Isarbrodeln
zuckte frustriert die Achseln.
»Männer!«, schnaubte Rosi und stellte das Tablett mit den Gläsern auf dem Tisch ab. »Dann trinken wir seinen eben mit. Prost, Engelchen.«
»Prost, Rosi.«
31
Max stieg in das nächste Taxi, das die Straße herunterkam. Er nannte dem Fahrer die Adresse des ›Da Luigi‹. Dann rief er Franz auf seinem Handy an.
»Servus, Franzi, Max hier. Wo bist du gerade?« Er sprach leise, so dass der Fahrer ihn nicht hören konnte.
»Ich bin bei Moni in der Kneipe. Habe endlich mal Feierabend. Und wo bist du? Wieso bist du nicht hier?«
»Weil wir nicht dort verabredet waren. Pass auf, Franzi. Es gibt eine neue Spur im Fall Giovanni. Im Moment bin ich ins ›Da Luigi‹ unterwegs. Es könnte gut sein, das dieser Luigi unser Mörder ist. Er schien großes Interesse an Giovannis geheimem Pizzarezept zu haben, und einen Riesenstreit hat es deswegen zwischen ihm und Giovanni auch gegeben. Du musst da unbedingt auch hinkommen.«
»Und wieso kommst du da ausgerechnet am Samstagabend drauf?«
Franz hatte sicher nicht die geringste Lust, seinen gut gewärmten Barhocker aufzugeben, das wohlverdiente Wochenendbier einfach so auf dem Tresen stehen zu lassen und in die Stadt zu fahren. Max wusste das. Aber er würde es seinem alten Freund und Exkollegen nicht durchgehen lassen.
»Ist doch jetzt egal, Franzi. Mach lieber schnell!«, zischte er ärgerlich.
»Okay, wenn es dir so wichtig ist, komme ich hin. Es kann aber zwanzig Minuten dauern, bis ich bei dir bin.«
»Alles klar. Ich warte dort auf dich.« Max legte auf. »Da vorne rechts können Sie mich rauslassen«, wies er den Taxifahrer an, als sie vor dem Lokal angelangt waren.
Er stieg aus und setzte sich auf der Straßenseite gegenüber dem Lokal auf eine braune Holzbank unter einen der Laubbäume, die dort die Straße säumten. Dann beobachtete er den hell beleuchteten Eingang des Restaurants. Wie es schien, gab sich hier die Prominenz die Klinke in die Hand. Er erkannte einen bekannten Tennisspieler, eine berühmte Schauspielerin in unbekannter männlicher Begleitung und einen megaerfolgreichen Popmusikproduzenten aus Hamburg, der offenbar gerade zu Gast in München war. Aha. Wieder mal einer dieser Münchner Schickimickiläden, in die du selbst in hundert Jahren nicht reingehen würdest, Raintaler, sagte er sich. Ist dieser Luigi wirklich so sehr auf Giovannis Rezept angewiesen, dass er ihn deswegen umgebracht hat? Na klar. Zweifele nicht schon wieder. Aus Geldgier tun die Leute alles. Das hast du als Polizist doch oft genug erlebt. Es gibt Länder, da wirst du für zehn Euro oder eine Armbanduhr um die Ecke gebracht. Warum also soll nicht auch dieser Luigi Giovanni wegen eines Pizzarezeptes getötet haben?
Zehn Minuten später schlug ihm jemand von hinten auf die Schulter und rief laut: »Aufstehen! Polizei!« Er fuhr erschrocken hoch und blickte direkt in Franz’ Gesicht.
»Herrschaftszeiten. Schleicht sich der Depp an wie ein Apache auf Kriegspfad«, beschwerte er sich. »Willst du, dass ich einen Herzinfarkt kriege?«
»Was ist los? Du warst doch früher nie so schreckhaft«, wunderte sich Franz. Er setzte sich mit einem scheppernden Lachen neben ihn.
»Und der Wirt von dem Lokal da drüben soll ernsthaft Giovanni auf dem Gewissen haben?«, fragte er dann erstaunt. »Bist du sicher? Ich glaube, da ist gerade einer unserer besten Fußballer reingegangen. Kann das sein?«
»Logisch«, entgegnete ihm Max. »Ich habe ihn auch gesehen. Das scheint hier so eine Art Promitreff zu sein.«
»Na, da passen wir zwei ja hervorragend dazu, in unserem feschen Dinneroutfit.« Franz zeigte kopfschüttelnd auf Max, der seine alte Jeansjacke offen über einem ausgebleichten, hellblauen T-Shirt mit der Aufschrift ›Biertrinker leben länger‹ trug, und dann auf seinen eigenen, abgetragenen Lodenjanker, Marke Jägerlust.
»Wieso? Was soll daran falsch sein?«, wollte Max wissen. »So laufen doch heutzutage alle rum. Gut. Deine braune Cordhose und deine Jacke sind wirklich nicht der letzte Schrei, aber ich reiße uns dafür garantiert wieder raus. Allein schon mit meinem durchtrainierten Körper.« Er schlug seine Jacke zurück und zuckte zum Beweis ein paar Mal mit seinen Brustmuskeln.
Franz, dem ihre außerdienstliche Unternehmung hier nach wie vor nicht ganz geheuer war, starrte nachdenklich auf die andere Straßenseite. »Und was hast du jetzt vor, nachdem du mich von meinem schönen Bier weggelockt hast?«, fragte er. »Den
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