Isarblues: Der dritte Fall für Max Raintaler (German Edition)
entdecken gewesen«, fuhr er fort. »Nicht mal ein zusätzliches Alibi zu
dem von Irene hätte er wahrscheinlich gebraucht.«
»Schön blöd.«
»Du sagst
es, Max. Das kommt davon, weil diese Amateure so leicht ihre Nerven verlieren. Einem
Profikiller wäre das unter Garantie nicht passiert.« Franz setzte ein hochprofessionelles
Hauptkommissar-auf-der-Verfolgungsjagd-Gesicht auf.
»Ja, Gott
sei Dank verlieren die ihre Nerven, Franzi. Stell dir doch bloß mal vor, alle Mörder
wären Profis. Da hättest du bald eine Aufklärungsrate von null Prozent und niemand
wäre mehr seines Lebens sicher.«
»Stimmt.
Ich meine es auch bloß rein statistisch gesehen. Als Beispiel sozusagen. Und auch
wegen der amerikanischen Krimis im Fernsehen … Also, wenn man sich die jetzt zum
Beispiel mal so anschaut … Da läuft es ja immer so ab … Also, dass die Burschen
total cool bleiben. Aber echt total.«
»Ach so.
Ja, dann. Klar …« Max klammerte sich krampfhaft mit beiden Händen an seinen Türgriff.
Franz fuhr
wirklich kriminell. Aber effektiv. Nur zwei Autos waren noch zwischen ihnen und
Holzer. Sie passierten das Polizeirevier in Richtung Straßlach. Holzer gab Gas und
raste erneut davon.
»Wo will
der bloß hin, der Depp? Zur Autobahn Richtung Flughafen oder nach Kufstein oder
Salzburg hätte er doch längst vorhin in Grünwald links abbiegen müssen. Will er
etwa in dem Tempo über die Landstraße zum Innsbrucker Flughafen weiterdüsen? Das
gibt garantiert Tote, Zefix.« Franz trat das Gaspedal voll durch. Kickdown. Sein
dunkelgrauer Dienstwagen schoss mit einem kräftigen Satz wie ein Panther nach vorne.
Die Beschleunigungskräfte drückten die beiden Freunde in die Lehnen ihrer Ledersitze.
Dennoch kamen sie Holzer nur langsam näher.
»Herrschaftszeiten.
Hoffentlich überleben wir das«, unkte Max.
»Logisch.
Den kriegen wir schon. Wart’s ab, Max. Jetzt leg ich den Turbo ein.« Franz passierte
mit einem Affenzahn die nächsten zwei Wagen, die rechts ran gefahren waren.
Max schloss
einen Moment lang die Augen. Die aberwitzige Geschwindigkeit des rennwagenähnlichen
Polizeiflitzers war ihm nicht geheuer. Seit seiner Pensionierung kannte er nur noch
das moderate Tempo seines klapprigen R4. Mit fast 200 Stundenkilometern näherten
sie sich dem Flüchtenden. Der musste sie im Rückspiegel kommen gesehen haben und
drückte noch mehr auf die Tube.
»Wenn er
so schnell weiter fährt, schiebt es ihn in der nächsten Kurve garantiert von der
Straße.« Franz trat das Gaspedal erneut bis zum Fahrzeugboden durch.
Die Automatik
reagierte sofort, indem sie einen Gang herunterschaltete. Sie beschleunigten und
fuhren kurz darauf dicht hinter Holzer. Max konnte dessen Gesicht bereits im Rückspiegel
des Mercedes erkennen. Dann stieg der Erfolgsproduzent scharf auf die Bremse. Franz
bremste ebenfalls. Gott sei Dank.
»Nicht mit
mir, Bursche«, knurrte er, als Holzer wieder Gas gab. »Hast du das gesehen, Max?
Der Kamikaze wollte, dass wir ihm hinten reinfahren. Selbst auf die Gefahr hin,
dass wir ihn dabei von der Straße abgedrängt hätten. Dem ist anscheinend alles egal.«
»Oder er
ist seit gestern besoffen.«
Sie rasten
auf die scharfe Kurve kurz hinter Deining zu. Wenn Holzer wirklich über Bad Tölz
nach Innsbruck will, muss er hier der Hauptstraße nach links folgen, dachte Max.
Prompt bremste der Musikproduzenten vor ihnen ab und lenkte nach links. Zu spät.
Sein Wagen war viel zu schnell. Er rutschte erst ein Stück weit gerade aus weiter,
stand dann auf einmal quer und überschlug sich ein paarmal in dem Weizenfeld vor
ihnen. Franz hielt seinen Dienstwagen am Straßenrand an. Max und er stiegen aus
und rannten zu dem verunglückten Fahrzeug, das inzwischen völlig verbeult wieder
auf allen vier Rädern stand. Nur quer zur Fahrtrichtung.
»Holzer!«,
rief Franz, als sie bei ihm ankamen. »Sind Sie verletzt?«
Der Produzent
staunte sie durch das zersplitterte Seitenfenster an, als kämen sie von einem anderen
Stern.
»Ich … glaube
… nicht«, erwiderte er langsam, so als hätte er erst kürzlich zu sprechen gelernt.
»Gott sei
Dank.« Max atmete auf. Ein toter Verdächtiger hätte ihnen sicher den ganzen Tag
verdorben.
»Kommen
Sie. Wir holen Sie hier raus«, fuhr Franz eilig fort. »Sie müssen von dem kaputten
Wagen weg, falls er Feuer fängt. Max, rufst du den Notarzt?«
»Mach du
das lieber, Franzi. Ich trag den Holzer weg. Denk an deine Bandscheiben.«
Franz nickte
dankbar und wählte unverzüglich
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