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Isarbrodeln

Isarbrodeln

Titel: Isarbrodeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Gerwien
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größter Fan tot ist, werde ich wohl noch kürzer treten, dachte er.
    Herrschaftszeiten, Giovanni. Wenn du dabei warst, hat das Spielen immer richtig Spaß gemacht. Ich weiß gar nicht, wie das jetzt wird, ohne deine aufmunternden Zwischenrufe und deinen lauten Applaus, der den Rest des Publikums immer gleich angesteckt hat. Er erinnerte sich an einen Abend in einer kleinen Bar bei Rosenheim. Max sollte dort spielen und Giovanni hatte ihn hinkutschiert, damit sein geliebter deutscher Countrystar, ohne Auto fahren zu müssen, die Stimme mit Bier ölen konnte. Nur fünf Leute waren in dem Laden gewesen. Aber Max hatte trotzdem gespielt und Giovanni hatte dermaßen für Stimmung gesorgt, dass es ein unvergesslicher Abend für alle Anwesenden wurde. Als Max ein paar Wochen später das nächste Mal dort gespielt hatte, war die Bude krachvoll gewesen. Na warte. Wenn deine verdächtigen Landsleute heute Abend noch kommen sollten, werden wir sie uns ganz genau anschauen. Wir kriegen den Kerl, der dir das angetan hat, Giovanni. Und dann gnade ihm Gott. Das kannst du mir glauben.
    Bis jetzt schienen die bösen Männer aus dem Süden aber weiter auf sich warten zu lassen. Und es war immerhin schon halb zehn. Egal. Wenn sie heute nicht kommen, bin ich morgen wieder da. Und übermorgen. Und den Tag darauf. Irgendwann werden sie mir auf jeden Fall erklären müssen, was dieser Spruch gestern heißen sollte, Giovanni hätte es ja nicht anders gewollt.
    »Kann ich gut verstehen, das mit dem Stress«, unterbrach Mike seine düsteren Gedanken. »Ich habe immer dermaßen Lampenfieber, dass ich schon Tage vor dem nächsten Konzert am Anschlag bin. Ich meine, ich bin nervös, total aufbrausend und meinen Blutdruck dürfte ich gar nicht messen lassen, sonst würden die Arzthelferinnen vor Schreck umfallen.«
    »Stimmt«, bestätigte Jane, grinste und küsste ihn auf die Wange. »Schatz, wir müssen. Die Party bei Ginger Maier!«
    »Alles klar, Jane. Die Party bei Ginger, stimmt ja. Hast du schon bezahlt?«
    »Klar!«
    »Ja, dann, Max. Hat mich gefreut, dich mal persönlich kennen zu lernen. Wir gehen jetzt noch richtig abfeiern. Was Jane?«
    »Klar!«
    »Servus, Mike«, sagte Max und musste zum wiederholten Mal über die obercoole, wortkarge Blondine an der Seite des jungen Musikers lächeln. »Wir sehen uns.«
    »Alles klar, Mann. Servus. Servus, Franz.«
    »Servus.« Franz steckte sich noch eine Zigarette an. Er hatte sich extra aus der Unterhaltung herausgehalten. Erstens konnte er beim Thema Musik sowieso nicht mitreden. Und dann musste ja auch wenigstens einer weiter beobachten, wer zur Tür hereinkam. »So, so. Hoher Blutdruck. Das scheint ja ein allgemeines Phänomen bei Musikern zu sein«, stellte er breit grinsend fest, nachdem die beiden weg waren.
    »Grins du nur, Franzi. Du kriegst ihn bestimmt auch noch, wenn du weiter so frisst, säufst und rauchst. Das ist so sicher, wie das Amen in der Kirche. Wenn du ihn nicht sowieso schon hast. Wann warst du eigentlich das letzte Mal beim Arzt?«
    »Keine Ahnung. Ich bin ja nie krank, im Gegensatz zu dir.« Franz winkte lachend ab und bestellte sich noch ein Bier.
    »Meinst du, dass deine Verdächtigen überhaupt noch auftauchen?«, fragte er mit zweifelndem Blick, nachdem der Kellner das Bier vor ihm auf dem Tisch abgestellt hatte.
    »Warten wir’s ab, dann wissen wir’s.«

20
     
     
    »Aber jetzt sag doch wirklich mal ganz ehrlich, Frau Klingeisen. Ist es schon wieder mal die große Liebe und ich muss mir Sorgen um dich machen? Oder ist es nur ein kleiner Seminarflirt?«
    Jutta, Annika und Bärbel hatten vorhin ihr Abendessen beendet. Bärbel wollte heute einmal früher ins Bett gehen, und so saßen sich Jutta und Annika seit einer halben Stunde am abgeräumten Tisch des Hotelrestaurants allein gegenüber und tranken Kaffee. Jutta fragte ihre beste Freundin dabei unbarmherzig aus. Ganz so, wie die heilige Inquisition dereinst ihre Verdächtigen, Abtrünnigen und Hexen befragt hatte.
    »Wie oft soll ich es denn noch sagen, Jutta? Es ist nur ein kleiner harmloser Flirt, sonst nichts. Du glaubst doch wohl nicht im Ernst, dass ich zweimal im Leben denselben Fehler mache und etwas mit einem Polizisten anfange. Selbst wenn es nur ein Expolizist ist.« Annikas Augen blitzten bei der Erinnerung an ihren Ex zornig auf. Ihr Gesicht rötete sich. Doch gleich darauf fing sie sich wieder.
    »Na, Gott sei Dank.«
    Annika und Jutta arbeiteten, genau wie Bärbel, im selben Büro miteinander und

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