Isarhaie: Der vierte Fall für Max Raintaler (German Edition)
Schenke
hinüber.
Max
schaute sich solange die Leute an, die um sie herum saßen. Manchmal geht mir
das Münchner Volk dermaßen auf die Nerven, dachte er mit heruntergezogenen
Mundwinkeln. Oder sind es gar nicht die Münchner? Sondern die Menschen
generell? Schau dir zum Beispiel bloß mal dieses kahlrasierte Arschloch am
Nebentisch an. Seit zehn Minuten drückt er seiner gestylten Begleiterin rein,
was für ein toller Hecht er ist. ›Meine Welt ist Computer, Börse, Finanzen,
Medien, Baby. Ich bin verdammt gut in meinem Job. Das sagt nicht nur mein Chef.‹
Warum
schüttet sie ihm nicht einfach ihre Maß über den Kopf, geht heim in ihre kleine
Eigentumswohnung und liest ein gutes Buch. Zum Beispiel einen Krimi. Sie hätte
garantiert mehr davon. Was soll’s. Nicht meine Sache.
Denk
ich halt lieber an was Schönes. An Traudi zum Beispiel. Die ist schön. Aber zu
jung. Oder? Und Gesine? Die ist schön und alt genug. Aber passt sie zu mir?
Keine Ahnung. Wohl eher nicht. Moni hat zu mir gepasst. Auf jeden Fall. Na ja.
Genau genommen bin ich auch bloß ein Depp. Nicht viel besser als der da drüben.
Auf keinen Fall.
»Spät
kommt er, doch er kommt.« Franz riss ihn aus seinen trüben Gedanken. »Da war
eine Schlange vor der Schenke, so etwas habe ich lange nicht mehr erlebt.«
»Gott
sei Dank, Bier. Ich war gerade schon dabei, vor lauter Durst in Depressionen zu
verfallen.« Max grinste humorlos. Er griff sich seinen Krug. »Hey! Der ist ja
randvoll. Hast du nachschenken lassen?«
»Logisch,
Max. Zu irgendwas muss der Kripoausweis schließlich gut sein. Da zittert selbst
der grantigste Schankkellner vor Ehrfurcht.« Franz lachte scheppernd. Er nahm
ebenfalls sein Bier zur Hand. Dann stießen sie miteinander an. »Übrigens kennst
du den? Sitzen ein Schwarzer und ein Texaner nackt am Rand vom Swimmingpool … «
»Uralt,
Franzi. Hast du mindestens schon 50 Mal erzählt.«
»Ohne
Schmarrn?«
»Ohne
Schmarrn. Lass uns lieber trinken.«
»Ist
recht.«
Sie
zogen kräftig an.
»Habt
ihr übrigens was über die K.-o.-Tropfen beim Griechen rausgefunden?«, wollte
Max wissen, nachdem ihre Gläser wieder auf dem Tisch gelandet waren.
»Leider
nicht, Max. Da tappen wir völlig im Dunkeln. Kellner und Gäste wollen niemanden
in der Nähe von deinem Platz gesehen haben.« Franz hob bedauernd die Hände.
»Aha.«
Max stierte eine Weile lang schweigend vor sich hin.
»Ist
was?«, erkundigte sich Franz, der seinen Freund gut genug kannte, um zu merken,
dass mit ihm etwas nicht stimmte.
»Passt
schon, Franzi.«
»Aber
du hast doch was. Stress mit Moni?«
»Könnte
man so sagen.«
»Oh je.
Ich sag’s ja. Nichts als Ärger mit den Damen der Schöpfung. Was war denn schon
wieder los?« Franz blickte ihn neugierig an.
»Wir
haben Schluss gemacht.«
»Was
habt ihr?« Franz zog erstaunt die Brauen hoch.
»Wir
haben endgültig Schluss gemacht.«
»Ja, da
schau her. Und jetzt?«
»Keine
Ahnung. Weiß nicht.« Max nahm Marias Tagebuch in die Hand, hob es hoch und ließ
es wieder auf den Tisch fallen. »Es nervt halt.«
»Logisch.
Würde mich auch nerven. Nicht zu knapp.« Franz zündete sich die nächste
Zigarette an und bellte wie ein Wachhund im Angesicht des Einbrechers.
Max überging
es geflissentlich. Sie tranken weiter. Die Schlagzahl wurde höher und Max’
Liebeskummer mit jedem Schluck kleiner. Typischer Fall von Verdrängung.
»Ich
hol noch eins«, meinte Franz, nachdem sie ihren zweiten Krug ebenfalls geleert
hatten.
Sie
leerten den dritten Maßkrug, danach den vierten und den fünften. Nach dem
sechsten hatte die Schenke geschlossen. Es gab nichts mehr.
»So ein
Scheißladen. Die geben einem nicht einmal was zu trinken. Selbst wenn man Durst
hat«, lallte Max.
»Verdammte
Schweine«, lallte Franz zurück. »Dann gehen wir halt heim. Oder?«
»Oder?«
»Nix.
Bloß so.«
»Aha.
Lass uns gehen, Franzi.« Max erhob sich von seinem Stuhl. Er baute sich
schwankend neben dem Tisch auf. »Ich glaube, ich habe einen sauberen Rausch.
Sogar ohne K.-o.-Tropfen.«
»Ich
auch. Macht nix. Muss auch mal sein. Morgen ist er wieder vorbei. Und ich
sperre dich heute Nacht auch nicht ein, versprochen.« Franz fiel fast über
seine eigenen Füße, als er ebenfalls aufstand.
»Um so
besser. Wo geht es hier eigentlich raus?« Max drehte sich suchend einmal um die
eigene Achse.
»Da
drüben.«
»Aha.«
Während
sie dem Ausgang entgegenstrebten, stellte sich heraus, dass Max besser auf den
Beinen war als Franz. Hatte
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