Isartod
rumgammelt, bis sie einer findet.«
»Haben die irgendwas gegen Freddi in der Hand?«
»Nein.«
»Und sein verrückter Bruder?«
»Wir spendieren Franz einen kleinen Urlaub. Nach Marokko oder irgendwo, wo er gut an Stoff kommt.«
»Wenn du jetzt noch dafür sorgst, dass er sich ’ne Überdosis reinpfeift, bist du der Held. Super. Luigi hätte einfach verschwinden sollen.«
»Wie Olga?«, fragte Steinle.
Patzer sah Steinle schräg an. »Da ist was in deinem Ton, das mir nicht gefällt. Die Kiste ist doch geklärt zwischen uns. Wer sagt mir, dass nicht du hinter dem Gemetzel mit Luigi steckst?«
Steinle sah ihn kurz erstaunt an, dann grinste er. »Nicht schlecht, Patzer. Muss man erst mal drauf kommen.«
»Käme dir doch sehr gelegen, wenn mich die Cops in Verdacht hätten.«
»Haben sie sowieso. Verbrechen aus Leidenschaft.«
»Das wäre dann definitiv ein Holzweg. Wie machen wir jetzt weiter? Mit ISARIA . Die Zeit rennt uns davon. Wenn wir den Arabern nicht schnell verbindlich zusagen, ist das Geld weg. Abu Dhabi steht ja noch gut da, aber sieh dir mal die Saudis an. Wenn auch in Abu Dhabi die Finanzen abkacken, können wir unser Projekt knicken.«
»Drück nicht zu sehr aufs Gas. Vor allem nicht jetzt, wenn es Ermittlungen wegen Luigi gibt. Die wissen auch, dass Freddi auf Waldeck war, als Edi den Condor gemacht hat. Das ist ein bisschen viel. Und was ist mit Katrin? Wird sie zustimmen?«
»Nein. Da ist sie wie ihr Vater. Das ist ein emotionales Problem. Die Natur, die Tradition. Vielleicht sollte ich ihr stecken, dass ihr Vater auch kein Heiliger vor dem Herrn war. Ich hab da noch das Video aus dem Keller.«
»Nein! Sonst fliegt uns alles um die Ohren. Ich werde Katrin ISARIA schmackhaft machen. Und du pfuscht nicht rein. Okay?«
»Aber lass dir nicht zu viel Zeit. Wenn die Araber aufs Burgfest kommen, müssen wir die Sache im Sack haben. Dann müssen sie unterschreiben.«
SUNDAY, LAZY SUNDAY
Ein Tag Atempause. Reichte ja schon, wenn die Kripo am Samstag ermitteln musste. Jetzt war Sonntag. Und was für einer. Endlich Sommer!
Mader machte einen langen Spaziergang mit Bajazzo an der Isar. Hing seinen Gedanken nach. Da war immer noch was, was sie so gar nicht auf dem Schirm hatten. Warum tat jemand so was? Warum machte dieser Jemand Fotosdavon. Um damit vor anderen zu prahlen? Wie es Jugendliche mit ihren Handyvideos machen, die sie ins Internet stellen? Nein, hier sollte etwas vor der Vergänglichkeit bewahrt werden. Vielleicht traf es das. Mader warf Bajazzo ein Stöckchen, dem dieser freudejapsend hinterherjagte.
Zankl war mit seiner Frau beim Baden am Starnberger See. Wunderbares Wetter. Aber leider gemischtes Vergnügen. Zankls Magen grummelte. Schon das Frühstück war suboptimal, weil die Hormonkur, die ihm Frau Dr. Röhrl verpasst hatte, voll auf die Verdauung ging. Dass dann auf der Liegewiese ausgerechnet auch noch die Schüler seiner Frau rumlungern mussten. Eine Horde halbstarker Gymnasiasten in ihren Badeshortzelten auf Halbmast, die frech zu ihnen herüberglotzten. Sie zogen mit ihrer Decke um in den Familienbereich. Schreiende Kleinkinder und hysterische Eltern. Noch schlimmer. Aber Conny war glücklich. Die lieben Kleinen. Wenigstens das.
Dosi schwang die Hüften in Bad Tölz. Mit Fränky-Boy. Nein, nichts Erotisches. Sie waren auf einem Tanzwettbewerb. Die beiden hatten jetzt eine Ebene gefunden. Vorerst. Ergebnis ihrer Aussprache. Eine professionelle Ebene. Als Tanzpartner. Für Fränky war das bedeutend besser als nichts. Mit Anfassen. Und Dosi war Profi genug, um trotzdem Spaß zu haben. Sie waren schon im Halbfinale und würden die Oberländer in Grund und Boden tanzen. Hatte sie sich vorgenommen.
Hummel verließ die Wohnung nicht. Er hatte lang geschlafen und saß jetzt mit Kaffee und Zigarette im kühlen Wohnzimmer seiner Erdgeschosswohnung auf dem Sofa. Kontrastprogramm zum Sommer draußen. Es ging dochnichts über ein gutes Buch. Na ja, gut war ja immer Geschmackssache. Der Mann mit der Säge . Ziemlich scharfes Teil. Jetzt kam es ihm schon ein bisschen verrückt vor, dass er geglaubt hatte, die trashige Geschichte könnte etwas mit ihrem Mordfall zu tun haben. Gerade hatte er noch mal die Stelle mit dem Moulinex-Messer nachgelesen. »Aber der Typ entwickelt sich durchaus weiter«, dachte Hummel, als er zu der Stelle im Schlachthof kam. Jetzt benutzt er Profiwerkzeug. Sauber.
Der Schlachthof war am Sonntag wie ausgestorben. Draußen der heiße Sommer, drinnen die Kälte
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