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Isarbrodeln

Isarbrodeln

Titel: Isarbrodeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Gerwien
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antwortete seine blonde Nordseefee wieder etwas besser gelaunt. »Wundert mich eh, dass ihr hier unten das Bier meistens ohne hochprozentige Begleitung trinkt. Bei uns ist das anders. Da gehört der Schnaps dazu.«
    »Also gut. Bin gleich zurück.« Die fesche Wirtin fegte im gewohnten Schnellzugtempo quer durch den Saal hinter ihren Tresen.
    »Rezepte klauen. Was es nicht alles gibt? Ich lach mich schlapp«, gackerte Max, als sie wieder allein waren.
    »So lustig ist das gar nicht«, meinte Annika. »In Hamburg hatten wir mal einen ähnlichen Fall. Ich habe das neulich auch schon mal erwähnt. Erinnerst du dich?«
    »Dunkel.«
    »Jedenfalls hat da ein angesagter Starkoch ein Rezept von seinem härtesten Konkurrenten gestohlen. Und der hat ihn daraufhin von ein paar Russen regelrecht hinrichten lassen. Wenn es ums Essen geht, geht es auch immer um die Kunden und ums Geld. Um viel Geld.«
    Max wusste auf einmal wieder genau, wovon sie sprach. Es war während des Sommerlochs gewesen. Im August vor vier Jahren. Eine gute Woche lang war es das Tagesgespräch in den Medien gewesen.
    »Stimmt«, murmelte er abwesend. »Jetzt, wo du es sagst, erinnere ich mich auch wieder. Eine ganz üble Sache war das.«
    Raintaler, du alter Depp. Wo hattest du bloß die ganze Zeit über dein Hirn? Hat Clara nicht vor ein paar Tagen gesagt, dass etliche Leute hinter Giovannis Rezept für die feurige Pizza her gewesen seien? Und hat sie neulich am Telefon in diesem Zusammenhang nicht auch noch diesen Luigi erwähnt, der sogar deswegen mit ihm gestritten hat. Herrschaftszeiten. Das hast du bei deinen bisherigen Ermittlungen total vernachlässigt. Wolltest ja unbedingt nur diese Burschen aus der ›Bar Verona‹ festnageln. Auf deinen vagen Verdacht hin. Wegen eines albernen Spruchs! Aber das hier ist doch jetzt wirklich eine echte Spur. Denk doch bloß mal nach. Warum soll denn so eine Sache wie damals in Hamburg nicht auch hier in deinem schönen München passieren? Gleich morgen machst du dich auf den Weg in dieses ›Da Luigi‹ und schnappst dir den Mörder deines Freundes. Gleich morgen? Schmarrn. Warum nicht jetzt? Und Franzi rufst du auch an. Der kann den Kerl dann gleich mitnehmen. Er stand unvermittelt auf.
    »Es tut mir leid, Annika. Wir müssen unser Treffen auf morgen früh verschieben. Wann geht dein Flieger?«
    »Äh, wie … um vierzehn Uhr. Wieso?« Sie sah ihn verwirrt an.
    »Sag ich dir alles morgen. Frühstück um neun in deinem Hotel?«
    »Ja, ja. Okay. Aber was ist denn auf einmal los, Max? Was hast du denn? Musst du zu deiner schwarzhaarigen Bekannten?«
    Da war es wieder, das ätzende Gift der Eifersucht.
    »Nein. Mir ist gerade eingefallen, wer meinen Freund umgebracht haben könnte«, antwortete er schnell. »Ich muss da sofort mit meinem Exkollegen hin. Hoffentlich ist es noch nicht zu spät. Erledigst du das mit der Rechnung? Bekommst das Geld morgen von mir zurück.« Er nahm geschwind seine Jeansjacke von seiner Stuhllehne und schlüpfte hinein.
    »Ja, klar. Aber warum hast du es denn so eilig? Dein Verdächtiger wird dir doch nicht davonlaufen, nur weil er dir gerade eingefallen ist.«
    Dem vorwurfsvollen Klang ihrer Stimme nach schien sie überhaupt nicht mit seinem plötzlichen Aufbruch einverstanden zu sein. Schau mal an, Raintaler. Will sie am Ende was von dir? Letzter Abend in München und so? Egal. Keine Zeit. Jetzt zählt nur die Jagd nach Giovannis Mörder. Sonst nichts.
    »Stimmt. Aber ich muss da jetzt einfach hin. Wenn du willst, rufe ich dich nachher noch auf deinem Handy an. Wir können ja später noch ein Glas in deiner Hotelbar trinken. Okay?«
    »Mal sehen. Ist schon okay, Max.« Sie nickte sichtlich enttäuscht mit dem Kopf.
    »Also dann, Servus.« Er eilte humpelnd zur Tür hinaus. Fand nicht mal mehr Zeit, um ihr ein Abschiedsküsschen zu geben.
    »Ja, Tschüss. Viel Glück.« Du altes, dummes Huhn, Annika, dachte sie, während sie ihm verdattert nachblickte. Das hast du jetzt davon. Sitzt alleine an einem riesigen Kneipentisch und weißt nicht, wo du mit dir und deiner Aufgekratztheit hin sollst. Dabei hattest du dir doch geschworen, dich nie wieder mit einem Polizisten einzulassen. Und ein Expolizist macht da anscheinend auch keinen großen Unterschied. Also lass es doch einfach bleiben. Es gibt ja wirklich genug andere gut aussehende Männer. Zum Beispiel junge Notärzte.
    »Wo ist Max?«, fragte Rosi, als sie mit dem Schnaps eintrudelte.
    »Dringende Geschäfte«, erwiderte Annika und

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