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Isarhaie: Der vierte Fall für Max Raintaler (German Edition)

Isarhaie: Der vierte Fall für Max Raintaler (German Edition)

Titel: Isarhaie: Der vierte Fall für Max Raintaler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Gerwien
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sein alter Freund und Exkollege etwa zu Hause schon
vorgeglüht?

18
     
    »Griechischer Wein ist so wie
das Blut der Erde. Schenk noch mal ein, und wenn ich dann traurig werde, liegt
es daran, dass ich immer nur noch weinen kann.« Max sang in einer Lautstärke,
als wäre er allein auf der Welt.
    Arm in
Arm schlingerte er mit Franz den Bürgersteig entlang. Seit einer geschlagenen
Stunde waren sie bereits auf dem Nachhauseweg. Normalerweise schafften sie die
Strecke locker in knapp zehn Minuten, aber so ein Heimweg vom Biergarten hatte
seine eigenen Gesetze. Der brauchte seine Zeit. Vor allem, wenn man nicht
hinfallen wollte. Und diesbezüglich gaben die beiden heute besonders gut acht,
nach der Sache mit Max und der Leiche. Das musste man ihnen wirklich lassen,
bei all ihrer ungebremsten Sauferei vorhin.
    »Nicht,
Max. Bitte nicht. Weil, wenn du traurige Lieder singst und dabei traurig wirst,
dann werde ich auch traurig.« Franz, der vorhin im Park zugegeben hatte, dass
er zu Hause bereits drei Feierabendbier und ein paar Schnaps gehabt hatte, war
ungefähr doppelt so betrunken wie Max. Er begann tatsächlich zu weinen.
    »Also
gut, Franzi. Dann singe ich eben nix mehr. Bloß noch ein allerletztes Lied.
Okay?« Max war heute melancholisch drauf. Kein Wunder, wenn man die Sache mit
Monika bedachte. Aber glücklich war er andererseits auch, weil er sich mit
Franz wieder vertrug.
    Franz
und Max, das war und blieb schließlich ein unbesiegbares Duo, das nichts und
niemand auseinander bringen konnte. Nicht mal ein Streit. Und wenn Franz jetzt
nicht mehr weinen wollte, dann würde Max natürlich mit dem Singen aufhören.
Aber vorher musste es noch dieses eine Lied sein. Unbedingt. Nur ganz kurz den
Anfang.
    »Die
kleine Kneipe in unserer Straße. Da wo das Leben noch lebenswert ist.« Aufgrund
seines angetrunkenen Zustandes traf der ansonsten routinierte Sänger fast
keinen Ton von Peter Alexanders einstigem, bittersüßem Sozialromantikhit.
    Trotzdem
ging das Lied Franz tief unter die Haut. Er begann erneut zu schluchzen. »Max,
bitte wirklich nimmer singen. Ehrlich. Das ist so traurig.«
    »Okay,
Franzi. Ich höre endgültig auf.« Als Zeichen der Entschlossenheit, sein
Versprechen diesmal wirklich einzuhalten, legte Max den rechten Zeigefinger vor
seinen Mund.
    »Was
meinst du? Sollen wir noch auf einen kleinen Schluck zum Stehausschank bei mir
ums Eck gehen?« Franz blieb stehen, drehte sich zu seinem Freund um, der gerade
einen halben Meter hinter ihm an einer Laterne Halt gefunden hatte, und blickte
ihn fragend an.
    »Ja,
sicher. Wenn du das meinst, dann meine ich es auch. Alles klar. Wir gehen noch
auf ein schönes, kleines Schlückchen in deinen wunderherrlichen, klitzekleinen
Stehausschank.« Während er sprach, hatte Max seine Laterne losgelassen. Doch
der starke Rechtsdrall, der ihn daraufhin auf dem Fuß ereilte, belehrte ihn
eines Besseren. Er kehrte den halben Schritt, den er sich von seinem sicheren
Halt entfernt hatte, wieder zurück und klammerte sich erneut mit beiden Armen
daran fest.
    »Schau
doch mal, Max. Da vorn. Das komische Licht da am Himmel. Es hat sich gerade
bewegt. Erst ist es nach rechts, dann nach links und auf einmal nach unten und
dann nach oben und dann wieder zurück gesaust. In einem saumäßigen Affenzahn.
Der totale Wahnsinn!« Franz kreiste mit seinem rechten Arm durch die Luft, als
würde er auf eine unsichtbare Tafel malen.
    »Was?«
Wo hat der Franzi bloß immer wieder seinen ganzen Schmarrn her?, fragte sich
Max. Andauernd fällt ihm was Neues ein. Dem ist doch nichts zu blöd, um es
gleich zu erzählen. Schon im Kindergarten war der so drauf, als wir uns damals
mit knapp drei Jahren kennengelernt haben. Ich weiß das alles noch ganz genau.
Trotz des Nebels in meinem Hirn gerade.
    »Das
Licht da vorn meine ich. Es hüpft andauernd am Himmel herum und mag nicht
stillstehen. Siehst du das denn nicht?«
    »Ich
sehe überhaupt nichts!« Max schaute auf und blickte so gut er konnte in die
Runde.
    »Da.
Jetzt rast es auf uns zu. Das kleine weiße Licht. Total sauschnell und im
vollen Zickzack. Ja, siehst du das denn wirklich nicht?« Franz begann aufgeregt
hin- und herzuspringen.
    Max
wunderte sich nur, dass er dabei nicht zu Boden fiel. Aber mich zum Ausnüchtern
in eine Zelle sperren, sagte er zu sich selbst. »Was für ein Licht meinst du
nur, Franzi?«, sprach er dann laut weiter. »Da ist kein Licht. Weit und breit
ist hier kein Licht, außer dem von den Straßenlampen. Aber die

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