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Isau, Ralf - Neschan 03

Titel: Isau, Ralf - Neschan 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lied der Befreiung Neschans Das
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eine Reaktion im Gesicht des Freundes. »Er hat so große Ähnlichkeit mit deinem Vater.«
    Baltan war inzwischen hinzugetreten und nahm Felin die Antwort ab. »Ja, Yonathan, es ist Felins Bruder. Er herrschte als Kaiser nicht einmal drei Tage. Doch jetzt lass dich erst einmal drücken.« Baltan schloss den viel jüngeren Richter wie einen nach langer Zeit wiedergefundenen Sohn in die Arme.
    »Es tut mir so unendlich Leid!«, wandte sich Yonathan darauf an Felin. »Glaube mir, ich kann empfinden, wie es um dein Herz steht.«
    Felin nickte mit zusammengepressten Lippen. Er wusste, dass Yonathan seine Gefühle lesen konnte, doch er schämte sich seiner Trauer nicht. »Ich wünschte, du könntest… so wie damals bei Gimbar.«
    Yonathan schüttelte traurig den Kopf. »Nein, Felin. Ich fürchte, ich kann Bomas nicht von den Toten zurückholen, ohne dadurch unser größeres Ziel zu gefährden. Ich darf den Stab auch nicht entgegen der Prophezeiung einsetzen. Ich weiß nicht einmal, ob ich noch stark genug bin, das Auge Bar-Hazzats hier in Cedanor auszulöschen. Denn einen karminroten Stein habe ich heute schon zerstört und das hat mich sehr geschwächt.«
    Noch einmal nickte Felin. »Du hast Recht. Wie damals, draußen am Brunnen, als du prophezeitest, dass ich einmal Kaiser werden würde. Wir beide wissen seit langem, dass die Erfüllung dieser Voraussage Schmerzen und großes Leid mit sich bringen musste. Mir ist auch bewusst, dass ich mich meiner Aufgabe zu stellen habe. Baltan hat mir vorhin klar gemacht, dass es im Augenblick wichtigere Dinge gibt, als sich dem Kummer hinzugeben.«
    »Wir haben dein Kommen sehnlichst erwartet, auch wenn wir nicht zu hoffen wagten, dich so schnell wiederzusehen«, bekräftigte der weißhaarige Alte.
    »Baltan hat Recht«, fügte Felin hinzu. »Ich hatte kürzlich einen Traum. Ich sah ein Untier auf die Welt Neschan zufliegen und glaubte, es wolle uns mit seinem Feuer vernichten. Und jetzt stellt sich heraus, dass es unser Verbündeter ist. Nicht nur das: Es bringt sogar noch dich mit.«
    »Nach allem, was ich gesehen habe, sind wir keinen Tag zu früh gekommen«, sagte Yonathan.
    Felins Augen leuchteten auf. »Ich hoffe, du meinst Gimbar, wenn du von ›wir‹ sprichst. Wie geht es ihm?«
    »Mir geht es scheußlich!«, erscholl die Antwort von der Tür her.
    Felin schaute an Yonathan vorbei und die Augen des Prinzen begannen zu leuchten. Der Stabträger drehte sich um und sah Gimbar von Bithya und Yamina gestützt hereinwanken. Ehe er sich noch recht darüber klar werden konnte, wem der Glanz, der aus Felins Blick sprach, nun letztlich galt, dem Expiraten oder den Frauen, war der Prinz auch schon zu dem blassen Freund getreten, um ihn an sich zu pressen. Aber nur kurz, dem angehenden Kaiser kam offenbar wieder seine Kinderstube in den Sinn.
    »Wie unhöflich von mir. Du erscheinst mit zwei so bezaubernden Damen und ich beachte sie kaum. Folgt mir bitte in die Vorhalle, damit ich euch gebührend willkommen heißen kann. Dies hier ist nicht der richtige Ort dafür.« Während er seine Gäste in den benachbarten Raum führte, erzählte er mit knappen Worten die Geschichte der beinahe verlorenen Schlacht.
    Danach konnte Baltan, sichtlich gerührt, endlich seinen Schwiegersohn begrüßen. Gimbars erste Frage betraf natürlich Schelima und die Kinder. Baltan versicherte, dass es ihnen gut gehe und die ganze Familie vor Beginn der Schlacht in den Palast umgezogen sei. Die Unterhaltung der beiden gab Felin Gelegenheit sich seinen weiblichen Gästen zu widmen.
    »Bithya. Auch wenn der jetzige Moment nicht dafür geeignet scheint, wünsche ich dir allen Frieden Neschans. Ich freue mich, dass du hier bist.«
    »Yonathan hat sich schon sehr um dich gesorgt, mein Vetter«, erwiderte Bithya und ließ sich umarmen. Gurgi, die auf ihrer Schulter saß, versuchte währenddessen, ein wenig eifersüchtig, den Prinzen in die Nase zu zwicken. »Umso schöner dich wohlbehalten zu sehen. Was deinen Vater und Bomas betrifft – wir haben draußen schon gehört, was passiert ist –, fühle ich mit dir. Es tut mir unendlich Leid.«
    Felin löste sich von seiner Großcousine und ihrem Masch-Masch, um sich Yamina zuzuwenden. Seine Miene hellte sich auf. »Auch Euch heiße ich willkommen, meine Dame. Über Krieg und Trauer glaubte ich die Schönheit aus diesem Palast verschwunden, nun aber erweist es sich, dass Ihr sie zurückgebracht habt. Darf ich Euren Namen erfahren?«
    Yamina schlug verschämt die Augen

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