Isarblues: Der dritte Fall für Max Raintaler (German Edition)
hörte Max nur das Rauschen in der Leitung. Dann antwortete Frau
Schulze.
»Das glaube
ich Ihnen nicht«, hauchte sie mit zitternder Stimme.
»Dürfen
Sie aber.«
»Tut mir
leid, Herr Raintaler. Die Bilder von Holzer und Nagel habe ich Ihnen gerne geschickt.
Aber die Adresse meines Chefs kann ich Ihnen nicht geben. Das müssen Sie verstehen.«
Ihr Tonfall ließ keinen Zweifel daran aufkommen, dass sie es ernst meinte.
»Alles klar.
Eine Frage habe ich aber doch noch. Woher haben Sie eigentlich meine E-Mail-Adresse?«
»Die stand
auf der Karte, die Herr Ratgeber auf seinem Schreibtisch liegen hatte. Und Ihren
Namen wusste ich ja.«
»Gut, Frau
Schulze. Falls ich Sie noch mal brauchen sollte, rufe ich Sie an.«
»Gut, Herr
Raintaler. Auf Wiederhören.«
»Auf Wiederhören.«
Max legte auf. Seine Haare klebten ihm überall am Kopf fest. Fahr schon los, Raintaler,
dann hast du wenigstens Fahrtwind. Aber vorher rufst du noch Franzi an. Wegen Ratgebers
Adresse. Der Bursche entkommt dir nicht. Das wäre ja noch schöner.
»Max hier«,
meldete er sich, als sein Exkollege dranging.
»Servus,
Max. Was gibt’s? Ist das nicht mörderisch heiß heute? Wenn es so weitergeht, brauche
ich ein Planschbecken hier im Büro. Und einen Eisverkäufer.«
»Stimmt.
Es ist die Hölle. Aber nichtsdestotrotz geht die Arbeit vor. Pass auf, Franzi. Es
gibt da einen Verdächtigen im Fall Liederklau und Mord an Fritz Bär.«
»Na, schau
mal an.« Franz klang freudig überrascht.
»Er heißt
Gustl Ratgeber und ist Musikredakteur beim Fernsehen. Und er hat scheinbar Heinz’
Lieder an Holzer und Nagel weitergegeben. Jedenfalls haben die mir das vorhin so
erzählt. Und Bär könnte er auch auf dem Gewissen haben.«
»Und?«
»In seinem
Büro ist er nicht aufzutreiben. Ich wollte ihn deswegen gleich mal bei sich zuhause
besuchen. Dazu bräuchte ich aber seine Adresse von dir.« Max drehte den Zündschlüssel
herum, bis die Kontrolllämpchen aufleuchteten und schaltete die Lüftung ein. Viel
würde es nicht nützen. Aber die leichte Brise im Gesicht würde ihn wenigstens vor
einem Hitzschlag bewahren.
»Die kriegst
du, Max. Aber ich komme mit. Muss ich in dem Fall auch. Schließlich läuft eine offizielle
Ermittlung wegen Bär.«
»Logisch.
Dann können wir dem feinen Herrn mit vereinten Kräften auf den Zahn fühlen. Inoffiziell
wie immer, natürlich. Vielleicht gesteht er ja gleich alles.«
»Das glaube
ich zwar weniger. Aber einen Versuch ist es allemal wert.« Eine Zeitlang waren nur
Tippgeräusche zu hören.
Dann meldete
sich Franz wieder. »Also, pass auf, Max. Ratgeber wohnt in Schwabing, in der Hohenzollernstraße
79. Ich schlage vor, wir treffen uns in einer guten Stunde vor seiner Haustür.«
»Sagen wir
doch gleich zwei Stunden. Dann bleibt mir noch genug Zeit, um irgendwo was zu essen.
Was ist übrigens mit Bärs Leiche?« Max beugte seinen Kopf nach vorne, um den heißen
Wind aus dem Gebläse intensiver zu spüren.
»Da haben
wir noch nichts. Und Essengehen können wir danach auch zusammen. Zum Beispiel in
dem schattigen kleinen Biergarten gleich bei der Uni. Du weißt schon, welchen ich
meine. Was hältst du davon?«
»Passt,
Franzi. Welchen Biergarten du meinst, weiß ich zwar nicht, aber du wirst ihn mir
schon zeigen. Also, dann doch schon um halb zwei bei Ratgeber?«
»So machen
wir es. Servus.«
Sie legten
auf. Max lehnte sich in seinen Sitz zurück, schnallte sich an, startete den Motor
und verließ den Parkplatz vor Holzers und Nagels Studio. Dann steuerte er stadteinwärts
Richtung Hohenzollernstraße. Der Wind, der durch die geöffneten Fenster hereinströmte,
ließ ihn ein wenig aufatmen. Wie immer zur Ferienzeit mitten im August war nur wenig
Verkehr, und so erreichte er sein Ziel bereits nach einer Viertelstunde. Er stellte
das Auto in einer kleinen Seitenstraße ab und schlenderte gemütlich in Richtung
Ratgebers Haus.
Der Sommer
hatte die bayrische Metropole fest im Griff. Männer in Sandalen, T-Shirt oder Hemd
und kurzen Hosen kreuzten seinen Weg. Mädchen und Frauen in leichten Sommerblusen
oder farbigen T-Shirts zu sehr kurzen Miniröcken schwebten auf Flip-Flops an ihm
vorbei. Die Straßencafés waren gerammelt voll und vor den Eisverkaufsständen hatten
sich dicke Menschentrauben gebildet. Die Luft über dem Asphalt flimmerte wie im
Süden. Die meisten Leute, die ihm begegneten, trugen ein wohliges Lächeln spazieren.
Der Rest stöhnte unter der erbarmungslosen Hitze.
Max saugte
die träge
Weitere Kostenlose Bücher