Isarblues: Der dritte Fall für Max Raintaler (German Edition)
ich sie
garantiert zum Reden bringen kann.« Jetzt leckte er seine ganze linke Hand ab, weil
die Marmelade inzwischen überall daran klebte.
»So? Was
denn? … Sag mal, muss ich mir deine Zunge mit den Bröseln und Marmeladeresten darauf
eigentlich noch länger anschauen?« Sie blickte angewidert zur Decke hinauf und trommelte
ungeduldig mit den Fingerspitzen auf der Tischplatte herum.
»Bin gleich
fertig … Ein paar äußerst peinliche Bilder habe ich von ihnen. Ich bin schon gespannt,
wie sie darauf reagieren. Ja, und dann gibt es da noch einen dubiosen Musikredakteur
beim Fernsehen. Über den weiß ich zwar noch nichts Konkretes, aber er steckt in
der Sache mit drin. Das rieche ich.« Unentwegt weiterkauend und schmatzend stand
er auf und holte sich ein Geschirrtuch, um damit gewaltsam die letzten klebrigen
Reste von seiner Hand zu reiben.
»Herrgott,
Max. Wasch dir halt die Hände. Du bist doch kein Kind mehr.« Sie klang jetzt genau
wie seine Mutter.
»Hast recht.«
Er ging zur Spüle und drehte den Wasserhahn auf. Was regt sie sich denn schon wieder
so auf? Ist doch nur Marmelade.
»Dein Riecher
hat dich aber auch schon oft getäuscht«, griff Monika den Faden wieder auf. Sie
zog die Brauen hoch. Seit Jahren lebte sie viele seiner Fälle regelrecht mit und
oft genug hatte sie ihm mit ihrem scharfen und unbestechlichen Verstand auch schon
bei deren Aufklärung geholfen. Auch gegen seine Theorien.
»Stimmt,
Moni«, räumte er ein. »Aber ebenso oft hat er das nicht. Ich würde sagen fifty-fifty.«
Musste sie ihm eigentlich immer widersprechen? Konnte sie ihm nicht einfach nur
ein einziges Mal recht geben? Und dann still sein? Das musste doch möglich sein.
Herrschaftszeiten.
»Den Mund
auch.« Mit seinem roten Erdbeermund wäre er locker in jedem Zirkus als braungebrannter,
blonder Clown durchgegangen.
»Wie?«
»Du musst
dir den Mund auch abwaschen.«
»Ach so.
Danke. Okay.« Er tat wie ihm geheißen und trocknete sich danach mit dem Geschirrtuch
ab, das er gerade für seine Hand benutzt hatte. Dabei schmierte er sich das klebrige
rote Zeug darauf wieder ins Gesicht zurück.
Monika schüttelte
nur noch den Kopf.
»Na, da
wünsche ich dir auf jeden Fall viel Glück«, fuhr sie fort. »Wäre doch super, wenn
du die Täter erwischst und dann eine Woche gratis bei Heinz ins Studio darfst. Da
könntest du all die schönen Stücke aufnehmen, die du im letzten Jahr geschrieben
hast. Vielleicht ist ja sogar was fürs Radio dabei.«
»Das glaube
ich weniger, Moni. Meine Songs entsprechen nicht dem üblichen Massengeschmack. Das
weißt du doch. Und deshalb spielt sie auch niemand im Radio.«
»Weil das
Publikum so blöd ist?«
»Nein. Weil
so viele Redakteure es für so blöd halten.« Er spülte die letzten Semmelbrösel in
seinem Mund mit einem großen Schluck Kaffee hinunter und rief bei Heinz an. Als
er ihn über den letzten Stand der Dinge informiert hatte, legte er wieder auf und
verabschiedete sich mit einem pappigen Küsschen von Monika.
»Mach dir
keine Sorgen um Anneliese«, rief er ihr zu, während er die Treppe hinunterstieg.
»Die meldet sich bestimmt bald.«
18
Eine halbe Stunde später parkte
er vor dem Studio von Holzer und Nagel. Irene warf ihm eine fröhliche Kusshand zu,
als sie ihn hereinkommen sah.
»Hallo,
Max. Die Herren Produzenten sitzen schon in Holzers Zimmer und warten auf dich.
Ich bringe dich schnell hin.« Sie lächelte ihn verliebt an.
»Das ist
aber sehr nett von Ihnen, schöne Frau.« Er lächelte verliebt zurück.
»Aber das
tue ich doch sehr gerne, schöner Mann.«
Holzer und
Nagel empfingen ihn mit misstrauischen Blicken. Holzer saß hinter seinem Schreibtisch,
Nagel wie letztes Mal auf der Schreibtischkante. Sie standen nicht auf, um ihn zu
begrüßen. Boten ihm auch nicht an, sich zu setzen. Also blieb er gut drei Meter
vor ihnen stehen. Die wissen doch was, dachte er. Wahrscheinlich hat Ratgeber sie
gestern angerufen und gewarnt. Oder doch nicht? Plagt sie einfach nur ihr schlechtes
Gewissen? Oder ist es die Angst vor dem, was ich fragen könnte? Egal. Schauen wir
mal, dann sehen wir es schon.
»Grüß Gott,
die Herren«, schmetterte er forsch.
»Was können
wir für Sie tun, Herr Raintaler? Hat Ihnen unser umweltfreundliches Leitungswasser
vorgestern so gut geschmeckt?« Holzer lehnte sich mit einem selbstzufriedenen Grinsen
in seinem ledernen Bürosessel zurück. Max quittierte seinen albernen Sparwitz mit
einem müden Lächeln.
»Nein, Herr
Holzer.
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