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Isau, Ralf - Neschan 03

Titel: Isau, Ralf - Neschan 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lied der Befreiung Neschans Das
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stören mich wenig. Mir sind Menschen genauso recht wie geflügelte Schildkröten; Hauptsache, sie benehmen sich anständig. Aber du vergisst, dass ich Tuchhändler bin.«
    »Ich vergesse nichts.«
    »Dann hast du es eben im Moment nicht bedacht… Jedenfalls versorgen sich die Squaks in Baltans Kontoren mit Stoffen, unter denen sie dann die Unzulänglichkeiten ihres Körperbaus verstecken. Hast du schon einmal mit einem Squak verhandelt? – Nicht? Du Glücklicher! Sie sind Banditen! Wahre Aasgeier!«
    Yonathan schmunzelte. »Ich dachte, alle Kaufleute wären das.«
    »Von einem Mann des Geistes hätte ich eine andere Antwort erwartet.«
    »Ich von einem ehemaligen Piraten auch. Baltan wird schon wissen, warum er dir die Leitung seines Kontors in der Gartenstadt übertragen hat.«
    Gimbar schwieg einen Augenblick, leicht verstimmt. Dann sagte er mit einem schelmischen Seitenblick auf Yonathan: »Na, wenigstens bist du wieder lebendig geworden.«
    Yonathan atmete tief durch, bevor er antwortete. »Es hat mich ziemlich mitgenommen, dass Goel bald sterben wird.«
    »Nicht nur dich, Yonathan. Wir alle waren wie vor den Kopf gestoßen.«
    »Der Verlust eines geliebten Menschen ist wie ein Abschied auf unbestimmte Zeit.« Yonathan musste an seinen Großvater und den alten Diener Samuel auf der Erde denken. Aber das war ein anderes Leben, ein ferner Traum. »Doch nach der Weltentaufe werden die Toten aus ihrem Schlaf erwachen. Irgendwann sehen wir Goel wieder, daran glaube ich fest.«
    »So gefällst du mir schon besser. Du wirst sehen, das Lied der Befreiung Neschans, unsere Geschichte, wird an allen Herdfeuern der Welt gesungen werden – vorausgesetzt, wir können unseren Auftrag erfolgreich abwickeln.«
    »Wir sind doch nicht ausgezogen, um Stoffballen zu verkaufen, Gimbar!«
    »Zumindest könnte man das denken, wenn man uns mit unseren acht Packtieren und ihrer kostbaren Last sieht.«
    »Ich muss zugeben, das ist eine gute Tarnung. Du hast wirklich an alles gedacht. Befinden sich in den Paketen tatsächlich Tuche?«
    »Seide. Karminrote Seide, um genau zu sein.«
    »Doch nicht…?«
    »Genau.« Gimbar grinste spitzbübisch. »Ich dachte mir, dieser Stoff kann uns bestimmt irgendwann einmal nützlich werden.«
    Yonathan nickte nachdenklich.
    Der Weg der beiden vermeintlichen Tuchhändler führte durch die karge Steppenlandschaft, die im Norden und im Osten an den Garten der Weisheit grenzte. Auf Hunderten von Meilen gab es keine befestigten Ortschaften, nur hin und wieder einige Lager von Nomaden. Die Reitervölker, die hier lebten, folgten mit ihren Herden den unsichtbaren Linien, welche die Zeit über das Land gezogen hatte. Schon ihre Vorväter waren auf diesen Routen gewandert und deren Ahnen davor.
    Die nächste größere Straße war die Westliche Handelsroute, etwa siebenhundert Meilen weiter nördlich. Auf ihr bewegten sich die großen Karawanen zwischen Cedanor und dem fernen Kandamar. Die gut ausgebaute Handelsstraße wurde von Patrouillen kaiserlicher Soldaten überwacht, denen es hin und wieder gelang einigen Straßenräubern das Handwerk zu legen. Aber südlich der Karawanenroute endete die Macht des Kaisers. Hier herrschten die Reitervölker.
    »Meinst du, wir werden Schwierigkeiten bekommen?«, fragte Yonathan, nachdem sie eine Weile schweigend dahingeritten waren. »Goel hat mir erzählt, dass die Nomaden unberechenbar sind. Manche sollen ziemlich wild sein.«
    »Wirklich gefährlich wird es erst, wenn wir das Königreich der Squaks hinter uns haben und in das Gebiet der Ostleute vorstoßen. Die Stämme diesseits vom Großen Wall sind vergleichsweise harmlos – wenn man von ihrer sprichwörtlichen Neugierde absieht.«
    »Neugierde?«
    Gimbar nickte, ein Grinsen umspielte seine Lippen. »Es kommt selten vor, dass sich ein Händler in diese öde Gegend verläuft. Aber wenn die Nomaden doch mal einen finden, lassen sie ihn so schnell nicht wieder ziehen. Man erzählt sich, sie würden dann alles, was der Bedauernswerte bei sich trägt, äußerst gründlich untersuchen und ihm anschließend recht kuriose Angebote machen.«
    »Ich fürchte, ich verstehe nicht ganz.«
    Gimbar lachte. »So mancher Kaufmann ist hier draußen sehr schnell zu einer Frau gekommen. Oder auch zu zweien oder dreien…«
    »Das sind ja äußerst zweifelhafte Geschäftsmethoden!«
    »Erzähl das nur keinem der Nomaden. Sie mögen es gar nicht, wenn man ihre kostbarsten Handelsgüter madig macht.«
    »Nun aber ernsthaft: Ich finde es

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