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Isarhaie: Der vierte Fall für Max Raintaler (German Edition)

Isarhaie: Der vierte Fall für Max Raintaler (German Edition)

Titel: Isarhaie: Der vierte Fall für Max Raintaler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Gerwien
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und
schlenderte weiter. Irgendeinen Bettelbaron reich machen, das wäre ja noch
schöner. Diese Burschen hatten doch alle eine Villa in Grünwald und einen
Jaguar in der Garage oder sie gehörten zu einer professionellen Gang. Da wäre
man ja blöd, wenn man denen etwas geben würde. Verdammte Gauner.
    »Verflucht
sollst du sein, Max Raintaler«, hörte er es hinter sich.
    »Was
war das?« Er hielt an, drehte sich um, ging auf den heruntergekommenen
Tippelbruder zu und baute sich vor ihm auf. »Was hast du da gerade gesagt?«
    »Verflucht
sollst du sein, Max Raintaler.« Der Mann reckte ihm trotzig sein Kinn entgegen
und starrte ihm furchtlos in die Augen.
    »Woher
weißt du, wie ich heiße?« Max blickte ihn verwirrt an. Wer mochte dieser
abgehärmte Kerl nur sein? Einer von den Burschen, die er zu seiner Dienstzeit
dingfest gemacht hatte? Jemand, mit dem er sich einmal privat angelegt hatte?
Irgendetwas an ihm kam ihm bekannt vor, aber er konnte beim besten Willen nicht
genau sagen, was.
    »Schule.«
    »Was
›Schule‹?« Max merkte gerade selbst, dass sein Ton unnötig barsch war. Er
versuchte es mit einem flüchtigen Lächeln wieder gutzumachen.
    »Ich
kenne dich von der Schule her, Max Raintaler. Erinnerst du dich nicht an mich?«
Der Mann stank unerträglich aus dem Mund, sobald er ihn aufmachte. Nach Eiter,
Knoblauch und billigem Fusel.
    »Nicht,
dass ich wüsste. Was soll denn das für eine Schule gewesen sein?«
    »Die
Volksschule in Sendling, Max. Nicht weit vom Lokal deiner Eltern. Du hast mich
doch oft genug zum Mittagessen in eure Wirtschaft mitgenommen. Na, klingelt’s
jetzt?« Der Bettler kratzte sich ausgiebig am Kopf. »Deine Mutter war eine so
großzügige Frau, und ihr Sohn ist anscheinend ein so hartherziger Mensch
geworden, dass er nicht einmal einen Euro für einen armen Schlucker wie mich
übrig hat.«
    Wer zum
Teufel war dieser Kerl bloß? Warum musste er Max ausgerechnet heute über den
Weg laufen, wo es ihm sowieso schon so dreckig ging? Offensichtlich hatte sich
das Schicksal gegen ihn verschworen. Die Götter zürnten ihm und ließen ihre
Strafe auf dem Fuße folgen. Aber was hatte er getan? Womit hatte er die ganze
Scheiße in den letzten zwei Tagen verdient? Schlechtes Karma? Böse Geister? So
angestrengt er auch nachdachte, es kam ihm kein einziger wirklich überzeugender
Grund in den Sinn. Gab es am Ende gar keine Götter? Da fiel es ihm auf einmal
wie Schuppen von den Augen.
    »Willi? … Wilhelm Breitensteiner? Bist du das etwa?«, erkundigte er sich zögernd und sah
noch einmal etwas genauer in das zerknitterte Antlitz seines Gegenübers.
    »Genau
der bin ich, Max. Der kleine Willi, der dich früher so bewundert hat. Du warst
immer wie ein großer Bruder für mich. Deine Eltern hatten Geld, im Gegensatz zu
meinen. Du hattest ein eigenes Zimmer und hast mich oft zu dir nach Hause zum
Spielen mitgenommen.« Willi gab seine aggressive Körperhaltung auf und lächelte
stattdessen ein schüchternes, fast zahnloses Lächeln. Er hielt Max seine
verschmutzte schrundige Hand hin. Max überwand seine anfängliche Abscheu und
ergriff sie.
    »Ja,
Herrschaftszeiten, Willi. Was hast du denn angestellt? Du siehst ja furchtbar
aus«, platzte es aus ihm heraus. »Ich dachte immer, du hättest diese
erfolgreiche Reinigungsfirma, diese ›Heinzelwichtel GmbH‹.«
    »Die
hatte ich auch. Bis vor fünf Jahren.«
    »Was
ist passiert?«
    »Es
lief alles super. Dann habe ich mich an der Börse verspekuliert, kurz darauf
war meine Frau weg, Kinder hatten wir keine, dann musste ich wegen der Schulden
mein Haus in Trudering verkaufen, mein Auto ebenso, wenig später
Offenbarungseid, und jetzt bin ich hier.« Willi zeigte ins betriebsame Rund der
schönen ›Weltstadt mit Herz‹, die Schicksale wie seins ohne Weiteres zuließ,
frei nach dem Motto: Irgendwer muss die Arschkarte schließlich ziehen, damit es
dem Rest gut geht. In Afrika waren das seit Jahrzehnten die einheimischen
Afrikaner, die nicht zur Königsfamilie gehörten, und in Deutschland eben die
Obdachlosen und Hartz 4-Empfänger.
    »So
schnell geht das? Wieso hast du dir denn keinen Notgroschen zurückgelegt?« Max
erinnerte sich nun wieder genau an seinen alten Freund. Sie hatten sich bald
nach der Schule aus den Augen verloren, aber waren dennoch lose in Kontakt
geblieben. Bis vor ungefähr fünf Jahren.
    »Hat
alles meine Frau. Bevor sie ging, hat sie sämtliche Konten leergeräumt.«
    »Also,
der Klassiker.« Max schüttelte ungläubig den

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