Isarhaie: Der vierte Fall für Max Raintaler (German Edition)
zurück.
»Natürlich.
Warum denn nicht, Herr Raintaler?« Sie schüttelte verwirrt den Kopf.
»Na,
wegen der … , Sie wissen schon, … wegen
der Kamele.« Er fühlte sich wie ein Schulbub, der von der Klassenlehrerin beim
Abschreiben erwischt worden war.
»Kamele? … Ach
das. Aber Sie haben doch gesagt, dass das rein beruflich war.« Sie blickte kurz
verlegen zur Seite.
»War es
auch. Ich schwöre es Ihnen.«
»Na
also. Warum sollten Sie dann deswegen kein Gulasch mehr bekommen? Vergessen Sie
das Ganze einfach. Ich mache es genauso.« Sie tätschelte ihm großmütterlich die
Wange.
»Jawohl.
Mach ich, Frau Bauer. Und einen schönen Tag noch.« Hörbar erleichtert aufatmend
drehte er sich um und ging in seine Wohnung zurück. Gott sei Dank, diese
Peinlichkeit wäre vom Tisch, dachte er. Er hatte nicht die geringste Lust auf
irgendwelche Dissonanzen mit den Bauers. Wirklich nicht. Es reichte ihm schon,
dass Monika ihn verlassen hatte.
Ihm
fiel ein, dass er heute Abend bei Gesine zum Essen eingeladen war. Ein echter
Lichtblick. Bei all ihrer Spinnerei war sie andererseits so erfrischend
fröhlich und natürlich. Genau das brauchte er im Moment. Bloß keine Probleme,
davon gab es mehr als genug. Ach, du Scheiße, da fiel ihm gerade noch etwas
ein. Er hatte letzten Sonntag beim kleinen Griechen vier Bier und drei Ouzo
gehabt. Genau, so war es gewesen. Auf einmal wusste er es wieder. Und Kalamari
vom Grill hatte er gegessen. Kam jetzt etwa die Erinnerung an diesen unseligen
Abend zurück, wie es ihm Franz prophezeit hatte? Dann müsste ihm doch auch bald
einfallen, wer das mit den K.-o.-Tropfen gewesen sein könnte. Ein verdächtiges
Gesicht, ein ungewöhnlicher Blick, der sich dem Unterbewusstsein einprägte.
Etwas in der Art musste es doch geben. Nichts. Würde wohl alles doch noch etwas
dauern. Er schlüpfte ohne Socken in seine Slipper und machte sich auf zum
Promenadeplatz, wo er Franz in 40 Minuten treffen würde.
Auf dem
Weg schaute er erneut bei Traudi vorbei. Erstens wollte er sich endlich mit ihr
versöhnen und ihr dabei helfen, mit ihrer Trauer um Elli fertig zu werden,
falls sie das zuließ. Zweitens machte er sich langsam immer mehr Sorgen um sie,
weil sie gestern nicht daheim anzutreffen gewesen war. Nachdem ihr Haus
zwischen den Häusern der beiden Toten, Elli und Maria stand, könnte sie
durchaus in Gefahr sein, das dritte Opfer zu werden. Der Gedanke lag zumindest
nahe. Er klingelte, wie bereits gestern, Sturm. Doch niemand öffnete. Verdammt,
langsam wurde es brenzlig. Ruhig, Brauner. Wahrscheinlich war sie wirklich ein
paar Tage verreist, um sich zu erholen. Wäre kein Wunder gewesen, nach allem,
was passiert war. Einfach morgen noch mal bei ihr klingeln. Warum hatte er ihre
Telefonnummer eigentlich nicht? Weil sie sie ihm nicht gegeben hatte. Logisch.
Als er
am Promenadeplatz ankam, wartete Franz schon vor dem Aufgang zur ›Woller GmbH‹.
Kein Wunder, dass er zuerst da war, sein Büro lag sozusagen ums Eck.
»Servus,
Franzi. Und geht’s schon wieder besser?«, begrüßte er ihn breit grinsend.
»Nicht
wirklich. Lass uns am besten sofort hoch gehen und den miesen Woller
hochnehmen.«
»Nichts
lieber als das.«
Gesine
lächelte erfreut, als sie die beiden auf ihr Empfangspult zukommen sah. »Aber
hallo, zwei richtig fesche Männer zu Besuch«, rief sie ihnen lächelnd entgegen.
»Das ist aber schön.«
»Das
Vergnügen liegt ganz auf unserer Seite, Frau Sandhorst«, erwiderte Max laut.
»Hallo, Gesine«, fuhr er leiser fort, nachdem sie bei ihr angekommen waren.
»Hast
du es nicht ohne mich ausgehalten bis heute Abend?« Sie sprach jetzt ebenfalls
leiser, damit niemand der Umsitzenden hören konnte, dass sie sich persönlich
kannten.
»Stimmt
auffallend. Aber wir wollen auch zu deinem Chef.« Er lächelte ebenfalls und
zeigte auf die Bürotür neben ihrem Arbeitsplatz.
»Natürlich.
Gibt es Ärger? Neue Spuren?« Sie nahm ihren Telefonhörer in die Hand und wählte
Wollers Nummer.
»Dürfen
wir leider nicht verraten, Frau Sandhorst«, mischte sich Franz ins Gespräch.
»Alles
klar. Gehen Sie schon mal rein, meine Herren. Ich sage Rainald Bescheid.« Sie
zeigte auf Wollers Bürotür.
»Herr
Woller. Es gibt neue Erkenntnisse bezüglich der Morde an Maria Spengler und
Elli Breitwanger. Wir hätten gern Ihre Meinung dazu gehört«, platzte Franz ohne
Begrüßung heraus, während sie das Büro des Immobilienhais und Bauunternehmers
betraten.
»Ist
die denn so wichtig? … Langsam
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