Isarbrodeln
Lachen verbeißen, weil der schwitzende Restaurantbesitzer jetzt gar so devot und eilfertig versuchte, alles richtig zu machen.
»In Ordnung«, fuhr er fort und gab ihm seine Papiere zurück. »Dann darf ich uns auch kurz vorstellen, Herr Danoni. Das hier ist Herr Raintaler und ich bin Hauptkommissar Wurmdobler. Aber wollen wir nicht lieber wieder reingehen? In Ihrem Büro spricht es sich bestimmt bequemer als hier draußen auf der dunklen Straße. Was meinen Sie?«
»Gerne, Herr Kommissar.«
»Hauptkommissar bitte. So viel Zeit muss sein.« Franz wischte sich, immer noch schwer atmend, den Schweiß von der Stirn. Er war todfroh, dass sie die beiden so schnell am Wickel gehabt hatten. Mit den drei Halben intus, die er sich bei Monika gegönnt hatte, hätte er nicht mehr recht viel länger laufen können.
Max, der lange nicht so schwer wie sein Freund und wesentlich besser trainiert war, bemerkte das natürlich. Er selbst hätte noch ewig lang weiterrennen können. Sogar mit dem wehen Bein. Genial, da kann ich morgen auf jeden Fall mitspielen, dachte er. Hat Moni also doch wieder mal recht gehabt. Wie meistens. Egal. Genervt hat sie mich trotzdem.
»Na, das hat doch wieder mal perfekt geklappt,« wandte er sich leise an Franz. »So bringt der Raintaler die bösen Buben zur Strecke. Meistens geht denen ja wirklich vor mir die Luft aus. Wie so manch zu schwerem Exkollegen auch.« Er grinste seinem Freund gutmütig ins Gesicht.
In Danonis Büro setzten sich alle vier in die gemütlichen braunen Ledersessel, die rund um einen kleinen, goldverzierten Glastisch gruppiert waren. Dann führte Franz sein Verhör durch. Er stellte dazu sein kleines Diktiergerät, das er immer dabeihatte, auf den Tisch und schaltete es ein.
»Herr Danoni. Stimmt es, dass Sie Giovanni Vitali kannten, den Wirt des ›Da Giovanni‹ beim Tierpark?«, begann er.
»Natürlich kannte ich Giovanni. Fast jeder hier in München kannte ihn. Armer Giovanni. Erschlagen wie ein Hund. Er war ein harter Konkurrent. Aber so einen Tod hat er nicht verdient. Niemals.«
»Haben Sie Herrn Vitali jemals Geld für ein spezielles Pizzarezept angeboten?«, fuhr Franz fort.
Luigi zündete sich mit zitternden Händen eine Zigarette an und atmete den ersten Zug tief in seine Lungen hinunter.
»Ja, natürlich. Für seine feurige Pizza, nach Großmutters Art. Jeder wollte das Rezept. Es ist eine köstliche Pizza.«
»Aber Sie konnten sich nicht mit ihm einigen. Richtig?« Auch Franz steckte sich eine Kippe ins Gesicht.
»Richtig. Er wollte es auf keinen Fall herausgeben. Wir haben neulich sogar einmal deswegen gestritten.«
»Und weil er Ihnen das Rezept nicht geben wollte, haben Sie ihn umgebracht.«
»Was habe ich?« Luigi verschluckte vor Schreck fast seinen Glimmstängel und bekam dabei den Rauch in die falsche Kehle.
»Wie kommen Sie denn auf so etwas, Herr Hauptkommissar?«, fragte er ächzend, als sein Hustenanfall wieder einigermaßen vorüber war. »Man streitet, gut. Man macht sich Konkurrenz, auch gut. Aber man bringt sich doch nicht wegen eines Rezeptes fürs Essen um. Stellen Sie sich nur mal vor, das würde jeder tun. Da gäbe es ja bald keine Köche mehr in München.«
»Aber für ganz besondere Rezepte würde sich ein Mord doch durchaus lohnen. Oder nicht?« Franz ließ nicht locker.
»Wenn Sie mich fragen, nicht. Die Liebe könnte ein Grund sein. Und viel Geld. Aber ein Pizzarezept. Nein. So toll war Giovannis Pizza nun auch wieder nicht. Fragen Sie doch nur mal unsere Gäste, was sie von unserer Quattro stagioni halten. Sie werden staunen, wie gut sie ankommt.« Luigi drückte seine halb heruntergerauchte Zigarette fahrig in einem der teuren Kristallaschenbecher auf dem Tischchen aus.
Der ist immer noch sauber nervös, dachte Franz. Wahrscheinlich hat er Angst, dass wir ihm sein schönes Schwarzgeld in letzter Sekunde doch noch wegnehmen.
»Aber wenn Ihre Pizza so köstlich schmeckt, wie Sie sagen, wieso haben Sie dann überhaupt mit Giovanni Vitali wegen seines Rezeptes gestritten?« Auch Franz drückte seine Zigarette in dem gläsernen Behältnis mit Goldrand aus.
Max blickte gespannt von einem zum anderen, während der Barmann eingeschlafen zu sein schien. Offenbar war die ganze Aufregung zu viel für ihn gewesen. Oder er hatte lange nicht mehr geschlafen. Das kam ja oft genug vor bei Barmännern, noch dazu, wenn sie gut aussahen.
»Giovanni war der Preis, den ich ihm dafür angeboten hatte, nicht hoch genug. Er wollte das
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