Isarblues: Der dritte Fall für Max Raintaler (German Edition)
zumindest
genauso stark zitterte wie sein Partner.
»Das lassen
Sie mal getrost meine Sache sein, Herr Holzer.« Max stützte sich mit den Händen
auf Holzers Schreibtisch ab und fixierte ihn.
»Hm … Und
wenn wir Ihnen nun sagen, was es mit den Liedern auf sich hat, bekommen wir diese
Originale dann von Ihnen?«
»Natürlich«,
log Max erneut.
»Na gut.
Sieht ganz so aus, als hätten wir sowieso keine Wahl.« Der schmierige Liederdieb
im blauweißen Hawaiihemd sah seinen ebenso schmierigen Kompagnon Nagel im rotweißgrünen
Hawaiihemd fragend an. Der zuckte nur mit den Achseln und nickte resigniert mit
dem Kopf.
»Also dann.
Wir haben alle fünf Lieder von Ratgeber bekommen«, fuhr Holzer anschließend fort.
»Ob der sie selbst geschrieben oder irgendwo geklaut hatte, wussten wir natürlich
nicht. Das schwöre ich Ihnen.«
»Natürlich
schwören Sie das«, erwiderte Max, während er sich wieder aufrichtete. »Aber eins
verstehe ich dabei nicht.« Er schüttelte langsam den Kopf. »Wieso hat Ratgeber die
Lieder nicht selbst herausgebracht? Er hat doch sein eigenes Studio und etliche
Nachwuchskünstler unter Vertrag, wie man hört.«
»Ganz einfach,
Herr Raintaler«, antwortete Holzer. »Oder stimmt Ihr Name auch nicht?«
»Die Fragen
stelle ich, Herr Holzer. Oder sollen wir die Bilder doch an die Medien schicken.«
Max deutete mit ausgestrecktem Arm auf die Fotos.
»Also gut,
es ist so. Ratgeber spielte immer gerne mal Titel, die er selbst geschrieben und
produziert hatte, in seinen eigenen Sendungen. Wegen der GEMA-Einnahmen, die er
dafür kassieren konnte. Doch das haben seine Chefs ihm dann verboten. Also umgeht
er das Ganze seitdem, indem er sich Partner sucht, deren Namen dann auf seinen Titeln
stehen.«
»Und weiter.«
»Tja, und
da hat er eben uns gefragt, ob wir die Lieder gegen eine faire Beteiligung an den
Rechten unter unserem Namen mit Burgl produzieren wollen. Und wir sagten natürlich
ja. Teilen wir die Urheberrechte halt durch drei. Weil die Lieder echtes Hitpotential
haben.« Holzer hatte sich wieder im Griff. Er saß da wie ein selbstgefälliger Diktator,
der vor einem Ausschuss der Menschenrechtsliga erklärte, dass es in seinem Land
keine Unterdrückung und kein Unrecht gäbe.
»Und je
öfter er sie in seinen Sendungen einsetzen würde, umso mehr würden Sie alle daran
verdienen.« Max wusste das noch aus seiner eigenen Vergangenheit als »Schallplattenstar«.
»Richtig,
Herr Detektiv. Fernsehpräsenz ist wie bares Geld in unserem Geschäft.«
»Aha. Und
wer Heinz Brummer die Lieder gestohlen hat, weiß natürlich nur Ratgeber. Oder?«
»Genau.«
Holzer machte ein unschuldiges Gesicht.
Na, wenn
das mal stimmt, dachte Max. Auf jeden Fall werde ich mir den König der Papageien,
Ratgeber, noch mal etwas genauer vorknöpfen.
»Aber sagen
Sie ihm bloß nicht, dass wir Ihnen alles verraten haben, Herr Raintaler. Der bringt
uns glatt um.« Nagel hob beschwichtigend die Hände. Kleine Schweißperlen standen
ihm auf der Stirn. Sein Schluckauf hatte mittlerweile eine Frequenz im unteren Sekundenbereich
erreicht. Was war gleich wieder verabscheuungswürdiger als ein skrupelloser Gauner?
Richtig. Ein skrupelloser Gauner, der vor Angst schwitzte.
»Wenn es
sich vermeiden lässt, werde ich das tun. Danke, meine Herren. Geht doch. Das war’s
für heute.« Max drehte sich um und schritt auf die Tür zu.
»Und was
ist nun mit unseren Originalfotos?«, rief ihm Holzer kleinlaut hinterher.
»Die schicke
ich Ihnen zu, sobald die Rechte an den Liedern ganz offiziell wieder bei Heinz Brummer
sind.«
»Und unser
Artikel?«
»Jetzt enttäuschen
Sie mich aber, Herr Holzer. Den können Sie sich natürlich in die Haare schmieren.
Wurde nie geschrieben. Das ist doch klar.« Max ging hinaus. Im Vorzimmer wich Irene
seinem Blick aus.
»Tut mir
leid, Irene. Ich wollte dir eigentlich gestern schon die Wahrheit sagen. Aber dann
hatte ich Angst, dass du dich vielleicht aus Versehen verplapperst, falls du Bescheid
weißt.« Er stand vor ihrem Empfangstresen und trat verlegen von einem Fuß auf den
anderen.
»Hau ab,
Max Raintaler!«, fuhr sie ihn wütend an. »Du bist einfach nur ein mieser, gemeiner
Kerl. Genau wie alle anderen. Auf Nimmerwiedersehen.« Sie beließ ihre zornig blitzenden
Augen stur auf ihrem Computerbildschirm.
»Na gut.
Wie du meinst, Irene. Ich wäre gerne mit dir baden gegangen. Aber nicht so. Glaube
mir. Tut mir wirklich leid. Übrigens sind das zwei ausgemachte Ganoven, für die
du
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