Isarbrodeln
daheim funktioniert.«
»Männer!«, meinte Anneliese und grinste wissend.
»Aber wirklich. Manchmal habe ich schon das Gefühl, er wird richtig weltfremd. Hoffen wir, dass er den Mörder trotzdem erwischt.«
»Ja, hoffen wir’s. Und wenn du mal zufällig irgendwo einen perfekten Mann triffst, sag mir Bescheid. Der wird sofort von der Chefin persönlich verhaftet, nämlich von mir.« Anneliese grinste noch etwas breiter.
Monika lächelte nur kurz wortlos zurück. Im Moment habe ich wirklich andere Sorgen, als deine Beziehungsnöte, gute Frau, dachte sie. Unser Giovanni ist nicht mehr unter uns. Und sein Mörder läuft irgendwo da draußen frei herum.
6
»Da drüben ist Theresa Luca. Und ihre Söhne stehen an dem Stand gleich daneben. Bei den Kakteen. Siehst du sie?«
Sie standen im Eingang der Blumenhalle. Karl zeigte erst auf eine kleine alte Frau in Schwarz, die neben einer Auswahl von Schnittblumen, Pflanzen, Blumentöpfen und Keramikvasen aus Italien saß und dann auf den Stand ein Stück rechts von ihr.
»Alles klar, Karl. Dank dir schön.«
»Passt schon, Max«, sagte Rudis alter Gehilfe. »Übrigens hast du da was in deinen Haaren.« Er deutete auf Max’ Kopf.
»Wie? Etwa Schuppen? Oh je, oh je. Das auch noch.«
»Nein, keine Schuppen. Bloß ein paar Fetzen von dem Papiertuch, mit dem du dich gerade abgetrocknet hast.«
»Ach so. Ja, dann noch mal danke, Karl. Also, Servus.« Max rieb sich kurz ein paar der weißen Flusen vom Kopf, die beim Runterfallen, wie von einem Magneten angezogen, an seinem feuchten Regenumhang kleben blieben. Er sah damit aus, als käme er gerade aus einem Schneegestöber. Karl reichte ihm zum Abschied die raue Hand. Dann ging Max geradewegs zu dem Stand mit den Kakteen hinüber. Theresas Söhne waren gerade schon wieder in ein Streitgespräch vertieft. Diesmal mit zwei anderen jungen Italienern. Sie hörten ihn deshalb gar nicht kommen.
»Tschau, die Herren«, begrüßte er sie mit undurchdringlicher Miene, als er schon fast neben ihnen stand. »So sieht man sich wieder.«
Sie zuckten beide sofort im ersten Fluchtreflex. Doch weil sie offenbar keine Möglichkeit sahen, an ihm vorbeizukommen, blieben sie einfach stehen. Und blickten den Mann, der ihnen gestern Abend diese gründliche Lektion erteilt hatte, mit einer Mischung aus Angst, Unbehagen und Neugier an.
»Was wollen Sie denn schon wieder von uns? Und wer sind Sie eigentlich? Wir haben nichts getan.« Der kurzhaarige Bursche im abgetragenen, dunklen Sakko, dem er gestern den Baseballschläger weggenommen hatte, machte große Unschuldsaugen. Dann erblickte er Max’ Gummischuhe und grinste frech.
»Was ihr getan habt oder nicht, wird sich zeigen«, erwiderte Max ungerührt. »Mein Name ist Raintaler. Ich habe ein paar Fragen an euch. Zum Beispiel würde ich gerne wissen, wo ihr heute Morgen wart.«
»Das geht Sie gar nichts an. Schließlich ist das ein freies Land hier, genau wie Italien«, maulte der Jugendliche respektlos und verschränkte trotzig die Arme vor der Brust.
»Das mag schon sein. Trotzdem möchte ich wissen, wo ihr euch heute Früh zwischen kurz vor neun und zehn aufgehalten habt. Und eure Namen wüsste ich auch gern«, beharrte Max. »Und glaubt mir. Es ist besser für euch, wenn ihr antwortet.« Er machte mit grimmigem Gesicht einen Schritt auf sie zu.
»Na, hier. Bei unserer Mutter. Wie jeden Tag. Wo sollen wir denn sonst gewesen sein? Wir helfen ihr mit dem Stand. Verkaufen, auf- und abbauen und so weiter. Und mein Name ist Alberto Luca. Dürfen Sie sich gut merken.« Alberto richtete sich zu voller Größe auf und reichte Max dabei immerhin bis zur Nasenspitze.
Will er mir mit seiner schmalen Hühnerbrust etwa Angst einjagen? Max musste innerlich grinsen, obwohl ihm eigentlich nicht danach zumute war. »Den ganzen Morgen über?«
»Ja, klar«, mischte sich jetzt der Kleinere und, wie es aussah, auch Jüngere von beiden ein. »Fragen Sie doch unsere Mutter. Oder jeden anderen hier in der Nähe. Wir waren die ganze Zeit hier. Warum wollen Sie das wissen?«
»Die Fragen stelle ich, Kurzer. Okay? Wie ist dein Name?«
»Alessandro Luca.«
»Also, Alessandro. Es reicht völlig, wenn ihr mir antwortet. Kapiert? Seit wann habt ihr Schutzgeld von Giovanni erpresst? Ging das schon lange so?«
»Wie meinen Sie das, Schutzgeld? Was ist mit Giovanni?« Der größere Alberto antwortete jetzt wieder mit motzigem Ton und setzte dabei einen herausfordernden Blick auf.
»Mit Schutzgeld meine
Weitere Kostenlose Bücher