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Isarhaie: Der vierte Fall für Max Raintaler (German Edition)

Isarhaie: Der vierte Fall für Max Raintaler (German Edition)

Titel: Isarhaie: Der vierte Fall für Max Raintaler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Gerwien
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standen.
    »Den
Willi Breitensteiner aus der Volksschule. Kannst du dich noch an ihn erinnern?«
    »Nein.
Wer soll das sein?« Josef zuckte nur mit den Schultern.
    »Na,
der Willi. Er hat dir, glaub ich, mal die Luft aus dem Reifen gelassen, weil du
ihn nicht beim Fußball mitspielen lassen wolltest.«
    »Ach,
der? Der freche Willi? Der mit den armen Eltern?«
    »Genau
der.« Max hob seinen Krug. Sie stießen erst einmal an und tranken.
    »Und
wie geht’s ihm, dem Willi?«, erkundigte sich Josef, nachdem er sich mit dem
Handrücken den Schaum vom Mund und aus dem Bart gewischt hatte.
    »Nicht
so gut.«
    »Ist er
krank?«
    »Kann
man so sagen. Er macht die Platte, wie es so schön heißt.«
    »Er ist
im Musikgeschäft? Das hätte ich ihm gar nicht zugetraut.« Josef schob
anerkennend die Unterlippe nach vorn.
    »Falsch,
Josef. Er lebt auf der Straße.« Max setzte ein ernstes Gesicht auf. »Das nennt
man so, die Platte machen.«
    »Ohne
Schmarrn?«
    »Ohne
Schmarrn. Wenn du mich fragst, ist er ein ganz armer Hund.«
    »Aha.
Ja, logisch. Glaube ich gern.«
    »Ich
habe ihm meine Nummer gegeben, damit er mich morgen anruft. Er könnte bei
meiner Nachbarin wohnen. Aber er will nicht in einer Wohnung eingesperrt sein.«
    »Und
was machst du da jetzt?«
    »Eigentlich
wollte ich gleich mit ihm zu mir nach Hause fahren, deswegen habe ich dich auch
angerufen und gesagt, dass ich nicht kommen kann. Aber dann hat er auf einmal
das Weite gesucht.« Ich bin gespannt, ob Willi auch wirklich anruft, dachte
Max. Am Ende säuft er sich mit meinem 50er so zu, dass er sich gar nicht mehr
an unser Treffen erinnert. Zuzutrauen wäre es ihm, so wie er ausgesehen hat.
»Ich glaube, dass er lieber unter freiem Himmel weiterleben will.«
    »Auch
im Winter?«
    »Schätze
schon.«
    »Aber
das ist doch viel zu kalt.«
    »Finde
ich auch.«
    »Dann
soll er halt zu mir ins Gartenhäuschen ziehen«, meinte Josef. »Da ist er
unabhängig und hat den freien Himmel gleich vor der Haustür.«
    »Das
würdest du machen?« Max sah ihn erstaunt und erfreut zugleich an. Er war also
nicht der Einzige, der sich um andere sorgte. Beruhigend. Gerade in der
heutigen Zeit, in der doch sonst jeder nur an sich dachte, wie zum Beispiel
Monika mit ihrem Gordon. Oder Franzi, der seinen besten Freund hinter Gitter
brachte, nur weil er Angst um seinen Job hatte. Wahrscheinlich hatte er dabei
schon die Schlagzeile vor Augen gehabt, der Volldepp: ›Hauptkommissar fängt
mordenden Exkollegen‹.
    »Logisch,
Max. Ich habe Platz genug, und alten Freunden hilft man nun mal.«
    »Ja,
genial. Ich sag ihm Bescheid, wenn er mich morgen anruft.« Um eine Zentnerlast
erleichtert, strahlte Max übers ganze Gesicht. Gott sei Dank. Er hätte Willi
den Schlafplatz bei den Bauers zwar vermittelt, das war man einem alten Freund
schließlich schuldig, wie Josef gerade gesagt hatte. Aber ein richtig gutes
Gefühl hätte er nicht dabei gehabt. Immerhin lebte sein Klassenkamerad aus der
fernen Vergangenheit seit Jahren auf der Straße. Da spielten mangelnde Hygiene
und Alkoholexzesse sicher eine große Rolle. Am Ende lud er noch seine
verlausten Kumpels zu irgendwelchen Gelagen auf sein Zimmer ein. Das war der
alten Frau Bauer, die sofort jeden Krümel von ihrer Fußmatte im Treppenhaus
kratzte, eigentlich nicht zuzumuten, wenn man es genau betrachtete. Außerdem
würde Willi bestimmt zu allen möglichen Tages- und Nachtzeiten bei ihm
klingeln, weil er entweder Gesellschaft, Geld oder etwas zu trinken brauchte,
was erst recht eine mittlere Katastrophe gewesen wäre. Bei Josef dagegen wäre
das etwas ganz anderes gewesen. Der Thalkirchner Sunnyboy und Millionenerbe
hatte genug Geld, und in seinem Gartenhäuschen würde Willi niemanden stören.
Sollte er dort Ungeziefer einschleppen, würde man die Hütte zur Not einfach
abbrennen und eine neue hinstellen. Aber aus einem großen Mietshaus brachte man
das Getier doch nie wieder raus. Das kroch doch durch alle Ritzen, und ruckzuck
krabbelte es in jeder Wohnung herum.
    Sie
stießen erneut an und tranken jeder einen großen Schluck. Herrlich war es
wieder einmal im Augustinergarten mitten in der Stadt. Man saß, vor der Sonne
geschützt, im Schatten der uralten Kastanien, und das Bier vom Fass schmeckte
so, wie nur Bier vom Fass schmecken konnte: einfach köstlich. Geschäftsleute,
Studenten, Touristen, Einheimische, Kleine, Große, Dicke, Dünne, Glattrasierte,
Bärtige, Alte, Junge, Frauen, Männer, Mädchen, Burschen lachten und

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