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Isau, Ralf - Neschan 03

Titel: Isau, Ralf - Neschan 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lied der Befreiung Neschans Das
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verwendet, die Einrichtung in ihre Einzelteile zu zerlegen. Nachdem er schon zweimal die zertrümmerten Tische und Stühle durch neue hatte ersetzen müssen, habe er Leas an die Tür gestellt, worauf sowohl die Eile wie auch die überschäumende Vitalität der zahlungsunwilligen Gäste deutlich nachließ. Aber man müsse dennoch weiterhin auf der Hut sein.
    »Habt Ihr in letzter Zeit Besuch von temánahischen Priestern gehabt?«, fragte Yonathan, den die Schilderung Kehmars in keiner Weise überraschte.
    »Natürlich habe ich das, diese schwarzen Teufel! Besser, Ihr erwähnt sie nicht einmal. Das bringt nur Unglück«, ereiferte sich der Wirt. Dann kniff er ein Auge zu, fasste sich an sein rundes Kinn und sagte verblüfft: »Jetzt, wo Ihr es sagt, wird es mir erst richtig klar. Ich glaube, all die Schwierigkeiten mit meinen Gästen haben erst so richtig angefangen, seit diese käsegesichtigen Südländer hier auftauchten. Das war vor einem knappen Jahr, als König Kirrikch den kaiserlichen Erlass aus Cedanor vollzog und diesen ›heiligen‹ Mönchen im ganzen Squak-Reich freie Hand ließ.«
    »Das heißt, sie dürfen herumschnüffeln, wo sie wollen?«
    »Schlimmer noch! Wo man ihnen den Zutritt verwehrt, dürfen sie sogar die königlichen Soldaten um Hilfe anrufen, und sie nutzen diese Möglichkeit, wann immer es ihnen gefällt.«
    Yonathan wechselte einen vielsagenden Blick mit seinen Gefährten. Dann wandte er sich wieder an den Wirt: »Wir haben ein gewisses Interesse daran, während unseres Aufenthaltes möglichst unbehelligt zu sein. Meint Ihr, Ihr könntet unsere Tiere irgendwo unterstellen, wo sie nicht gleich jeder zu sehen bekommt?«
    Der Wirt zwinkerte Yehsir verschwörerisch zu. »Heckst wieder was aus, oder?«
    Yehsir verdrehte die Augen.
    »Schon gut, schon gut«, meinte Kehmar. »Dann halte ich es mit dem alten Nomadensprichwort: ›Wer nicht fragt, kann nicht gefragt werden.‹ Ich werde dafür sorgen, dass eure Tiere im Stall meines Bruders unterkommen, zwei Straßen weiter. Außerdem habe ich eine geräumige Kammer, ganz oben unter dem Dach. Ihr könnt dort euer Mahl einnehmen, wenn ihr nicht gestört werden wollt, und gleichzeitig habt ihr noch einen grandiosen Ausblick auf unsere Stadt.«
    Gimbar stöhnte.
    »Was ist mit deinem Freund, Yehsir? Geht es ihm nicht gut?«
    »Doch, doch, Kehmar. Hab Dank für alles. Wir nehmen dein Angebot gerne an. Allerdings werden wir unser Abendessen hier in der Schankstube einnehmen. Wir möchten uns noch ein wenig umhören, was es so an Neuigkeiten gibt.«
    »Bei Kehmar gibt’s die besten Lammkeulen, das beste Bier und die besten Nachrichten – das ist stadtbekannt«, versicherte der korpulente Wirt. »Ich muss mich jetzt noch um einige Dinge kümmern. Ihr könnt ja schon mal eure Habseligkeiten nach oben schaffen: direkt dort drüben durch die Tür, immer die Treppe rauf, bis es nicht mehr weitergeht.«
    Zwei Stunden später war es draußen dunkel geworden. Der geräumige Gastraum des Paradiesvogels hatte sich bis zum letzten Platz gefüllt. Wenige von der Decke hängende Öllampen sorgten für ein diffuses Licht und mit ihrem Rauch für eine stickige Luft. Yonathan, Gimbar und Yehsir hatten sich rechtzeitig den Tisch in der hinteren Ecke gesichert. Nach einem vorzüglichen Lammbraten mit Speckbohnen und einem kohlartigen Gemüse, das Yonathan nicht kannte, hielten sich die drei an ihre Bierkrüge und verfolgten das lebhafte Geschehen, das sich um sie herum entfaltete. Handwerker, Händler und Steppenleute saßen sich an den Tischen gegenüber, unterhielten sich und sprachen ausgiebig den Speisen und Getränken zu. Die Geräuschkulisse war ohrenbetäubend, ein Gemisch aus kaum verständlichen Gesprächs- und Liedfetzen, Gelächter, Flüchen, dem Poltern herabfallender Gegenstände, Stühlerücken und genussvollen Rülpsern.
    Einer Unterhaltung für längere Zeit zu folgen erschien aussichtslos. Yonathan war versucht die Hilfe Haschevets in Anspruch zu nehmen. Aber Kehmar hatte erwähnt, dass sich temánahische Priester in der Stadt befänden, und so wollte er nicht riskieren sich durch den Einsatz des Koach zu verraten. Einmal hatte er Teile des Gesprächs zwischen einem Fallensteller und einem Edelsteinsucher verfolgen können, die sich gegenseitig bescheinigten, dass man selbst in den kaum bewohnten, engen Tälern des Großen Walls nicht mehr sicher sei vor den temánahischen Krähen. Aber das war auch schon alles gewesen.
    Gerade als sich die drei

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