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Isarbrodeln

Isarbrodeln

Titel: Isarbrodeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Gerwien
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Nachmittag an der Windschutzscheibe von meinem ›Rolls Royce‹ gefunden«, raunte er seinem alten Freund und Exkollegen leise zu, so dass ihn die beiden Neuankömmlinge nicht hören konnten. »Wahrscheinlich ein Kinderscherz. Aber vielleicht sind auch wichtige Fingerabdrücke drauf.«
    »›Wir wissen, wo du wohnst‹ … Du meinst, dass einer unserer Verdächtigen das gekrakelt hat?«, raunte Franz zurück.
    »Kann doch sein. Oder?«
    »Na gut. Ich überprüfe es. Obwohl wahrscheinlich eh schon alle Abdrücke verschmiert sind. Der Zettel ist ja total zerknittert. Hast du den mitgewaschen?«
    »Schmarrn. Seit wann wasche ich? Der klemmte schon so dran. Aber versuchen wirst du es doch trotzdem? Okay?«
    »Logisch.«
    Sie saßen eine Weile lang da, tranken und beobachteten, wer kam und wer ging. Geschäftsleute vom Großmarkt waren unter den Gästen, einfache Arbeiter und einige reichlich zwielichtige Gestalten. Aber die bösen Männer ließen sich nicht blicken. Zumindest gab Marco kein diesbezügliches Zeichen.
    »Haben wir uns nicht irgendwo schon mal gesehen?« Der kurz geschorene Bayer mit dem kleinen Nasenring blickte Max auf einmal geradewegs ins Gesicht. Er hatte eben sein letztes Stück Pizza verputzt und schien jetzt in Plauderlaune zu sein.
    »Ich kann mich gerade nicht daran erinnern«, erwiderte Max und betrachtete den gut aussehenden Burschen genauer.
    »Spielen Sie Gitarre?«, fuhr der fort.
    »Ja.« Max horchte interessiert auf. Kannten sie sich etwa von seinem Lieblingshobby her? Hatte der Typ einen Auftritt von ihm gesehen? Das wäre ja ein witziger Zufall.
    »Und singen Sie auch?«
    »Wieder ja.«
    »Ab und zu auch in Clubs? Auch Countrysongs?«, fragte der Fremde weiter.
    »Ja. Woher …?«
    »Max Raintaler, stimmt’s? Ich bin Mike Huber. Und das ist Jane Müller, meine Freundin. Sie managt mich ein bisschen.«
    Jane reckte ihre Brust, warf ihre lange blondierte Mähne nach hinten und lächelte vielsagend, ohne etwas zu sagen.
    »Servus, Jane. Servus, Mike. Respekt. Supergedächtnis. Das ist der Franz. Ein uralter Freund«, stellte Max seinen kleinen, glatzköpfigen Begleiter im rot-weiß-karierten Bergsteigerhemd vor. Sie schüttelten sich alle die Hände.
    »Ich singe und spiele auch«, fuhr Mike anschließend fort. »Wir sind schon mal zusammen aufgetreten, Max. Vielmehr nacheinander, am selben Abend. In diesem großen Laden, im Münchner Norden. Wie heißt er noch gleich?«
    »Texas Saloon?«
    »Genau. Das muss vor ungefähr einem halben Jahr gewesen sein.«
    »Ach, ja. Stimmt. Das war doch der Abend, an dem ich die Songs von Calvin Russel gespielt habe.«
    »Genau! Superstimmung. Und du warst kein Stück schlechter als der alte Ami. Stimmt’s, Jane?« Mike drehte sich zu seiner feschen Begleiterin um.
    »Das war voll super«, stellte sie mit einem aufgesetzt überlegen wirkenden Blick fest, der wohl keinen Zweifel an ihrer Kompetenz in Sachen Musik signalisieren sollte.
    Da schau her, sie kann also doch sprechen, registrierte Max. Wenig zwar, aber immerhin. Nimmt sie Drogen? Sieht ganz so aus. Wahrscheinlich Koks. Was sonst macht so überheblich und pseudoselbstbewusst? »Danke für die Blumen. Das Kompliment kann ich nur an dich zurückgeben, Mike. Damals hattest du aber eine Brille auf und längere Haare. Richtig?« Er erinnerte sich jetzt wieder an den Abend. Ein sehr guter Gitarrist. Spielte unglaublich schnell, aber trotzdem absolut sauber. Und mit viel Gefühl. Seine Performance damals hatte den ganzen Saal mitgerissen.
    »Richtig. Ich habe heute mal wieder meine Kontaktlinsen drin. Und die Haare hat Jane mir vor ein paar Tagen geschnitten. Macht einfach einen besseren Eindruck, meint sie. Auf ihren Rat hin habe ich mir auch mein neues Tattoo stechen lassen. Ich vertraue ihr da blind.« Mike zeigte ihnen das schwarze, brennende Kreuz mit geschlängelter, roter Schlange auf seinem Unterarm und deutete dann mit dem Kopf in Janes Richtung.
    Sie grinste nur zufrieden mit sich und der Welt und steckte sich langsam einen Kaugummi zwischen die Lippen. Eine Frau, die alles für einen erledigt, gut aussieht und nicht viel redet. Nicht unpraktisch, schoss es Max durch den Kopf. Fehlt nur noch, dass sie stinkreich ist.
    »Und? Spielst du noch? Du warst so verdammt gut, Mann.« Mike schob seinen Ärmel wieder herunter und sah Max neugierig an.
    »Ja, ab und zu. Wenn es sich ergibt. Aber ich nehme es ganz locker. Ich brauche keinen Stress mehr«, erwiderte der wahrheitsgetreu. Und jetzt, da mein

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