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Isau, Ralf - Neschan 03

Titel: Isau, Ralf - Neschan 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lied der Befreiung Neschans Das
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und ich werde sie zerstören.«
    »Wann brechen wir auf?«, erkundigte sich Felin, die Ruhe in Person.
    »Nur Geschan und Gimbar werden diese Suche antreten«, bestimmte Goel. »Deine Aufgabe ist eine andere, mein Urenkel. Du wirst nach Cedanor gehen, denn dorthin wird sich Bar-Hazzat wenden, sobald er spürt, dass wir ihm den Kampf angesagt haben.«
    »Wer lässt sich schon gern ins Auge pieken?«, scherzte Gimbar. »Selbst wenn er sechs Stück davon hat.«
    »Spätestens wenn Geschan das erste Auge zerstört hat, wird Bar-Hazzat unseren Plan durchschauen«, gab Goel dem kleinen Expiraten Recht. »Deshalb ist es so wichtig, dass du und Geschan schnell und unauffällig vorgeht; das betrifft vor allem die Anwendung des Koach.«
    »Wie meinst du das?«, fragte Yonathan.
    »Die schwarzen Priester werden sofort bemerken, wenn du die Macht Haschevets in ihrer Nähe gebrauchst, ebenso wie du ihre Gegenwart spüren wirst.«
    »Das macht die Sache nicht eben leichter.«
    »Es hat nie jemand behauptet, dass es einfach sein wird, Geschan. Mach dich mit dem Gedanken vertraut, dass ihr unsichtbar bleiben müsst, so lange es nur irgend geht. Darum solltet ihr eure Suche dort beginnen, wo sie am zeitaufwendigsten ist; danach muss dann alles ganz schnell gehen.«
    »Leichter gesagt als getan«, wandte Yonathan ein. »Gemäß der Prophezeiung befindet sich ein Auge im Herzen des Himmelsthrones. Wie wir alle wissen, wird der Palastberg in Cedanor so genannt. Wir müssen also erst einmal dorthin gelangen, nachdem wir das erste Auge irgendwo auf Neschan ausfindig gemacht haben. Das kann Wochen oder sogar Monate in Anspruch nehmen!«
    »Deshalb ist es so wichtig, dass Felin mit Bar-Schevet nach Cedanor geht«, betonte Goel. »Nur die Macht Haschevets, die in dem Schwert wirksam ist, kann den Einfluss des Auges bannen, bis du die Hauptstadt erreichst.«
    Der Prinz nickte. Am liebsten wäre er zwar seinen Gefährten gefolgt, aber er sah ein, dass Goels Argumente schwerer wogen.
    »Gut«, fuhr Yonathan fort. »Wenn – um weiter bei den Worten der alten Weissagung zu bleiben – das ›Herz‹ Cedanor ist, dann sind die vier Weltwinde vermutlich die vier Himmelsrichtungen. Wir können also davon ausgehen, dass Bar-Hazzat seine karminroten Wächter in genügendem Abstand um die Stadt herum platziert hat. Von zwei weiteren Augen glaube ich zu wissen, wo sie sich befinden: eines im Nordwesten, das andere im Südosten.«
    »Bleiben der Osten und der Westen«, folgerte Gimbar. »Ich bin einmal zur See gefahren und kenne mich in diesen Dingen aus.«
    Ein flüchtiges Lächeln huschte über Yonathans Lippen. »Wir werden unsere Suche im Osten beginnen. Und zwar morgen früh.«
    Der Vollmond warf sein silbriges Licht über den Rosengarten. Yonathan stand zwischen den Trümmern der Marmorbank und dem Strauch Aschereis. Er war noch einmal hinausgegangen, um in Ruhe nachdenken zu können. Vor drei Jahren hatte sich sein Leben radikal geändert. Auf der Erde war er der Sohn eines Lords gewesen, auf Neschan der Pflegesohn eines vermeintlichen Fischers. Wie ein Grenzgänger war er hin und her gependelt zwischen den beiden Seiten des Spiegels.
    Bis er dann zum siebten Richter wurde. Goel hatte ihn hart herangenommen. Vielleicht hatte er schon immer gewusst, dass die Ausbildung des siebten Richters kürzer sein würde, als es die Bedeutung seines Amtes eigentlich gebot. Und nun würde sich Yonathans Leben erneut wandeln. Morgen sollte er die Geborgenheit des Gartens der Weisheit verlassen und in eine Welt hinausgehen, die ihm alles andere als freundlich gesinnt war. Er sprach ein stilles Gebet, seufzte und ging zum Haus zurück.
    Vor dem Eingang traf er auf Bithya.
    »Du bist noch wach?«
    »Meinst du, ich schlafe an einem solchen Tag?« Bithyas Stimme klang gereizt.
    »Warum denn nicht?«
    »Du kannst mich nicht für dumm verkaufen, nur weil ich ein Mädchen bin.«
    »Ich habe nie auch nur im Geringsten daran gezweifelt, dass du ein ausgesprochen kluges Mädchen bist.«
    »Das wird mir helfen, ohne dich zurechtzukommen.«
    »Wie kommst du auf so etwas?« Yonathan bemerkte, dass wieder die Unsicherheit von ihm Besitz ergriff, die er häufig in Bithyas Gegenwart verspürte.
    »Glaubst du, ich weiß nicht, dass du morgen fortgehen wirst?«
    »Nun…«
    »Gib dir keine Mühe«, unterbrach das zierliche Mädchen seinen matten Erklärungsversuch. »Seit dem Tod meiner Eltern habe ich mich allein durchgeschlagen. Ich werde es verkraften, auch jetzt wieder auf

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