Isarhaie: Der vierte Fall für Max Raintaler (German Edition)
gebracht
hatte.
»Stimmt«,
blöde Kuh, vervollständigte er in Gedanken. Er hasste es, wenn Menschen
versuchten, sich über ihn zu stellen. Und das ›heilige Medium Eva‹ schien eine
wahre Meisterin darin zu sein. Kein Wunder, ihre Klientel musste geschickt
manipuliert werden, sonst glaubte ihr doch niemand ein Wort. Andererseits hatte
sie bisher, mit allem was sie gesagt hat, recht gehabt. Schon verrückt.
»Na,
dann wollen wir doch mal schauen, was die Karten dazu sagen.« Sie nahm einen
Stapel Tarotkarten zur Hand und mischte sie. »Denken Sie bitte nur an den
Begriff ›meine neue Liebe‹.«
»Okay.«
Max ließ sie machen. Je näher sie sich kennenlernten, umso brauchbarer würden
die Informationen sein, die er über Maria von ihr bekommen würde. Glaubte er
zumindest.
Sie
legte die Karten neben der Glaskugel auf dem kleinen mosaikbesetzten Tisch
zwischen ihnen aus. »Ihre alte Liebe wird ihre neue Liebe sein«, verkündete
sie, nachdem sie das Ergebnis ihrer Arbeit eine Weile lang studiert hatte.
Ȁh,
Moni?« Er blickte sie erstaunt an. »Aber mit der ist Schluss. Endgültig.«
»Die
Karten sind da anderer Meinung. Eindeutig.« Sie setzte einen strengen Blick
auf.
»Ach,
wirklich?« Der reinste Horrorfilm hier drinnen, dachte er. Wie komme ich jetzt
bloß zu Maria Spengler rüber? Moment, genau. Ich hab’s. »Na, wenn Sie es sagen,
wird es wohl stimmen. Eine entfernte Bekannte hat Sie mir empfohlen. Sie hat
gemeint, Sie wären unschlagbar in Ihrem Fach.«
»Wie
heißt denn Ihre Bekannte?«, erkundigte sie sich sichtbar geschmeichelt.
»Maria
Spengler.«
Die
Katze war aus dem Sack.
»Die
Maria, so, so.« Man sah ihr nicht an, was in ihrem Kopf vorging. »Wie geht es
ihr denn?«
»Sie
ist leider tot. Wurde ermordet.« Er beobachtete sie wie die Katze das Mausloch
auf dem Feld.
»Was?
Wirklich? Ja, um Himmels willen. Wer tut denn so was?« Sie sprang erschrocken
auf und schlug die Hände vors Gesicht.
»Wissen
wir noch nicht.«
»Wir?
Sind Sie etwa von der Polizei?«
»Nein,
Frau Eva. Ich bin Privatdetektiv und mit der Lösung des Falls beauftragt. Aber
ich arbeite eng mit der Polizei zusammen. Was wollte Maria bei Ihnen? Ging es
um Woller? Wir wissen, dass sie mit ihm zusammen war.«
»Das
darf ich Ihnen nicht sagen, Herr Raintaler. Ich habe absolute Schweigepflicht,
was meine Klienten angeht.« Ihre Stimme zitterte leicht. Sie wich seinem Blick
aus.
Max
registrierte beides. »Schweigepflicht hat ein Arzt. Aber Sie doch nicht.«
Verwundert zog er die Brauen hoch. »Sie würden mir wirklich helfen. Und Maria
auch. Oder soll ihr Mörder etwa weiter frei herumlaufen? Vielleicht noch mehr
Frauen töten? Marias Freundin Elli Breitwanger ist auch bereits tot.«
»Was,
Elli? Sie war ebenfalls eine Klientin von mir. Das ist doch alles gar nicht zu
fassen.« Sie schüttelte ungläubig den Kopf. Tränen stiegen ihr in die Augen.
»Fehlt nur noch, dass Traudi etwas zustößt«, murmelte sie.
»Traudi?
Traudi Markreiter? Kennen Sie die etwa auch?« Max’ Mund blieb vor Staunen offen
stehen.
»Ja,
Herr Raintaler. Sie kommt ab und zu her, um sich Rat bei mir zu holen. Meine
lieben rothaarigen Engel aus der Birkenau nannte ich die drei bisher immer.«
»Herrschaftszeiten,
dann helfen Sie mir doch bitte. Ich muss alles über Maria und Elli wissen, was
mit den Morden an ihnen zu tun haben könnte.« Er zeigte ihr seinen
Detektivausweis, um seinem Anliegen einen möglichst seriösen Touch zu geben,
stand ebenfalls auf und stapfte unruhig im Raum hin und her.
»Also
gut, Herr Raintaler. Ausnahmsweise. Aber nur, soweit ich es mit meinem Gewissen
vereinbaren kann. Maria hatte mit diesem Woller, den Sie vorhin erwähnten, eine
Beziehung.«
»Das
wissen wir bereits. Maria hat darüber Tagebuch geführt. Außerdem hat er es uns
selbst erzählt.«
Das
hellsichtige ›heilige Medium Eva‹ zuckte kurz unmerklich zusammen.
Wahrscheinlich machte sie sich innerlich Vorwürfe, dass sie diesen Einwand
nicht vorausgesehen hatte. »Aber was Sie sicher nicht wissen, ist, dass Maria
Woller regelmäßig gegen Bezahlung im Keller seines Hauses auspeitschten
musste«, trumpfte sie gleich darauf auf. »Er schleckte währenddessen pudelnackt
einen Napf voller Hundefutter leer und jaulte und hechelte, was das Zeug hielt.
Offensichtlich konnte er nur so zum sexuellen Höhepunkt kommen. Das hat sie mir
genau so bei einem ihrer Besuche hier in der Praxis unter dem absoluten Siegel
der Verschwiegenheit
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