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Isarbrodeln

Isarbrodeln

Titel: Isarbrodeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Gerwien
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schlug die Abendausgabe der Tageszeitung auf, die er vorher einem Pakistani oder Inder auf dem Mofa abgekauft hatte. Als er beim Lokalteil angelangt war, blieb sein Blick an dem Bild eines Toten haften. ›Mann ertrunken. Mysteriöser Todesfall bei der Tierparkbrücke‹ stand darüber. Er sah genauer hin und erkannte Marco, den kleinen Italiener mit der Zahnlücke aus der ›Bar Verona‹. Ja, da schau her. Da hat einer wohl zu viel gewusst. Oder sich mit den Falschen angelegt. Wieso hat mir Franzi eigentlich nichts davon erzählt? Er rief seinen Freund auf dem Handy an.
    »Servus, Franzi. Du hast doch heute Vormittag gesagt, dass dieser Marco, der uns vor der Bande in der ›Bar Verona‹ gewarnt hat, verschwunden wäre«, sagte er, als sein Freund sich meldete. »Jetzt ist er wieder aufgetaucht. Und zwar aus der Isar. Bei der Tierparkbrücke.«
    »Ich weiß, Max. Wir waren vorhin dort. Ich hatte noch keine Zeit, dich anzurufen. Ja, schöner Mist. Der hilft uns jetzt auch nicht mehr weiter in seinem erbärmlichen Zustand. Höchstens, wenn die von der Forensik noch irgendwelche Spuren an ihm finden. Was nach seinem ausgiebigen Vollbad unwahrscheinlich erscheint.«
    »Herrschaftszeiten. Das Ganze wird immer kniffliger, Franzi. Ich bin gespannt, wie das noch weitergeht.«
    »Das bin ich auch. Im Moment schaut es wirklich düster aus. Nicht mal das Zipfelchen einer Spur von Giovannis Mörder. Außer Albertini, der sich aber an nichts erinnern kann oder will. Ich mache für heute auf jeden Fall Feierabend. Habe keine Lust, schon wieder das ganze Wochenende durchzuarbeiten.«
    »Kann ich dir nicht verdenken. Mach’s gut, Franzi. Auf jeden Fall bis morgen beim Spiel.«
    »Mal sehen. Pass auf dich auf, Max. Servus.«
    Max legte auf und bestellte noch einen Espresso bei der vorbeieilenden, kurzhaarigen Kellnerin. Na sauber. Der kleine Marco tot. Sicher war das die Drecksbande aus der ›Bar Verona‹. Hoffentlich bringen die mich nicht auch noch um, dachte er. Zuzutrauen wäre es ihnen allemal. Gedroht haben sie mir ja schon zweimal.

30
     
     
    Max saß am gleichen Ecktisch in ›Rosis Bierstuben‹ wie die letzten beiden Male und wartete dort seit einer halben Stunde auf Annika. Wahrscheinlich hat sie es sich anders überlegt, sagte er sich. Bestimmt meint sie endgültig, dass sie in meiner Begleitung in zu großer Gefahr schwebt, und traut sich nicht herzukommen. Verstehen würde ich es. Man muss sich das doch bloß mal vorstellen. Da kommt sie in eine fremde Stadt und kennt dort natürlich erst mal so gut wie niemanden. Dann lernt sie jemanden kennen, findet ihn sogar nett, unternimmt was mit ihm, doch plötzlich soll sie eine Drohbotschaft an den neuen Bekannten ausrichten. Und wird zu allem Überfluss noch von einem Kampfhund gekratzt. Ich würde mir auch meinen Teil denken, wenn mir so was passieren würde. So gesehen könnte ich es ihr nicht mal übel nehmen, wenn sie heute nicht käme.
    »Na, Fremder, so ganz alleine am Tisch?«
    Er schreckte aus seinen Gedanken hoch und blickte auf. »Annika? Schön, dass du da bist«, stieß er überrascht hervor. »Ich dachte schon, du kommst nicht.«
    »Hallo, Max. Bitte entschuldige die Verspätung. Aber wir hatten doch heute unseren letzten Kurstag. Und da gab es noch eine kleine Abschiedsfeier mit Sekt und der Verleihung der Teilnahmeurkunden, zu der ich natürlich hinmusste. Ich hoffe, ich bin nicht allzu spät. Wie viel Uhr ist es denn?« Sie war außer Atem und sprach total gehetzt.
    Wahrscheinlich ist sie das letzte Stück hergerannt, vermutete er.
    »Ach, kaum der Rede wert. Halb neun. Außerdem hatte ich ja massenhaft Gesellschaft, wie du siehst.« Er deutete grinsend auf die anderen Gäste im Saal.
    »Spinner!« Sie grinste auch, beugte sich zu ihm hinab und gab ihm einen zärtlichen Kuss zur Begrüßung.
    »Oh, là là! Womit habe ich das denn auf einmal wieder verdient?«, fragte Max, der wirklich überrascht war.
    Nach dem Biergarten gestern hatte er eher das Gefühl, dass sie ihm aus dem Weg gehen wollte. Geküsst hatte sie ihn von da ab jedenfalls den ganzen gestrigen Tag nicht mehr. Und jetzt das? Er wurde einfach nicht schlau aus ihr.
    »Verdient hast du es überhaupt nicht«, scherzte sie zurück. »Aber da du mir einfach nun mal so gut gefällst, dachte ich mir, dass ich mir so ein kleines Küsschen ruhig mal gönnen darf. Reiner Egoismus.«
    »Na, wenn das so ist, würde ich dich hiermit gerne bitten, noch mal egoistisch zu sein. Wäre das möglich?«,

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