Isartod
nachdem Sie nach Hause gekommen sind? In dieser Nacht?«
»Herr Miller, Sie müssen darauf nicht antworten«, schritt Hutter ein.
»Ich hab nichts zu verbergen. Was soll ich schon gemacht haben? Ich bin ins Bett gegangen. Allein.«
»Wann fangen Sie morgens an?«
»Ich steh um fünf Uhr auf.«
»Respekt. Vielen Dank. Sie waren sehr hilfsbereit.«
Sie standen auf. Mader machte noch den Columbo. »Darf ich Sie noch was Letztes fragen, Dr. Hutter? Hier auf der Karte steht Steinle & Partner. Das ist meines Wissens eine ziemlich noble Kanzlei. Brienner Straße. Gute Adresse. Und dann haben Sie Handwerker wie Herrn Miller im Kundenstamm? Ich muss manchmal dumm fragen, um Dinge zu verstehen. Auch wenn sie einfach sind.«
Hutter lächelte unterkühlt. »Es ist doch ein gutes Gefühl, wenn man weiß, dass bei der Polizei jede Person ohne Ansehen des Standes und der Herkunft gleich behandelt wird. Es war uns ein Vergnügen, doch jetzt müssen wir wirklich gehen. Sie entschuldigen.«
Als sie den Raum verlassen hatten, nahm Mader mit einem Plastiktütchen den Zigarettenstummel aus dem Aschenbecher. Genauso verfuhr er mit Millers Wasserglas.
EIN ERNSTES WORT
Nachmittag. Steinles Kanzlei. Freddi saß angespannt auf dem Besucherstuhl vor Steinles ausladendem Schreibtisch. Steinle polterte los: »Was ist das wieder für eine Scheiße? Ich hab meinen Golfnachmittag abgebrochen! Ich hab’s dir ja gesagt, das mit der zerlegten Leiche ist ein Bumerang! Und du lässt dich am Tatort blicken!«
»Nicht am Tatort. In der Schellingstraße. Was ich nicht versteh: Woher wissen die, in welcher Nacht wir bei Luigi waren? Wenn sie ihn erst eine Woche später finden?«
»Ja, und warum finden sie ihn erst eine Woche später? Und warum war das Foto in allen Zeitungen? Kommt das von Franz? Oder von einem Beamten, der sich was dazuverdient? Das sind mir ein paar Fragen zu viel. Hast du Franz unter Kontrolle?«
»Ich hab mit ihm geredet. Ich glaub nicht, dass ihn irgendjemand auf dem Schirm hat.«
»Du glaubst. Du glaubst. Hey, Freddi, früher wäre das nicht passiert. Ich hoffe, du bist da sauber rausgegangen vorhin.«
»Bin ich.«
»Und Hutter?«
»Guter Mann. Staubtrocken.«
Steinle nickte. »Schön. Du hast ein Auge auf deinen Bruder! Schick ihn in Urlaub. Aus der Schusslinie. Hm. Die Bullen werden jetzt auch Patzer wegen seines Alibis fragen. Neuer Tag, neues Glück. Gut, wenn er eins hat. Sonst braucht er einen guten Anwalt.«
LE GRILLFEST
Sommersamstagabend im Villenvorort Grünwald. Bunte Lampions, Grillschwaden und das leise Klirren der Gläser über dem fliegenden Teppich aus Stimmen. Grillparty bei Patzers. Patzer plauderte mit den illustren Gästen aus Geschäft und Nachbarschaft. Katrin kümmerte sich um deren leibliches Wohl. Und am Grill stand niemand Geringerer als einer der besten Metzger Münchens: Freddi Miller. Jetzt mit rot-blau gestreifter Schürze. Sehr apart.
Gerade trudelte Steinle auf der Grillparty ein. Solo. Patzer begrüßte ihn. »Keine schöne Frau an deiner Seite? Was ist los?«
»Ach, ich konzentrier mich gerade auf das Wesentliche. Auf mich.«
Beide lachten.
Steinle sah von der Terrasse über den Garten. »Ah, Freddi am Grill. Der Beste. Patzer, nicht schlecht, so spontan.«
»Nur so kriegt man die Leute, die eh nie Zeit haben. Katrins Idee. Ich weiß auch nicht, was sie geritten hat. Vor allem, wo der Herr Papa doch gerade erst die Biege gemacht hat.«
»Zweiter Frühling. Wer steckt schon drinnen, in den Frauen? Und dass sie bei Miller bestellt hat?«, fragte Steinle.
»Tja. Geschmack hatte sie schon immer. Vielleicht hat sie den Tipp von Luigi bekommen.«
Patzer lachte. Steinle nicht.
»Hey, was ist los, Steinle? Nicht dein Humor?«
»Luigi entwickelt sich langsam zum Problem. Die Cops fragen sich, wer zur Hölle ihm so etwas angetan hat.«
»Ja, Steinle, warum macht Freddi so was Garstiges?«
»Freddi war’s nicht. Franz hat Luigi übernommen. Freddis Bruder. Er ist ein wenig … tja … unberechenbar. Drogentyp. Freddi war heute bei denen zum Verhör, weil er in der Mordnacht in der Schellingstraße gesehen wurde.«
»Scheiße! Und mich hat dieser Cop heute auf dem Golfplatz gefragt, wo ich letzten Mittwoch war. Tja, in der Staatskanzlei. Meine Präsentation von ISARIA . Absolut wasserdicht. Aber wie hat die Polizei rausgekriegt, wann es passiert ist?! Die Leiche wurde doch erst vor ein paar Tagen gefunden?«
»Sind halt doch nicht so blöd. Aber dass die Leiche eine Woche
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