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Isau, Ralf - Neschan 03

Titel: Isau, Ralf - Neschan 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lied der Befreiung Neschans Das
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wieder so grün sein wie meine Augen.« Yonathan sehnte sich danach, wieder in diese Augen zu blicken. Din-Mikkith war nicht nur ein weiser und treuer Freund, sondern auch ein äußerst verlässlicher Führer gewesen. Zwar hatte Yonathan in den letzten Tagen dankbar festgestellt, dass er wirklich viel von dem kleinen Behmisch gelernt hatte, aber er gab sich trotzdem nicht der Illusion hin, den erfahrenen Waldläufer ersetzen zu können. Große Gefahren standen ihnen bevor, selbst dann noch, wenn es ihnen gelingen sollte das Auge im Glühenden Berg zu zerstören. Vielleicht war nur Din-Mikkith dazu in der Lage, sie anschließend sicher an die Westgrenze des Verborgenen Landes zu führen.
    »Dort links muss es sein.« Yonathan deutete den Hang hinauf.
    »Ich sehe nur einen Haufen Geröll«, sagte Gimbar.
    »Achte auf den schmalen Spalt dort drüben, direkt hinter dem großen Felsbrocken – das ist der Höhleneingang.«
    Mit einem Gefühl von Genugtuung fand Yonathan seine Voraussage bestätigt. Zwar hatte die Landschaft sich in den vergangenen Monaten stark verändert, aber seine Sinne schienen schärfer denn je. Mit der Hilfe Haschevets waren sie beinahe unbestechlich geworden. Und doch konnte die Macht des Stabes nicht allen Unwägbarkeiten vorbeugen.
    Eine Stunde später saß der Stabträger im Halbdunkel der Höhle und schaute Yomi beim Entfachen des Feuers zu. Es war Zeit für das Abendessen. In Wirklichkeit hätte er auch einen Baum beim Wachsen beobachten können – seine Gedanken befanden sich auf Wanderschaft. In den letzten Tagen hatte er sich immer öfter gefragt, ob seine Hoffnungen nur Selbstbetrug waren, ob sich seine Wünsche wirklich erfüllen ließen. Sicher, sie waren gut vorangekommen, vielleicht zu gut. Aber…
    Das Geräusch von aufspritzendem Geröll riss ihn jäh in die Wirklichkeit zurück. Gimbar, der sich draußen noch umgeschaut hatte, kam atemlos in die Höhle gestürzt und begann scheinbar wirres Zeug zu stammeln.
    »Yonathan! Draußen… Da ist etwas… Es kommt direkt auf die Höhle zu… Es ist so… so… grün. Und hat überall Falten. Man könnte fast glauben, es sei dieser…«
    »Din!«, schrie Yonathan, sprang auf die Beine und stürzte zum Eingang. Gimbar blickte ihm völlig verdutzt nach und wurde Zeuge einer Umarmung zweier Schatten, einer regelrechten Verschmelzung, die sich da vor dem hellen Hintergrund der Höhlenöffnung abspielte. Der Expirat sah nur dunkle Schemen: Um den Schatten Yonathans wickelten sich die Gliedmaße eines kleinen, faltigen Umrisses. Oben, am Kopfende des ungewöhnlich elastischen Schattens, entstand eine Art zweiter Kopf, der plötzlich Flügel entfaltete und unaufhörlich »Yonathan, liebes Yonathan« krächzte. Für einen Moment sah Gimbar nur eine einzige, vielgliedrige Silhouette. Wenn die Laute, die dieses unübersichtliche Knäuel von sich gab, nicht so friedlich geklungen hätten, wäre Gimbar glatt mit gezückter Klinge drauflosgesprungen, um seinen Freund zu retten. So aber näherte er sich vorsichtig, eher zögernd, und seine Augen begannen allmählich, das Wirrwarr aus Licht und Schatten zu entknoten.
    »Du bist gewachsen, Kleines«, hörte er gerade eine Stimme sagen, die raschelte wie der Wind in trockenem Laub.
    »Komisch, ich dachte, du wärst kleiner geworden«, antwortete Yonathan glücklich. Gimbar entdeckte einige feuchte Spuren auf den Wangen seines Freundes.
    Inzwischen war auch Yomi herbeigestürzt und steigerte noch das Gewirr aus Armen, Beinen, Flügeln und Köpfen.
    »Gimbar!«, rief Yonathan den Freund heran, dessen Gesichtsausdruck verriet, dass er sich nicht sicher war, welche Rolle man ihm in diesem Umarmungsspektakel zugedacht hatte. »Komm schon, ich möchte dir zwei gute Freunde vorstellen.« Ein Arm, der allem Anschein nach Yonathan gehörte, bedeutete Gimbar näher zu kommen.
    Der ging das Wagnis ein.
    Der wuselnde Knoten begann sich zu entflechten und Yonathan stellte zunächst Din-Mikkith vor und dann Girith.
    »Du kannst es auch Rotschopf nennen«, fügte der grüne Behmisch mit einem Zischen hinzu, das gleichwohl gutmütig klang. »Im Übrigen freue ich mich dich kennen zu lernen, Gimbar. Ich fühle, dass Yonathan dich sehr schätzt, und würde mich freuen, wenn auch wir Freunde würden.«
    Gimbars Blick wanderte zwischen dem rotköpfigen Papagei auf Din-Mikkiths Schultern und dem Behmisch hin und her. Ihm kamen mit einem Mal wieder alle Berichte über diesen Letzten vom Volk der Behmische in den Sinn. Obwohl

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