Isarbrodeln
darauf, dass er heute schon eine Wurst gehabt hatte, setzte sich an einen der Biertische, die neben dem Stand aufgebaut waren und beobachtete das bunte Treiben rundum.
»Das gibt es doch gar nicht«, vernahm er auf einmal eine Stimme hinter sich. »Max? Bist du das?«
Er drehte sich um. Mike stand in schwarzer, glänzender Nappaledermontur samt Käppi vor ihm und kaute genüsslich eine Wurst.
»Ja, so ein Zufall. Servus, Mike. Wir haben uns letztes Mal doch nicht hier verabredet, oder?« Was ist denn das schon wieder für ein Outfit. Ist er am Ende schwul? Aber er hat doch Jane. Die ist doch seine Freundin und Managerin. Oder etwa nicht? Egal. Wen juckt’s.
»Nein, Max. Haben wir nicht. Zumindest soweit ich mich erinnern kann. Wie geht es dir?«
»Ganz gut. Und dir? Ist Jane wieder trocken?« Max grinste.
»Die ist wieder trocken, ja. Und mir geht es auch gut.« Mike grinste ebenfalls.
»Irgendetwas scheint uns das Schicksal wohl mitteilen zu wollen. Sich dreimal kurz hintereinander zu treffen, ohne Verabredung. Ist das noch reiner Zufall oder schon eher Bestimmung? Also, ich finde es zumindest bemerkenswert. Was meinst du?« Max blickte seinen jungen Musikerkollegen neugierig an.
»Mir ist es, ehrlich gesagt, langsam unheimlich«, erwiderte der und biss ein Stück von seiner Wurst ab. »Und dann auch noch an total verschiedenen Stellen in der Stadt. Das geht doch nicht mit rechten Dingen zu. Du bist nicht zufällig Polizist, oder?«
Da wird doch jemand nicht paranoid sein, dachte Max. Hat er vielleicht Angst vor der Drogenfahndung? Kann sein. Seine Jane raucht ja auf jeden Fall Gras. Dann tut er es bestimmt auch.
»Polizist war ich mal«, antwortete er. Während er Mike essen sah, bekam er selbst immer mehr Appetit auf eine Rote. Mit viel Senf natürlich. »Aber das war in einem anderen Leben«, fuhr er fort. »Vielleicht sollten wir mal zusammen ein Konzert geben. Kann doch sein, dass es genau das ist, was uns der große Manitu mitteilen will.«
Er nahm die Sache mit Mike gelassen. Das mit der Wurst in dessen Hand weniger. Das Wasser lief ihm immer mehr im Mund zusammen.
»Das ist eine Hammeridee. Geil! Da habe ich ja sofort Bock drauf. Wann? Wo?« Mike beförderte den letzten Wurstzipfel mit Senf in seinen Mund und stopfte den Rest seiner Semmel nach.
»Also, ich kenne da ein paar Kneipen, wo wir das versuchen könnten«, meinte Max, während er nach seinem Geldbeutel tastete. Und was, wenn ich mir doch eine Rote hole? Eine vertrage ich bestimmt noch. Eigentlich sind die doch ganz mager. »Lass uns doch einfach spontan mal telefonieren und was ausmachen. Sobald mein Finger wieder ganz in Ordnung ist. Okay?«, fuhr er fort.
»Klar, Mann. Jederzeit. Hier meine Karte. Habe ich bisher ganz vergessen, dir zu geben.« Mike wischte sich mit seiner Serviette den Senf aus den Mundwinkeln und reichte ihm einen bunt bedruckten, kleinen Karton.
»Danke«, sagte Max und steckte das auffällige Adresspapier in seine Jackentasche. »Ich stehe übrigens dick und fett im Telefonbuch. Max Raintaler mit ›a‹ , Thalkirchen. Habe gerade keine Karte dabei.«
»Alles klar. Ich freue mich darauf.« Mike schüttelte ihm überschwänglich die Hand. »Also gut, Max«, fuhr er dann fort. »Ich muss los. Bin mit ein paar Anwälten verabredet, die einen Musikverlag aufgemacht haben. Ich hoffe, ich kann denen ein paar meiner Songs verkaufen. Könnte mal wieder etwas Kohle gebrauchen.«
»Ja, ja, das liebe Geld. Glücklich macht es nicht unbedingt. Aber es beruhigt ungemein. Stimmt’s?«
»Du sagst es, Max. Also mach’s gut. Bis demnächst. Ich melde mich bei dir.«
»Wenn wir uns vorher nicht wieder zufällig treffen.«
Dann trennten sie sich. Schon komisch, dachte Max. Der Bursche taucht jetzt seit ein paar Tagen regelmäßig wie eine schrille Fata Morgana vor mir auf. Verfolgt er mich? Schmarrn, nur nicht selbst paranoid werden. Das hätte ich als alter Profi doch gemerkt. Bestimmt ist das Ganze bloß ein äußerst seltener Zufall. Wie dem auch sei, vielleicht trete ich ja wirklich mal mit ihm gemeinsam auf. Aber jetzt … geht es erst mal um die Wurst, Herr Raintaler.
Nachdem er seine Rote mit viel Senf gierig verschlungen hatte, spazierte er ein Stück weiter in Richtung Jakobsplatz und setzte sich vor einem kleinen Café in die Sonne. Perfekt. Hier bleibe ich die nächsten zwei Stunden sitzen. Danach ist es sowieso an der Zeit, zu Rosi rüberzugehen, um Annika zu treffen. Er bestellte einen doppelten Espresso und
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