Isarhaie: Der vierte Fall für Max Raintaler (German Edition)
war mit Rainald in der
Oper und dann noch bei ihm in Grünwald.«
»Aha.
Also stimmt es?« Unwillkürlich stellte sich Max Woller nackt vor und starrte
sie fassungslos an.
»Sicher.
Bei all seinem Gewicht hat der gute Wabbel-Rainald nämlich durchaus große
Qualitäten als Liebhaber, müssen Sie wissen.« Sie deutete anzüglich grinsend
auf Max’ Schritt.
»So,
muss ich das? Danke, Frau Sandhorst. Ich melde mich wieder, falls ich noch
etwas wissen will.« Er musste hier raus. Gegen seinen Willen drängten sich
seinem inneren Auge bereits wilde Bettszenen mit ihm und Gesine Sandhorst in
der Hauptrolle auf. Schon verrückt, wie das männliche Unterbewusstsein
funktionierte. Eigentlich war ihm ihre ganze überdrehte leicht vulgäre Art eher
unangenehm, aber Sex mit ihr wäre anscheinend trotzdem eine mögliche Option für
ihn gewesen. Es stimmte wohl doch, dass alle Männer rein schwanzgesteuert
waren, wie es immer hieß. Bisher hatte er immer gedacht, er wäre diesbezüglich
eine Ausnahme. So gründlich konnte man sich also täuschen, sogar in sich
selbst. Herrschaftszeiten aber auch.
»Alles
klar, Herr Kommissar. Geil, diesen Satz wollte ich schon immer mal sagen.« Sie
lachte herzhaft und zeigte dabei zwei makellose Reihen weiß blitzender Zähne.
»Machen Sie’s gut und achten Sie immer auf Ihr Getränk.«
»Was?«
»K.-o.-Tropfen?«
»Ach
so. Ja, ja. Wiederschauen.«
Dieser
Woller kann mir erzählen, was er will, aber ich glaube ihm nicht, resümierte
Max, als er unten auf dem Promenadeplatz ankam. Ganz bestimmt wollte er die
Spengler liebend gern loswerden. Aber hat er sie wirklich umgebracht oder
umbringen lassen? Oder verbirgt er irgendetwas anderes? An dem Burschen bleibe
ich auf jeden Fall dran. Mal schauen, ob mir seine durchgeknallte Empfangsdame
mehr über ihn verraten kann. Da muss ich wohl doch bald in den sauren Apfel beißen
und mit ihr essen gehen. Im Büro redet sie sicher nicht über ihren Chef, noch
dazu, weil sie offenbar mit ihm in die Kiste springt. Na ja. Rein körperlich
ist sie ja auch eine echte Wucht. Aber das Gehirn will halt ebenfalls Nahrung,
ein bis zwei Brosamen sollten da schon drin sein. Doch, doch. Ganz bestimmt.
Zwei sollten es sein. Oder wenigstens einer. Mindestens.
10
»Servus, Josef. Max hier.«
»Servus,
alter Freund, wie geht’s?«
»Viel
besser.«
»Super.«
Josef klang ehrlich erfreut und erleichtert. Gute Freunde wie er waren halt
einfach unbezahlbar.
»Pass
auf, Josef. Ich ruf bei dir an, weil du gesagt hast, du wärest neuerdings an
Kriminalfällen interessiert.« Max hielt sein Handy näher ans Ohr, damit er
seinen Freund und Vereinskameraden beim FC Kneipenluft besser verstehen konnte.
Der Straßenlärm auf dem Stachus war nahezu unerträglich.
»Ja,
schon.«
»Ich
bräuchte deine Hilfe. Sonst habe ich meine Fälle immer mit Franzi und Moni
durchgesprochen, aber beides ist im Moment nicht möglich. Können wir uns deswegen
im Biergarten treffen?«
»Wann?«
»In
einer Stunde?«
»Wo?«
»Augustiner
in der Arnulfstraße, am Eingang.«
»Okay.
Bis gleich. Ich habe heute eh nichts anderes vor.«
»Bis
gleich. Danke, Josef.« Max legte auf. Wenigstens einer hielt noch zu ihm.
Außerdem schadete es dem arbeitsscheuen Millionenerben Josef sicher nicht, wenn
er auch mal etwas zu tun bekam. Das mit der Fallbesprechung war nur die halbe
Wahrheit gewesen. Er wollte Josef vor allem auch treffen, um ihm die Sache mit
Monika zu erzählen. Das ganze Theater mit ihr machte ihm gehörig zu schaffen.
Vielleicht hatte sein alter Schulspezi ja einen Tipp für ihn, oder er würde
einfach bloß zuhören, während Max ihm sein Leid klagte. Das wäre im Moment auch
schon viel wert gewesen. Allein wurde er mit der Sache im Moment auf jeden Fall
nicht fertig.
Er
machte sich in Richtung Biergarten auf. Bei normalem Tempo wäre er bereits in
einer knappen Viertelstunde dort. Deshalb ließ er sich Zeit, schaute sich die
Leute an, die ihm entgegenkamen und blieb immer mal wieder vor einem der
zahlreichen Schaufenster am Straßenrand stehen.
»Hast
du mal einen Euro, Alter.« Ein vollbärtiger Mann in versifftem, löchrigem
T-Shirt und abgewetzter Hose stand vor ihm und blickte ihn Mitleid heischend
an. Seine Augäpfel hatten die Farbe von Quitten, und die wenigen Haare auf
seinem Kopf hingen vollständig verfilzt und eingestaubt bis zu seiner
Nasenspitze hinunter. Er schielte leicht.
»Nein,
leider.« Max machte einen Schritt zur Seite, damit er ihn nicht anrempelte,
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