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Isau, Ralf - Neschan 03

Titel: Isau, Ralf - Neschan 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lied der Befreiung Neschans Das
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Drachen?«
    Als kleiner Junge hatte Jonathan oft unter den Schikanen des Internatsdirektors, Sir Malmek, und den Höllen-Erzählungen von Pastor Garson gelitten. »Ja, dort gibt es auch Drachen.«
    »Sind sie so Furcht erregend wie ich?«
    »Schlimmer noch, Garmok. Viel schlimmer!«
    »Der Drache!«, unterbrach eine neue Stimme die Unterhaltung der beiden.
    Yonathan blickte erschrocken um und atmete dann erleichtert auf. »Du hast eine schnelle Auffassungsgabe, Gimbar.«
    Der athletische Körper des Expiraten wirkte neben dem gigantischen Höhlentor noch kleiner als von Natur aus schon. »Und warum erschlägst du ihn nicht?«
    »Komm doch her und versuch es selbst.«
    Garmok hob den Kopf ein Stück an, als müsse er Gimbar ins Visier nehmen.
    »Du hast gesagt, ich soll mich aus deinen Angelegenheiten raushalten. Jetzt sieh zu, wie du ohne mich klarkommst.«
    »Drückeberger.«
    »Hör mal!« Gimbar stapfte entschlossenen Schritts in die Höhle, blieb dann aber in sicherem Abstand zum Drachen stehen. »Ich bin in der Spalte, in die du mich gesteckt hast, beinahe verschüttet worden, habe mich mühsam wieder herausgegraben, nur, um dir so schnell wie möglich zu Hilfe zu eilen, und du sagst Drückeberger zu mir?«
    »Dürfte ich eure Unterhaltung für einen kleinen Augenblick unterbrechen?«, mischte sich Garmok vorsichtig in den Wortwechsel ein.
    »Nur sehr ungern«, antwortete Gimbar unwillig. »Worum geht’s?«
    »Wer bist du, Menschlein?« Die Schwanzspitze Garmoks zuckte.
    Gimbar fixierte den Drachen längere Zeit. Er schien zu überlegen, ob sich eine Antwort überhaupt lohnte. »Ich bin sein bester Freund«, sagte er schließlich.
    »So, so.« Garmok musterte Gimbar aus seinen roten Augen, schaute dann zu Yonathan und schließlich wieder auf den Neuankömmling. »Dann streitet ruhig erst fertig. Eine Zeit des Wartens bereitet mir kein Unbehagen.«
    Jetzt war es an Yonathan und Gimbar sich zu wundern. Die beiden hatten mit ihrer vermeintlichen Auseinandersetzung nur der Anspannung der letzten Stunden etwas Luft gemacht.
    »Eigentlich wollte ich dich gerade um etwas bitten, als Gimbar hereinkam«, wandte sich Yonathan an den Drachen.
    Garmoks breites Maul verzog sich und Yonathan überlegte, ob Drachen auch grinsen können. »Ich kann mir schon denken, was dein Begehren ist«, antwortete das turmhohe Wesen.
    »Von einem Drachen sollte man das erwarten.«
    »Du brauchst meine Hilfe zum Finden der anderen Augen Bar-Hazzats. Ist es nicht so?«
    »An so etwas Ähnliches hatte ich gedacht, ja. Wobei es weniger um das Finden geht. Ich glaube die meisten Verstecke der Augen zu kennen. Was mir durch den Kopf ging, dürfte wesentlich einfacher für dich sein.«
    Gimbar hatte sich lange und leidenschaftlich gewehrt – und war dann doch auf den Rücken des Drachen gestiegen.
    »Du weißt, Yonathan, dass ich es hasse durch die Luft zu fliegen«, begründete er seinen anfänglichen Widerstand. »Spätestens seit damals, als wir in dieser schwebenden Blase aus dem Sedin-Palast geflohen sind, sollte dir das bekannt sein.«
    »Es war ein Heißluftballon«, korrigierte Yonathan seinen Freund. »Und im Übrigen bist du ja schließlich doch mitgekommen. Sonst hättest du mir später nicht das Leben retten können, wofür ich dir sehr dankbar bin.«
    »Du bist unfair, Yonathan.«
    »Heißt das, dass du mitfliegst?«
    Gimbar nickte schnell. Sein Gesicht jedoch wurde blass.
    »Ich wusste, dass ich auf dich zählen kann.«
    »Und ich wusste, dass du kein Mitleid mit mir haben würdest.«
    Als der fliegende Berg im seichten Wasser am Westufer des Akeldama-Sees landete, bereitete er einer Schar von tapferen Ostleuten ein unvergessliches Erlebnis. Nur wenige von ihnen gerieten wirklich in Panik, aber alle bekamen einen gehörigen Schrecken. Wer nicht bereits durch die Brandungswelle, die der Drache bei seiner Landung verursacht hatte, aus seinem Versteck gespült worden war, stürzte hervor, brüllte und zielte mit seiner Waffe auf den übermächtigen Feind, in der Gewissheit dem sicheren Tod ins Auge zu sehen.
    Doch dann geschah das Unerwartete. Dicht hinter dem Haupt des Drachen wurden plötzlich zwei menschliche Köpfe sichtbar, die auf verblüffende Weise denjenigen ihrer verloren geglaubten Freunde ähnelten.
    »Halt!«, schrie der siebte Richter. »Schießt nicht. Der Drache ist unser Freund.«
    Die Ostleute hielten inne, blieben aber misstrauisch.
    »Jetzt senkt endlich eure Speere«, wiederholte er. »Garmok wird sonst noch

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