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Isarbrodeln

Isarbrodeln

Titel: Isarbrodeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Gerwien
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nachdenklich ein Stück Kuchen auf ihre Gabel. »Übrigens«, fuhr sie fort, »da fällt mir gerade etwas ein, das ich dir schon lange sagen wollte. Meiner Sabine geht es prima. Sie hat ihre Drogen- und Trotzphase endlich hinter sich gebracht und ist jetzt wieder fleißig in der Schule. Sogar mit Volleyball hat sie angefangen.«
    Arme Sabine. Monika stöhnte innerlich auf. Annelieses achtzehnjährige Tochter hatte es mit ihrer fordernden Mutter noch nie leicht gehabt. Anneliese war der Meinung, dass ein junger Mensch einzig und allein an seine erfolgreiche und abgesicherte Zukunft denken müsse. Dafür, dass Sabine dieses Ziel erreichen würde, waren in ihren Augen größte Disziplin, unbedingter Fleiß sowie ausschließlich gesellschaftlich relevante Freunde unabdingbare Voraussetzungen. Monika und Max waren seit Langem ganz anderer Meinung. Im Zeitalter von Selbstverwirklichung, Internet, Partys und Freiheit wollten die Kids heute doch in erster Linie ihren Spaß. Und den sollte man ihnen ihrer Meinung nach auch nicht verbieten. Schließlich gehörte er genauso zum Leben wie Ermöglichung und Ausbau der Existenz durch einfachen Broterwerb und diverse Fleißaufgaben.
    »Na bestens. Dann wird sie also doch noch die perfekte Sauberfrau, die du so gerne hättest.« Monika setzte einen provozierenden Blick auf.
    »Also, jetzt übertreibst du schon wieder, meine Liebe. Ein bisschen Fleiß und Disziplin haben noch keinem geschadet. Schau doch nur mich an«, verteidigte sich Anneliese.
    Lieber nicht, dachte Monika, die den schwierigen Charakter ihrer stets vom Schicksal verwöhnten Freundin nur allzu gut kannte.
    »Leg die Zügel und den Maulkorb bloß nicht zu eng an, Annie. Du weißt noch vom letzten Winter, wie das ausgehen kann«, sagte sie.
    Sie spielte damit auf Sabines Verschwinden aus ihrer Pension in St. Johann an, wo sie diesen Januar mit zwei Freundinnen ihren Skiurlaub verbracht hatte. Mittendrin war sie auf einmal nicht mehr aufzufinden gewesen. Und hatte sich auch nicht mehr zu Hause gemeldet. Erst nach einigen äußerst bangen Tagen und Nächten hatte Anneliese sie mit Max’ Hilfe wiedergefunden. Sie hatte damals noch großartig geschworen, nie wieder so streng zu sein. Doch wie es jetzt aussah, hatte sie dabei ihre Finger gekreuzt gehabt. Diesen Verdacht hegte Monika zumindest gerade.
    »Du hast ja recht, Moni. Mag sein, dass ich wirklich zu hart zu ihr bin. Aber ich will doch nur das Beste für meine Kleine.«
    »Das Beste muss nicht immer das Richtige sein. Aber lassen wir das jetzt. Keinen Streit. Schließlich ist deine erwachsene Tochter deine Sache. Und du ihre. Stimmt’s? Das müsst ihr zwei schon untereinander regeln. Reden wir lieber über Giovanni. Noch einen Schluck?«
    Als Anneliese dankbar über den Themenwechsel eifrig nickte, schenkte ihr Monika noch einmal Kaffee nach und berichtete ihr dann ausführlich über das Geschehen von gestern Abend und heute Morgen.
    »Giovanni tot. Das gibt es doch gar nicht. Wer tut denn nur so was?«, wunderte sich Anneliese mit bleichem Gesicht, als ihre Freundin fertig erzählt hatte. Sie schüttelte langsam ihren blonden Pagenkopf.
    »Das frage ich mich auch schon den ganzen Tag lang«, erwiderte Monika. »Ich kann an nichts anderes mehr denken. Vielleicht waren es diese beiden Schutzgelderpresser von gestern Abend. Wer weiß?«
    »Vielleicht, Moni. Oder auch nicht, stimmt’s? Aber Max wird schon herausfinden, wer Giovanni auf dem Gewissen hat. Er war früher ein guter Kommissar. Und er hat nichts verlernt. Denk nur an St. Johann. Ohne ihn hätte ich Sabine vergangenen Winter bestimmt nicht gefunden.«
    »Da hast du recht. So unentschlossen er ansonsten herumtut, aber ein guter Polizist war er wirklich. Das hat man auch heute Morgen im ›Da Giovanni‹ wieder gemerkt. Und stell dir vor, unser allseits geliebter Hypochonder hat bis dato immer noch die höchste Aufklärungsrate in seiner Abteilung! Obwohl er seit Jahren nicht mehr dabei ist.« Monika schenkte sich, nicht ohne den Anflug eines kleinen stolzen Lächelns im Gesicht, selbst auch noch einen Kaffee ein. Dann ließ sie zwei Stück Zucker hineinplumpsen. Keine Milch. Wie immer.
    »Das hat mir Franzi neulich einmal unter dem Siegel der absoluten Verschwiegenheit erzählt«, fuhr sie fort. »Und jetzt schau dir Max heute mal an. Manchmal macht er wenigstens noch seinen Sport. Aber am liebsten sitzt er doch irgendwo vor einem Bier und tut gar nichts. Er weiß nicht einmal, wie seine Waschmaschine

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