Isarblues: Der dritte Fall für Max Raintaler (German Edition)
kräftig in den tränenfeuchten
Zellstoff in ihrer Hand.
»Warten
wir ab, was passiert«, fuhr sie anschließend fort. »Wenn er mich wirklich verlassen
sollte, kann ich immer noch traurig sein.«
»Jetzt hör
aber auf, Moni. Max verlässt dich nicht und damit Schluss. Schau dir lieber mal
diese albernen Yuppietypen da vorne an. Wie aus dem Ei gepellt und nichts als leere
Gesichter zwischen den Ohren. Mein Gott. Was sind das nur für Langweiler. Sei froh,
dass du den Max hast.« Anneliese zeigte auf eine Gruppe junger Geschäftsmänner im
Anzug, die sich gerade an einen der großen Tische in dem weitläufigen Biergarten
gleich gegenüber dem Café setzten.
»Was hast
du nur gegen businesslike gekleidete, junge Männer mit einer anständigen Frisur
und guten Umgangsformen, Annie?«, gab Monika, jetzt schon wieder zaghaft grinsend,
zurück. »Ich sage dir eins, meine Liebe. Dein Männerbild ist völlig veraltet. Langhaarige,
reiche Seeräuber mit Psychoanalytikerausbildung und alternativen Lebensmodellen
im Gepäck findest du heute nicht mehr. Die sind längst untergegangen.«
»Ach, wirklich?
Und stattdessen bleiben uns nur noch solche angepassten Pfeifen wie die da drüben?
Wer will denn da noch leben?«
»Tja. Was
soll man machen? Die Welt ist nun mal so wie sie ist. Aber eins muss man ihnen lassen.
Ihre fleißig im Fitnessstudio gestählten Körper können sich durchaus sehen lassen.«
Monika blickte gespielt anzüglich zu den Schlipsträgern hinüber, von denen zwei
besonders breitschultrige Exemplare gerade ihre Jacken ausgezogen hatten. Ihre Sorgen
um Max schienen auf einmal gar nicht mehr so wichtig zu sein.
»Was nützt
mir ein schöner Körper, wenn ich mich nicht mit seinem Besitzer unterhalten kann?«,
wandte Anneliese ein.
»Wieso unterhalten?
Es reicht doch, wenn du klare Anweisungen gibst, die verstanden und umgesetzt werden.«
Monika grinste breit.
»Und so
ein Miststück ist eifersüchtig auf seinen Freund!« Anneliese schüttelte den Kopf.
Dann fingen beide an schallend zu lachen. Geschafft! Monikas trübe Gedanken hatten
sich endgültig verzogen.
Sie plauderten
noch eine Weile über dies und das, tranken ihre Lassis aus und spazierten anschließend
gemütlich Richtung Leopoldstraße. Anneliese wollte noch wegen eines Hutes bei einer
neu eröffneten Boutique in der Hohenzollernstraße vorbeischauen. Und da Monika ihre
kleine Kneipe wie immer erst am Abend öffnen würde und bis dahin nichts Besseres
vorhatte, kam sie mit. Es war inzwischen Mittag und unglaublich heiß. Als sie den
Laden erreichten, schwitzten sie beide am ganzen Körper.
»Guten Tag,
die Damen. Wie kann ich helfen?« Eine hochgewachsene, brünette Verkäuferin in hautengen
Bluejeans und weißen Stoffturnschuhen lächelte sie freundlich, aber auch von sehr
weit oben herab an.
»Guten Tag«,
erwiderte Anneliese aus mindestens gleicher Höhe. »Sie hatten da neulich so einen
wunderbaren roten Strohhut im Schaufenster. Ich glaube, er war von Seeberger. Er
hatte so eine ganz große Krempe mit bunten Stoffblüten darauf. Ist der noch auf
Lager? Ich konnte ihn gerade leider nicht mehr entdecken.« Sie tupfte sich mit einem
Papiertaschentuch die Schweißperlen aus dem Gesicht.
»Da müsste
ich mal im Lager nachsehen«, näselte die Verkäuferin gnädig. »Aber wenn mich nicht
alles täuscht, haben wir noch zwei Stück davon da. Einen Moment, bitte.«
Kurze Zeit
später traten zwei ganz offensichtlich dem internationalen Jetset zugehörige, munter
plaudernde und gackernde Damen im mittleren Alter auf die Hohenzollernstraße hinaus.
Passend zu den schrillen Hüten, die sie trugen, hatte Anneliese ihnen noch zwei
hautenge, schwarze Baumwollminikleider gekauft, und knallrote High-Heels, in denen
sie eine ausgezeichnete Figur machten. Nur mit dem Gehen hatten sie ihre Probleme.
Vor allem Monika. Sie stakste wie ein frischgeborenes Fohlen über das sonnenüberflutete
Trottoir.
10
»Ja, das war’s im Großen und Ganzen,
Heinz. Ich bin mir inzwischen absolut sicher, dass die zwei wie gedruckt lügen.
Das nächste Mal werde ich die Mistkerle auf jeden Fall mit ihrer kranken Vorliebe
für junge Mädchen konfrontieren. Bin schon gespannt, was sie dazu sagen.« Max hatte
Heinz Brummer gerade in dessen Studio über den neuesten Stand der Ermittlungen bei
Holzer und Nagel informiert. Jetzt wischte er sich bestimmt zum zweihundertzwanzigsten
Mal an diesem Vormittag mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn. Es war wirklich
der
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