und hat sich dort reichlich
merkwürdig benommen. Und grässlich gesungen hat er auch.«
»Das wundert
mich nicht. Und wer ist der andere?«
»Der andere
heißt Hansi Bauberger und ist tot.«
»Was? Der
Hansi ist tot? Woher weißt du das?« Heinz blickte wie vom Donner gerührt drein.
»Es stand
heute Morgen in der Zeitung.« Max trank einen Schluck Espresso aus der kleinen Tasse,
die ihm Heinz vorhin aus der Studioküche mitgebracht hatte.
»Die habe
ich heute noch gar nicht gelesen. Zu viel Arbeit. Der Hansi tot … Wahnsinn! Er war
ein superguter Musiker. Hat früher oft für mich hier im Studio gespielt.« Heinz
zeigte geschockt wie in Trance auf die Wand mit den Künstlerbildern.
»Da hängt
er. Das dritte Bild neben Fritz Bär, der im Übrigen definitiv eine totale Niete
ist … Ist der Hansi wirklich tot?«
»Ja, Heinz.
Leider.«
»So ein
Mist … Und so ein Volldepp wie der Fritz Bär lebt. Der Looser schuldet mir noch
jede Menge Geld. Aber hast du schon mal versucht, einem Nackten in die Tasche zu
greifen? Könnte gut sein, dass er mir die Noten geklaut hat.« Heinz deutete wütend
auf Bärs Plakat an der Wand. Er schien sich langsam wieder von seinem Schreck zu
erholen.
»Verstehe.
Aber dieser Bauberger könnte es auch gewesen sein. Und weil ich gestern bei Holzer
und Nagel in der Sache herumgebohrt habe, wurde er kurzerhand von ihnen umgebracht,
bevor er etwas verraten konnte.«
»Geh, so
ein Schmarrn. Das klingt ja voll nach Chicago, Max. Soll ich übrigens die Klimaanlage
einschalten? Bevor wir noch völlig nass geschwitzt sind.«
»Du hast
eine Klimaanlage? Wieso weiß ich das nicht?«
»Weil ich
sie am liebsten ausgeschaltet lasse. Erstens spart das Strom und zweitens erkälte
ich mich meistens, wenn sie läuft.«
»Wegen mir
darfst du sie gerne einschalten. Ein Schnupfen ist zwar schlimm, aber ein Hitzschlag
ist schlimmer. Und in den Ruin wird es dich auch nicht gleich treiben, stimmt’s?«
»Stimmt.«
Heinz verließ
den Raum und Max dachte darüber nach, wie sein Leben wohl verlaufen wäre, wenn er
damals zu seiner eigenen Musikerzeit nicht den Beruf als Polizist gewählt hätte.
Wäre er etwa wie Bär als heruntergekommener Straßenmusiker in den Biergärten der
Stadt geendet? Oder läge er bereits tot auf dem Friedhof, wie es Hansi Bauberger
bald drohte? Er verdrängte die ungemütlichen Gedanken gleich wieder. Kurz darauf
war Heinz zurück.
»So, jetzt
wird es gleich kühler«, meinte er und setzte sich.
»Glaube
mir, Heinz«, griff Max den Faden wieder auf. »Chicago ist überall. Auch hier bei
uns im schönen München. Zu meiner Kripozeit hatten wir oft genug die unglaublichsten
Fälle zu lösen. Ich könnte dir Sachen erzählen, da würden dir die Haare zu Berge
stehen.«
»Hansi Bauberger
war erfolgreich, Max«, erwiderte Heinz. »Der hatte einen Haufen Geld. Er hätte es
gar nicht nötig gehabt, mir meine Lieder zu klauen.«
»Vielleicht
hatte er Schulden, von denen niemand wusste? Man kann sich nie ganz sicher sein.«
Max hob mahnend den Zeigefinger.
»Trotzdem.
Dieser Fritz Bär käme meiner Meinung nach viel eher in Frage. Der ist ein ausgesprochen
schlechter und erfolgloser Musiker, und ein höchst seltsamer obendrein.«
»Das durften
Franzi und ich gestern im Biergarten allerdings auch feststellen.«
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