Isarblues: Der dritte Fall für Max Raintaler (German Edition)
Max schüttelte
den Kopf, als er sich erneut Bärs grauenhaften Vortrag und sein plötzliches Verschwinden
ins Gedächtnis rief.
»Ich ließ
ihn aus Mitleid ein paarmal hier im Studio bei kleinen Produktionen spielen«, fuhr
Heinz fort. »Aber er zeigte sich nie besonders dankbar. Hat mir das Ganze eher noch
so verkauft, als hätte er mir einen Gefallen getan. Typisch Amateur halt. Große
Klappe und nichts dahinter. Irgendwann habe ich ihn dann rausgeschmissen und ihm
gesagt, dass er sich bei mir nicht wieder blicken zu lassen braucht.«
»Aha. Ein
verletztes Künstlerego. Das wäre doch wenigstens schon mal ein Motiv. Und diesen
Hansi Bauberger würdest du wirklich vollkommen ausschließen?« Max konnte nur schwer
wieder loslassen, wenn er sich einmal in einen bestimmten Verdacht verbissen hatte.
Das war schon zu seinen Kripozeiten so gewesen.
»Vollkommen
nicht, Max. Die Gier der Menschen ist unendlich und unergründlich. Aber Hansi war,
glaube ich, wirklich kein Dieb. Vielleicht wurde er auch gar nicht ermordet. Er
hat mir vor ein paar Wochen erzählt, dass es seiner Frau gesundheitlich nicht gut
ginge. Krebs. Das hat ihn schwer mitgenommen. Gut möglich, dass er einfach nur keine
Kraft mehr hatte, um weiterzuleben.« Heinz starrte nachdenklich auf seinen mit grauschwarzen
Teppichfliesen ausgelegten Studioboden.
»Aber gerade
dann tut man doch alles, um die bestmöglichen Operationen für die Frau bezahlen
zu können. Sogar stehlen.«
»Der Hansi
nicht, Max. Er hätte mich eher gebeten, ihm zu helfen. Wir hatten ein sehr gutes
Verhältnis. Ja, und jetzt kann er das nicht mehr. Endlos schade.«
»Na, dann
werde ich dem Herrn Bär gleich mal einen Besuch abstatten, bevor ich mir Holzer
und Nagel noch mal vornehme. Er hat sich gestern im Biergarten ziemlich verdächtig
aufgeführt. Als ich deinen Namen und die von Holzer und Nagel erwähnte, rannte er
wie vom Leibhaftigen gejagt davon.«
»Siehst
du, Max. Ich wusste schon immer, dass mit dem was nicht stimmt. Der hat sicher was
mit dem Diebstahl zu tun.«
Heinz wischte
sich ein paar kleine Tränen aus dem Gesicht und schnäuzte sich danach kräftig in
sein schweißnasses Papiertaschentuch. Die Sache mit Bauberger nahm ihn anscheinend
wirklich schwer mit. Max übersah es geflissentlich.
»Wenn er
zugibt, dass er Holzer und Nagel deine Lieder verkauft hat, werde ich sie mit seiner
Aussage konfrontieren. Dann hast du bald die Rechte an deinen Liedern zurück, Heinz.
Darauf wette ich.« Max hievte sich aus seinem nassgeschwitzten Sessel, ließ sich
von Heinz Bärs Adresse aufschreiben und verabschiedete sich von ihm.
Was kitzelt
denn da so komisch in meiner Nase?, überlegte er draußen vor der Tür. Ich werde
mir doch da drinnen keinen Schnupfen geholt haben. Hoffentlich nicht. Eine Sommergrippe
kann ich im Moment gar nicht gebrauchen. Und hoffentlich bekomme ich nicht eines
Tages Krebs, wie die Frau von diesem Bauberger. Herrschaftszeiten, Scheißkrankheiten.
Er rief seinen alten Freund und Exkollegen Franz im Büro bei der Kripo an, um sich
zu erkundigen, was der über Hansi Baubergers Tod wusste.
»Genaues
wissen wir noch nicht, Max. Wieso interessiert dich der Mann?« meinte Franz.
»Es könnte
sein, dass er mit meiner Liederklausache zu tun hat und im Zusammenhang damit vielleicht
von Holzer und Nagel ermordet wurde.«
»Langsam,
Max. Er liegt in der Gerichtsmedizin. Lass die Jungs dort erst mal rausfinden, was
ihn umgebracht hat. Spuren von Gewaltanwendung waren in seiner Wohnung genauso wenig
zu finden wie ungewöhnliche Fingerabdrücke. Kann gut sein, dass er sich selbst das
Leben genommen hat.«
»Okay. Dann
warten wir eben. Sagst du mir Bescheid, sobald du mehr weißt?«
»Logisch.
Kein Problem. Servus.«
»Servus,
Franzi.«
Sie legten
auf. Max stieg in seinen guten alten R4 und fuhr nach Obergiesing zum Haus des miserablen
Hochzeits- und Straßenmusikanten, der Franz gestern die Biertaufe verpasst hatte.
Als er nach zwanzig Minuten erfolglosen Kreisens endlich einen Parkplatz neben dem
Ostfriedhof gefunden hatte, eilte er zu Bärs Haus und klingelte an dessen Wohnungstür
im zweiten Stock. Niemand öffnete. Er bückte sich, hob die Klappe des Briefschlitzes
an und lugte hinein. Kein Bär zu sehen. Entweder, er ist ausgeflogen, um die Welt
mit seiner grässlichen Musik zu belästigen, oder er hat mich durch sein Spionauge
erkannt und will mir nicht aufmachen, dachte Max. Na gut. Fahr ich halt erst mal
zu den Privatsendern raus. Vielleicht hat
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