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Isau, Ralf - Neschan 03

Titel: Isau, Ralf - Neschan 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lied der Befreiung Neschans Das
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Bar-Hazzats gefährlichster Jäger ihm bereitet hatte, worin lag dann der tiefere Sinn des Ganzen? Schließlich war Sethur am Ende im Grenznebel Gan Mischpads umgekommen. Oder konnte es sein, dass er – so wie hier, am Tor des Südens – vielleicht doch…?
    »Ich schlage vor, wir bleiben heute Nacht hier auf dem Pass«, unterbrach Yomi Yonathans Gedankengang und brachte ihn wieder zu den nahe liegenden Problemen zurück.
    Yonathan blinzelte wie jemand, der das trügerische Bild einer Fata Morgana abschüttelt. »Was hast du gesagt?«
    »Da drüben ist ein Felsüberhang, vielleicht sogar eine Höhle. Eine ziemlich gute Stelle, um zu übernachten ohne sich die Füße abzufrieren, würde ich sagen.«
    »Yomi hat Recht«, ließ sich nun auch Gimbar vernehmen. »Für den Abstieg ist es schon zu dunkel. Das Beste wird sein, wir schlagen unser Lager gleich hier auf.«
    Yonathan hatte nichts dagegen einzuwenden. Was wie ein Spalt aussah, war tatsächlich der Eingang zu einer flachen, nicht sehr tiefen Höhle. Gimbar schlüpfte als Erster mit gezücktem Dolch hinein, und als sich innen niemand fand, der irgendwelche Ansprüche auf den Lagerplatz erhob, holte er auch die beiden Gefährten nach.
    Die Nacht war kühl, aber das machte den müden Wanderern nichts aus. Im Gegenteil, das Fehlen der bedrückenden Schwüle des Regenwaldes bedeutete für sie eine große Erleichterung. Selbst der Regen schien auf der Passhöhe ein seltenerer Gast zu sein als drunten in der weiten Ebene des Verborgenen Landes.
    Erfrischt und ausgeruht wie lange nicht mehr zogen sie im Morgengrauen los. Das Tal, in dem sich Ha-Mattithyoh befand, lag etwas höher als das, aus dem sie gekommen waren. Es wurde von einem Bach in zwei Hälften geteilt; das vor Übermut schäumende Gewässer war ebenso jung wie der See, den es durchquerte. Die Gefährten erreichten die Talsohle etwas unterhalb des Sees. Yonathan hätte dem Ort, der eine so wundersame Verwandlung erfahren hatte, gerne einen Besuch abgestattet, aber dafür blieb leider keine Zeit.
    »Von Ha-Mattithyoh bis zum Glühenden Berg sind es ungefähr zehn Meilen«, erklärte er seinen Freunden. »Aber wir werden heute noch nicht so weit vorstoßen.«
    Gimbar nickte und rückte sein Marschgepäck zurecht.
    Yomi spähte in das Tal hinab und fragte: »Meinst du, du findest gleich die Höhle, in der wir damals untergekrochen sind? Es war schließlich Nacht und unheimlich dunkel, als wir unser Versteck wieder verließen.«
    »Keine Sorge.« Yonathan lächelte und klopfte mit den Fingern der linken Hand auf Haschevets Goldknauf. »Du weißt doch: Ich vergesse so schnell nichts.«
    Yomi grinste. »Natürlich! Es wäre unheimlich praktisch, wenn du mir ein wenig von dieser Fähigkeit abgeben könntest. Dann würde ich weniger oft überflüssige Fragen stellen.«
    »Das macht gar nichts, Yo. Du weißt doch noch, was Goel dir damals bei unserer Ankunft in Gan Mischpad verhieß: Du würdest mir ein tüchtiger Ratgeber sein, der so manchen voreiligen Entschluss durch seine Bedächtigkeit zu bremsen weiß. Bremse ruhig, wann immer du möchtest. Und stelle so viele Fragen, wie du willst. Es ist besser, zehn bedeutungslose Fragen hundertmal zu beantworten, als eine einzige wichtige nicht gestellt zu bekommen.«
    Yomi strahlte dankbar. Doch ehe er noch etwas sagen konnte, war Yonathan schon wieder in Bewegung. Jetzt führte er die Seilschaft an. Nur er kannte den Weg, der die kleine Gemeinschaft direkt unter das vierte Auge Bar-Hazzats bringen sollte.
    Der Abstieg brachte keine Unannehmlichkeiten mit sich, dafür aber einige Überraschungen. Je näher die Gefährten der Höhle kamen, umso häufiger gab es Zeugnisse der Verwüstung, die vor annähernd vier Jahren hier über das Land gefegt war. Vor allem Gimbar, der alles zum ersten Mal sah, staunte über die mächtigen Bäume, die wie Strohhalme umgeknickt am Boden lagen; die Stämme zeigten zum unheilvollen Glühenden Berg, während die Kronen von ihm weg wiesen.
    Yonathan und Yomi wunderten sich über das Grün, das zu beiden Seiten des jungen Wildbaches sprießte. Da, wo bei ihrem letzten Besuch nur graue Asche und verkohlte Bäume gewesen waren, wucherten jetzt Farne und auf den vermoderten Kadavern der alten Stämme strebten frische Schößlinge in die Höhe. Bald würde hier ein neuer Wald stehen, eine trotzige Antwort auf den früheren Angriff des nahen Vulkans.
    »Der Regenwald ist stark«, hatte Din-Mikkith Yonathan einst getröstet. »Bald wird es hier

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