Isarhaie: Der vierte Fall für Max Raintaler (German Edition)
war zu
seinem Freund hinübergewankt, um ihm beim Stehenbleiben zu helfen. Zu seinem
Erstaunen stellte er dabei fest, dass er selbst wieder relativ sicher auf den
Beinen war. »Pass auf, Franzi. Ich sage dir, da ist kein UFO und auch kein
Licht. Du hast einfach bloß einen rechten Bombenrausch. Das ist alles. So, und
jetzt schau mich mal ganz genau an.«
Franz
drehte sich zu ihm um und schielte ihm geradewegs am Gesicht vorbei.
»Ja,
was haben wir denn da?« Mit Daumen und Zeigefinger seiner rechten Hand pflückte
Max ein winziges weiß schimmerndes Blütenblatt von Franz’ langen Augenbrauen.
Es musste von den Büschen stammen, in die sie vorhin im Park hineingefallen
waren. Die Blüten dort hatten auf jeden Fall genauso ausgesehen. »Und Franzi,
siehst du dein UFO jetzt immer noch?«
»Weg.
Es ist verschwunden. Ein Wunder. Halleluja! Gott sei Dank! Wahrscheinlich ist
es zurück zur Wega. Oder was meinst du, was das war?« Franz hatte sich
inzwischen auf eine der kleinen Bänke am Straßenrand gesetzt und ließ vor Müdigkeit
und Erschöpfung den Kopf hängen.
»Es war
nichts, Franzi. Ich erzähle dir morgen früh ganz genau, wie das alles passieren
konnte. Komm schon. Jetzt gehen wir erst mal zu dem Stehausschank bei dir ums
Eck und trinken noch einen schönen Schluck. Damit wir morgen früh bei Woller
fit sind. Okay?«
»Okay.
Machen wir. Bevor vielleicht noch so ein Ding daher kommt.« Franz sah seinen
Freund dankbar an. Er erhob sich langsam.
Allzu
warm war es im Sitzen ohnehin nicht. Ende August. Da wurde es nachts schon
merklich kühler, und zu nieseln hatte es auch noch begonnen. Der Herbst
schickte seine Vorboten. Bald war es dann auch wieder Winter, wo man nächtelang
allein daheim vor dem Fernseher saß. Man konnte im Moment eigentlich nur über
jeden Tag froh sein, an dem es noch einigermaßen sommerlich war hier auf der
guten alten Erde.
19
»Ja, Traudi. Was machst du denn
hier?« Der nächtliche Regen hatte sich wieder verzogen. Es war Viertel nach
neun und für die frühe Tageszeit ungewöhnlich heiß. Max sah die junge Studentin
und Metzgereigehilfin aus Untergiesing verwundert an. Seit einer halben Stunde
wartete er nun schon vor dem Haus am Promenadeplatz, in dem sich Wollers Büro
befand. Aber Franz kam und kam nicht. Stattdessen stand auf einmal sie vor ihm.
»Ich
gehe jetzt da hoch und bringe die Sau um.« Sie erwiderte seinen Blick mit einem
grimmigen Lächeln im Gesicht. Ihre Augen funkelten zornig.
»Geh
weiter, so ein Schmarrn. Wie willst du das denn machen?« Er tätschelte
beruhigend ihre Schulter.
»Hiermit.«
Sie zog eine Pistole aus ihrer Jackentasche.
»Um
Himmels willen, tu das Ding weg. Wenn das jemand sieht. Du weißt doch sicher,
dass Waffen in Deutschland verboten sind. Zumindest ohne Waffenschein.« Vor
Schreck rutschte Max fast das Herz in die Hose. Wenn sie nun aus Versehen
abdrückte. Herrschaftszeiten, musste denn andauernd ein neuer Schmarrn ums Eck
kommen. Das war ja langsam alles bloß noch der reine Irrsinn.
»Nichts
da. Ich bring den Woller um. Er hat meine Freundin umgebracht, jetzt wird er
dafür büßen. Außerdem habe ich einen Waffenschein.« Sie fuchtelte wild mit der
Waffe in der Luft herum.
»Bist
du besoffen, Traudi?«
»Stocknüchtern.«
»Ja,
aber du kannst doch nicht … «
»Logisch
kann ich. Siehst du doch.« Sie grinste irr.
»Ja,
schon. Hast ja recht. Aber überleg doch mal. Du bringst den Mistkerl um, und
dann wanderst du dafür ins Gefängnis. Da hast du doch auch nichts davon.« Max
war auf einmal hellwach. Der Kater, mit dem er sich den ganzen Morgen lang
herumgeschlagen hatte, war mit einem Schlag nahezu vollständig verschwunden.
Nur ein leichter Druck in den Schläfen blieb davon zurück. Er hielt sie am Arm
fest.
»Mir
doch egal. Ich bring sie auf jeden Fall um, die Wollersau!« Sie riss sich von
ihm los und eilte auf die Eingangstür zu.
»Bleib
hier, Traudi! Du machst dich nur unglücklich.« Max war sich nicht sicher, ob er
ihr folgen sollte. So wie sie drauf war, hätte sie ihn möglicherweise glatt aus
Versehen erschossen. Er zögerte.
»Scheißegal«,
rief sie und klingelte bei Wollers Büro.
»Pass
auf. Was hältst du davon, wenn wir die ganze Sache erst einmal bei einem
schönen Espresso besprechen.« Er näherte sich ihr vorsichtig, hob
beschwichtigend die Hände und schaute ihr geradewegs in die Augen.
»Kein
Espresso. Keine Gnade. Heute soll der Dreckskerl dran glauben. Komm mir bloß
nicht zu nahe, Max.« Sie
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