Isarblues: Der dritte Fall für Max Raintaler (German Edition)
Stimmung demgemäß gut.
»Gerne,
Moni. Spitze, deine Rühreier. Warum kriege ich sie eigentlich nie so hin?«
»Ganz einfach.
Weil du nicht kochen kannst. Aber das weißt du doch.«
»Da könntest
du recht haben.« Er grinste. Wozu sollte man auch selbst kochen, wenn es die anderen
so gut konnten. Schon daheim als Kind wäre es der reine Schmarrn gewesen, wenn er
es gelernt hätte. Im Wirtshaus seiner Eltern gab es immer genug gute Köche und Köchinnen,
die ihn bis zum Gehtnichtmehr verwöhnt hatten. Und heute waren Moni, Frau Bauer
und Anton an ihre Stelle getreten. Was wollte er mehr?
»Aber jetzt
was anderes, Max …« Monika wartete ab, bis er seine Tasse ganz geleert hatte und
schenkte noch mal voll.
»Annie ist
seit gestern Abend verschwunden.«
»Wie – verschwunden?«
»Nicht zu
erreichen. Weder zuhause noch auf dem Handy. Dabei wollte sie heute mit mir in der
Stadt Mittagessen gehen und mich deswegen bis um zehn anrufen. Und normalerweise
ist sie die Zuverlässigkeit in Person. Das weißt du doch auch.« Sie setzte ein ernsthaft
besorgtes Gesicht auf.
»Langsam,
Moni. Jetzt ist es gerade mal halb elf. Sie wird sich schon noch melden. Vielleicht
musste sie zum Arzt oder so was in der Art.« Max schaufelte mit einem Esslöffel
wie gewöhnlich Unmengen von Monikas Erdbeermarmelade auf die untere Hälfte seiner
länglichen Sesamsemmel. Selbstgekochte Marmelade, köstlich, schwärmte er unterdessen
lautlos. Natürlich war Anneliese auch seine Freundin, aber wenn er ehrlich war,
machte er sich nur halb so viele Sorgen über ihren Verbleib wie seine Teilzeitlebensgefährtin.
Unkraut vergeht nicht, sagte er sich.
»Da hätte
sie mich aber bestimmt angerufen. Hoffentlich ist ihr nichts passiert. Sie ist gestern
mit so einem italienischen Gigolotypen mitgegangen. Sie wollten noch irgendwo was
trinken. Ich habe dann alleine aufgeräumt und zugesperrt.«
»Na also.
Da hast du es doch. Bestimmt schläft sie noch selig bei ihm. Nach einer wunderbaren
Liebesnacht.«
»Annie und
bis elf schlafen! Die ist doch immer schon um sieben auf den Beinen.« Monika hatte
das nervige Frühaufstehersyndrom ihrer Freundin schon oft genug leidvoll am eigenen
Leib miterleben dürfen. Zum Beispiel dann, wenn Anneliese meinte, ihr um sechs Uhr
morgens unbedingt telefonisch mitteilen zu müssen, dass sie schlecht geschlafen
habe und viel zu früh aufgewacht sei.
»Das Leben
besteht aus einer Reihe von Ausnahmen, Moni. Vielleicht ist sie nur mit ihm irgendwohin
gefahren.« Max biss herzhaft in den riesigen Marmeladenberg, der bereits seitlich
von seiner Semmel auf den Tisch hinuntertropfte. Sollte ich eigentlich gar nicht
essen, das süße Zeug, wegen meiner Kariesdisposition, dachte er kurz. Und Zucker,
wie mein Nachbar, der Bertram Bauer, kann ich davon auch bekommen. Egal. Wer nichts
wagt, der nichts gewinnt.
»In ein
Hotel außerhalb der Stadt etwa?« Monika begutachtete mit gerunzelter Stirn die unappetitliche
Sauerei, die er wieder mal auf ihrem Küchentisch veranstaltete.
»Ja, oder
in die Berge. Was weiß denn ich? Beruhig dich wieder.«
»Hm. Mag
sein. Vielleicht hast du recht. Auf jeden Fall rufe ich sie in einer Stunde noch
mal an. Sie hat noch nie eine Verabredung vergessen.« Sie nahm den kleinen Löffel
neben dem Honigtöpfchen zur Hand und rührte nervös damit in ihrem Kaffee herum.
Offensichtlich war sie alles andere als beruhigt.
»Tu das,
meine Liebe. Ich muss jetzt erst mal mit Heinz telefonieren und ihn über den letzten
Stand der Ermittlungen informieren. Und dann muss ich auch schon wieder los nach
Unterföhring. Hab dort um zwölf noch mal einen Termin bei Holzer und Nagel.«
Max hatte
in Monikas Augen manchmal so eine ganz bestimmte egoistische Art, sich und seine
Termine als das Wichtigste auf der Welt zu betrachten. Resigniert stöhnte sie leise
auf.
»Wie läuft
es denn mit deinen Nachforschungen? Hast du schon was erreicht?«, erkundigte sie
sich dennoch.
»Nicht viel.
Aber es gibt eine Spur. Besser gesagt, es gab sie. Jetzt ist sie tot. Also nicht
die Spur natürlich, sondern der Mann, der sich verdächtig gemacht hat. Er hieß Bär.
Ein erfolgloser Musiker ohne Geld. Er könnte die Lieder geklaut haben. Und dann
hätte er sie Holzer und Nagel verkaufen können.« Max leckte seinen marmeladeverschmierten
Daumen ab.
»Aha.«
»Ich weiß
aber nicht, ob das auch wirklich so war. Und deshalb befrage ich die beiden nachher
noch mal dazu. Ich habe da letzte Nacht per E-Mail etwas bekommen, womit
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