Isarblues: Der dritte Fall für Max Raintaler (German Edition)
und Brezn beladen wieder vor Irenes Wohnungstür angelangt, sperrte er leise
auf und schlich in die Küche. Wo war wohl die Kaffeemaschine? Und wo waren die Teller?
Herrje. Hier fand man ja überhaupt nichts. Er begab sich zum Schlafzimmer hinüber,
um zu sehen, ob sie schon wach war.
»Irene?«,
flüsterte er von der Tür aus.
»Hm?«, kam
es unwillig aus ihrem Kissen zurück.
»Bist du
schon wach?«
»Natürlich.
Sonst könnte ich ja nicht mit dir reden.« Sie drehte sich zu ihm herum und schaute
ihn halb freundlich, halb ärgerlich an.
»Ich finde
deine Kaffeemaschine nicht.«
»Ich hab
auch keine.«
»Aber wie
kochst du dann deinen Kaffee?«, fragte er und machte große Augen.
»Ich brühe
ihn mit heißem Wasser aus einem Topf auf.«
»Geht das
denn?«
»Junggesellen!«,
schnaubte sie und stand auf. »Natürlich geht das. Warum soll es nicht gehen? Es
ging jahrhundertelang.«
»Ich weiß
nicht. Ich kann nur mit einer Kaffeemaschine Kaffee kochen.« Er lächelte verlegen.
»Du verarschst
mich doch, oder?«, brummte sie unwillig, während sie im Bad verschwand.
»Nein. Ehrlich
nicht.« Er hob mit einem absolut glaubhaften Unschuldslammblick die Arme.
»Echt nicht?
Wahnsinn. Na gut. Wart auf mich. Ich bin gleich wieder da. Dann mach ich uns Kaffee
und Eier. Wie man die kocht, weißt du ja sicher auch nicht.«
»Stimmt.
Woher weißt du das?«
»Keine Ahnung.
War wohl so eine Art göttlicher Eingebung.« Sie patschte nackt wie sie war ins Bad
und drehte die Dusche auf.
Max setzte
sich derweil in die Küche und blätterte in der Zeitung, die er sich aus dem Verkaufskasten
unten vor der Tür mitgenommen hatte. Nichts als Mist, dachte er wie schon so oft
zuvor. Nur Mord und Bestechung und Totschlag und Betrug und Sexskandale. Und Katastrophen
natürlich. War unsere Welt wirklich so krank, wie es hier täglich geschrieben stand?
Oder geschah auch mal etwas Positives? Bestimmt. Aber warum schrieben sie nicht
darüber? Zum Beispiel ›Hurra, Mutter bekommt hübsches Kind‹ oder ›Toll, neues Auto
für Lehrling‹ oder ›Gratulation, Frau Meier aus Sendling hat endlich den Mann fürs
Leben gefunden‹. Das wären doch Nachrichten gewesen, die dem Tag einen guten Anfang
beschert hätten. Aber was las man stattdessen? ›Frau erschlägt Säugling‹, ›Betrüger
gefasst‹, ›Politiker brechen wieder mal ihre Versprechen‹, ›Priester zwingen junge
Buben zum Sex‹, ›Heuschrecken übernehmen endgültig die Weltmacht‹. Immerzu dieselbe
frustrierende Leier. Eigentlich sollte man den ganzen Schmarrn nur noch zum Verpacken
von Fisch und Gemüse verwenden. Nichts wie weg damit. Eilig legte er die Zeitung
wieder aus der Hand. Er hatte heute einfach keine Lust, schlecht drauf zu sein.
»Wie ich
sehe, warst du bei unserer kleinen Bäckerei schräg gegenüber«, stellte Irene mit
einem kurzen Blick auf die Tüte mit den Semmeln darin fest, als sie nur mit einem
winzigen Höschen bekleidet aus dem Bad zurückkam.
»Ja. Eine
schräge Verkäuferin. Hat gemeint, sie verkaufen nur Winterstiefel, als ich reinkam.«
»Sie ist
echt lustig. Spinnt aber auch ein bisschen. Manchmal knöpft sie ihren Kittel auf
und zeigt der männlichen Kundschaft ihre Hupen.«
»Ohne Schmarrn?«
»Ja. Tatsächlich.«
»Aha. Na,
dann weiß ich ja jetzt, wo ich in Zukunft immer meine Semmeln hole.«
»Untersteh
dich!«
»War bloß
ein Witz. So was würde ich doch nie tun.« Max grinste breit. Natürlich würde er.
Logisch.
»Rühreier?«
Irene drehte sich zu ihrer kleinen Küchenzeile um.
»Gerne!
Vier Stück!«
»Nach dem
Frühstück muss ich unbedingt Holzer anrufen«, fuhr sie fort. »Er wollte meine Papiere
bis heute fertig machen. Ich befürchte bloß, dass er das nicht tut, weil er sauer
auf mich ist.«
»Ruf ihn
ruhig an. Ich bleib solang hier und unterstütz dich notfalls. Ich kann mir vorstellen,
dass es dann sehr schnell geht.«
»Super,
Max. Gleich gibt’s Essen. Ich zieh mich nur kurz an.«
Als sie
in weißer Bluse, flachen weißen Turnschuhen und kurzem, buntem Rock aus dem Schlafzimmer
zurück war, briet sie die Eier, tat ihnen auf und setzte sich fröhlich dreinblickend
auf den zweiten Stuhl vor ihrem kleinen Küchentisch. Nachdem sie fertig waren, räumte
Max ab, während sie ihr Telefon holte und die Nummer des Studios wählte.
»Keiner
da«, erklärte sie, als sie wieder auflegte. »Dann werde ich es eben bei ihm zuhause
in Grünwald versuchen.« Sie wählte erneut.
»Holzer«,
meldete sich ihr Exchef
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