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Isau, Ralf - Neschan 03

Titel: Isau, Ralf - Neschan 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lied der Befreiung Neschans Das
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unruhig.«
    »Ja«, pflichtete ihm Gimbar bei, der es eilig hatte vom Drachen zu kommen. »Lasst uns wenigstens erst absteigen, bevor ihr ihn aufspießt.«
    Yublesch-Khansib gebot seinen Männern zu warten. Während der Sippenführer noch überlegte, was er von alldem halten sollte, kippte Gimbar nach vorn, rutschte vom Hals des Drachen und stürzte platschend in den See.
    Vielstimmiger Jubel erschallte.
    »Sie sind es wirklich!«, jauchzte Yamina. »Sie haben den Drachen gebändigt.«
    »Hatte ich dir nicht versprochen, dass ich mit dem Kopf des Drachen unter mir zurückkehren würde?«, rief Yonathan hinunter.
    Diese Bemerkung war Garmok nicht entgangen: Der Drache schüttelte sich ein-, zweimal, Yonathan ruderte verzweifelt mit den Armen und im nächsten Moment landete der stolze Drachenreiter geräuschvoll im Wasser.
    Yonathans Faust tauchte zuerst auf. Dann sein Kopf. »Kannst du nicht besser aufpassen!«, schimpfte er zum Drachen empor.
    »Mich juckte da gerade etwas.«
    Yonathan ersparte sich eine Antwort und schwamm stattdessen zum felsigen Ufer.
    Während die Kleider der beiden in der Sonne trockneten, mussten sie ihre Geschichte erzählen – Yonathan glaubte, mindestens siebenmal. Die Expedition war ein voller Erfolg. Vor fünf Tagen hatten zwei Dutzend Todgeweihte das Lager am Rande des Großen Waldes verlassen und nun würden sie als Helden zurückkehren. Die bevorstehende Siegesfeier musste aber ohne die Hauptpersonen stattfinden: Yonathan hatte erklärt, dass er leider nicht dabei sein könne. Als er dem Khan eröffnete, er werde zusammen mit Gimbar auf dem Rücken des Drachen gen Westen fliegen, hatte man das zunächst für einen Scherz gehalten. Nur Yamina kannte ihre Gefährten inzwischen gut genug, um zu wissen, dass das Vorhaben ernst gemeint war. Mehr noch. Zu Yonathan sagte sie in einem Ton, der keinen Widerspruch zuließ: »Ich komme mit euch.«
    »Das geht nicht!«, protestierte Gimbar; sein Gesicht hatte nach dem Flug gerade wieder an Farbe gewonnen.
    »Nenn mir einen Grund, warum nicht«, konterte das Ostmädchen angriffslustig.
    »Hier haben wir ein Auge Bar-Hazzats besiegt«, versuchte Yonathan zu schlichten. »Aber wo wir hinfliegen, stehen uns diese Gefahren noch bevor.«
    »Du hast leicht reden, weil du nicht durchmachen musstest, was ich erlebt habe. Meinst du wirklich, hier wird es mir gut gehen? Wir haben das alles schon einmal durchgekaut, Yonathan. Ich bin ein Mädchen. Man wird mit mir verfahren, wie man mit allen Mädchen verfährt.«
    »Ich könnte mit Yublesch sprechen.«
    »Du hast doch erlebt, wie ernst sie ihre Sippengesetze nehmen. Du bist mir etwas schuldig, Yonathan. Du hast einmal gesagt, wenn du je den Drachen besiegtest, dann hättest du das vor allem mir zu verdanken. Nun fordere ich dein Wort ein. Du bist der siebte Richter. Überlege dir gut, wie du jetzt antwortest.«
    Yonathan warf Gimbar einen hilflosen Blick zu, seufzte und gab schließlich nach. »Also gut. Ich hoffe nur, du wirst mich nicht eines Tages verfluchen, weil ich dich nicht gezwungen habe hier zu bleiben.«
    Yamina funkelte ihren Besitzer noch eine Weile aus dunklen Mandelaugen an, als sei sie sich nicht sicher, ob das schon das Ende der Auseinandersetzung war. Dann stahl sich ein siegesbewusstes Lächeln auf ihre Lippen.
    Die nächsten Stunden waren mit den notwendigen Vorbereitungsarbeiten für die Reise ausgefüllt. Die Sattler zum Beispiel waren vollauf damit beschäftigt, aus ledernen Zeltplanen eine Art Drachenreitgeschirr anzufertigen. Genau genommen handelte es sich dabei um geräumige, stabile, mit Decken ausgefütterte Säcke, die Garmok am Halsansatz auf den Rücken gestreift und dort zwischen den Flügeln festgezurrt werden sollten. Die drei »Passagiere« würden in diesen zu groß geratenen Satteltaschen nicht nur ausreichend Platz, sondern auch Schutz vor dem kalten Flugwind finden. Es war sogar noch genügend Stauraum für einige Gepäckstücke vorhanden. Die Pferde mussten allerdings zurückbleiben.
    »Mir ist gar nicht wohl bei dem Gedanken meinen treuen Fuchs bei unseren Freunden zurückzulassen«, klagte Gimbar.
    »Wieso?«, fragte Yonathan. »Niemand kann so gut mit Pferden umgehen wie die Ostleute.«
    »Erinnerst du dich nicht an den Pferdebraten bei unserem Abschiedsfest? Mein guter Hengst soll nicht als Suppeneinlage enden.«
    Yonathan musste lachen. »Das wird er bestimmt nicht. Schließlich ist er das Pferd des Trägers des Mals. Vermutlich wird er noch Vater vieler munterer

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