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Isau, Ralf - Neschan 03

Titel: Isau, Ralf - Neschan 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lied der Befreiung Neschans Das
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sich andere, frische Farben: Grün, gemischt mit Gelb, Violett und dem Blau Tausender kleiner Blüten, die ihre Gesichter den umherflatternden Schmetterlingen und geschäftig summenden Bienen entgegenreckten.
    »Ich hätte nie gedacht, dass die Steppe so schön sein kann«, schwärmte Yonathan. Die Sonne näherte sich gerade ihrem Zenit.
    Yehsir lächelte voll stiller Zufriedenheit. »Wenn es nach der Weltentaufe noch eine Steppe gibt, dann solltest du einige Zeit hier verbringen, Yonathan. Du würdest staunen, wie vielfältig und lebendig dieses Land ist!«
    »Nach meinem Geschmack manchmal ein wenig zu lebendig«, schränkte Gimbar ein. »Ich fürchte, wir bekommen Besuch, aus südlicher Richtung, um genau zu sein.«
    Yonathan und Yehsir folgten dem ausgestreckten Arm ihres Gefährten. Gimbar hatte Recht. Noch waren die Pünktchen klein, aber sie näherten sich schnell.
    »Das können nur Garebs Männer sein«, sagte Yehsir, noch ehe aus den Punkten Reiter und Pferde geworden waren.
    »Wer ist dieser Gareb?«, erkundigte sich Yonathan. »Müssen wir mit Schwierigkeiten rechnen?«
    »Wahrscheinlich werden sie uns nicht die Hälse durchschneiden…«
    »Wie beruhigend!«, fiel Gimbar ein.
    »… aber sie könnten uns aufhalten. Gareb ist nicht sehr gut auf meinen Bruder zu sprechen, weil er selbst gern das Oberhaupt aller Sippen wäre. Er brächte es fertig uns in sein Lager einzuladen, um diese Frage endgültig zu klären.«
    »Du meinst, er könnte uns als Geiseln nehmen, um deinen Bruder zu erpressen?«
    »Das Wort ›Geisel‹ gibt es in unserem Sprachgebrauch nicht, Gimbar.«
    »Die Gastfreundschaft der Steppenbewohner ist wirklich eine interessante Einrichtung!«
    »Hast du eine Idee, wie wir einer ›Einladung‹ dieses Gareb entgehen können?«, fragte Yonathan besorgt.
    Yehsir lächelte. »Ich glaube, es gibt eine Möglichkeit. Lass es mich versuchen.«
    »Gut«, entschied Yonathan. »Sollte es dir nicht gelingen, werde ich den Stab Haschevet einsetzen. Es wäre allerdings besser, wenn ich unser Geheimnis nicht vorschnell preisgeben müsste.«
    Die Reiterschar hatte die Karawane fast erreicht. Ungefähr vier Dutzend Reiter zügelten ihre Pferde direkt vor Yehsirs Rappen in der bekannten Manier. Einzelne Brocken der Grasnarbe wirbelten hoch durch die Luft. Yehsir zeigte nicht die geringste Regung.
    Yonathan hielt sich mit Gimbar im Hintergrund, beobachtete, wartete ab. Die Steppenkrieger wirkten entschlossen und ihre Rundsäbel hingen in Griffweite vor dem Sattel. Das eine oder andere der Pferde tänzelte nervös auf seinem Platz.
    »Yehsir! Welche Überraschung den berühmten Sohn der Steppe, den Bruder unseres geliebten Sippenführers und der Rose des Graslandes, hier zu treffen. Aller Friede Neschans sei mit dir«, eröffnete ein kleiner, rundlicher Mann die Begrüßung. Der üppige Zopf des Steppenreiters, der unter einem schwarzen Turban hervorquoll, war von silbernen Strähnen durchwirkt. Seine nackten Oberarme wiesen den Umfang gesunder Flussbirken auf.
    »Die Überraschung ist ganz auf meiner Seite, Gareb! Auch dir aller Friede Neschans. Seid ihr auf der Jagd?«
    Garebs Augen blitzten vergnügt auf. »Kein schlechtes Wort für das, was wir tun. Und wie mir scheint, wird uns dieser Tag eine reiche Beute bringen.«
    Also hatte Yehsir Recht gehabt! schoss es Yonathan durch den Kopf. Seine Rechte schloss sich fester um Haschevets Schaft. Er musste sich etwas einfallen lassen: Feuer? Nein, nicht noch einmal. Wasser? In der Steppe zu unglaubwürdig. Drachen? Das könnte funktionieren.
    »…mich mit dir unter vier Augen besprechen«, hörte er gerade noch Yehsir sagen. Was hatte er vor?
    Gareb und Yehsir lenkten ihre Pferde einen halben Steinwurf weit zur Seite und Yonathan konnte sehen, wie Yehsir ruhig auf den Anführer der Reiter einredete. Schon bald veränderte sich Garebs bis dahin stoische Miene: Zunächst wich alle Farbe aus seinem Gesicht und bildete damit einen idealen Hintergrund für vereinzelte rote Zornesflecken. Doch bald schon machte sich etwas wie Entsetzen auf ihm breit, gefolgt von einem Ausdruck nicht zu leugnender Enttäuschung. Schließlich nickte der beleibte Zopfträger ruckartig und riss barsch am Zügel seines stämmigen Pferdes.
    Nachdem er mit Yehsir zu den anderen zurückgekehrt war, erklärte Gareb mit mühsam unterdrücktem Ärger: »Zu meinem großen Bedauern musste ich von meinem Bruder erfahren, dass er sehr in Eile ist. Deshalb werden wir ihn und seine Gefährten mit

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