Isarbrodeln
waren gleichzeitig dicke Freundinnen. Mit dem einen Unterschied, dass sich Annika und Jutta bereits seit ihrer Schulzeit kannten. Und Bärbel erst vor einem Jahr in ihr Leben getreten war. Sie passte aber trotzdem perfekt zu ihnen. Alle drei verstanden sich prächtig. Kein Gezanke, kein Mobbing, keine Stutenbissigkeit. Sie hatten einfach nur ein tolles Arbeits- und Freundschaftsklima in ihrem Zimmer. Und das ließen sie sich auch von niemandem nehmen. Weder von ihrem Chef noch von gewissen neidischen Kollegen, die immer wieder versuchten, sie gegeneinander auszuspielen. Egal was geschah, sie waren und blieben die drei Superweiber aus der Lohnbuchhaltung. Und daran konnte nichts und niemand rütteln. Nur wenn es um ganz private Dinge ging, waren sich Jutta und Annika nach wie vor etwas näher.
»Jetzt aber mal was ganz anderes, Jutta. Heute Nachmittag bei unserem tollen Seminar. Hast du da eigentlich kapiert, warum wir die Personaldaten mit dem neuen Programm so kompliziert eingeben müssen?« Annika runzelte die Stirn und sah ihre Freundin kopfschüttelnd an. »Ich finde das total unpraktisch«, fügte sie dann noch empört hinzu. »Man braucht ja fast doppelt so lange wie vorher.«
»Also, soweit ich das mitbekommen habe, hat die EDV das eingebaut, damit die in der Chefetage leichter an ihre Listen und Auswertungen kommen können. Wie genau das läuft, weiß ich auch nicht. Aber es gibt da doch diese Schnittstelle zu dem neuen Managementinformationssystem. Und dafür brauchen die unsere Eingaben.« Jutta winkte dem elegant gekleideten, grauhaarigen Oberkellner, der gerade den Nebentisch abräumte und bestellte noch mal zwei Espressi bei ihm.
»Na gut. Aber letztlich sind Daten doch Daten. Dann sollen die halt ein Programm schreiben, das die Stammdaten ihren Bedürfnissen entsprechend ordnet und dann zu dieser Schnittstelle überträgt. Da kann ja ich noch besser programmieren als unsere nass gekämmten Schlaumeier bei der EDV.« Annika hatte vor ein paar Jahren einen Programmierkurs gemacht und war aufgrund ihrer dort erreichten Fachkenntnisse überzeugt davon, dass in der Computerabteilung ihrer Firma nur unfähige Schnarchnasen herumsaßen. »Ja, ja«, fuhr sie kopfschüttelnd fort. »Da schicken sie uns auf ganz tolle Seminare. Und was passiert, wenn wir unsere Arbeit am Monatsende wegen schlechter Software nicht fertigbekommen? Wir werden gelyncht, weil keiner sein Geld bekommt.«
»Da hast du wohl recht.« Jutta stieß einen langen Seufzer aus. »Und wann triffst du diesen Max wieder?«, fragte sie dann.
»Was …? Äh. Übermorgen. Er wollte mir den Englischen Garten zeigen.«
»Solange er dir nicht mehr zeigt …«
»Also, Jutta. Jetzt ist aber Schluss! Beste Freundin hin, beste Freundin her. Sei du lieber mal ganz still mit diesem Josef! Ganz fair gegenüber deinem Dieter zu Hause ist das nämlich auch nicht. Oder? Auch wenn du noch so oft behauptest, dass Dieter Kramer nur ein guter Freund aus Schulzeiten ist. Er sieht bestimmt mehr in eurer Beziehung. Sonst würde er sich nicht solch eine Mühe mit dir geben. Wenn ich nur daran denke, wie oft du ihn schon versetzt hast. Und er ruft dich trotzdem immer wieder an, die treue, dumme Seele.« Annika warf ärgerlich den Kopf zurück. Was fällt der glupschäugigen Kuh eigentlich ein? Andauernd will sie mir Vorschriften machen, aber selbst benimmt sie sich total daneben. Das ist doch nicht zu fassen. Außerdem will ich gar nichts von diesem Max. Er braucht meinen Trost, und für mich ist er eine nette Ablenkung. Sonst ist da nichts. Das bisschen Küssen mal ausgenommen. Und wenn schon. Das bedeutet doch nichts.
»Hast ja recht, Annika. Wer im Glashaus sitzt und so. Entschuldige bitte. Ich mach mir doch nur Sorgen, dass du wieder enttäuscht wirst. Wie von deinem Ex, diesem Ekel. Aber natürlich musst du selbst wissen, was du tust. Ist doch klar.« Jutta legte die Hand auf den Arm ihrer Freundin und sah ihr fest in die Augen.
»Das weiß ich auch. Ganz bestimmt. Verlass dich drauf«, erwiderte Annika.
Und behalt in Zukunft deine klugen Ratschläge für dich, dumme Gans, sprach sie inwendig weiter. Halt vor allem endlich die Klappe von meinem beschissenen Ex. Von diesem miesen Schwein will ich nie wieder irgendetwas hören. Sonst hau ich irgendwas kaputt. Oder irgendwen.
»Alles klar, Annika. Reg dich wieder ab. Okay? Was meinst du? Nehmen wir an der Bar noch einen Drink? Ich hätte Lust auf einen Caipirinha.«
»Caipi ist immer gut.«
»Und danach
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