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Isau, Ralf - Neschan 03

Titel: Isau, Ralf - Neschan 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lied der Befreiung Neschans Das
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schnell wie nie zuvor auf dem Tisch kreisen.
    Yonathan rechnete mit irgendeinem Trick und verfolgte den Lauf der Bohne mit seinem geschärften Sinn. Und tatsächlich! Bei einem schnellen Austausch zweier Becher ließ der Spieler die Hülsenfrucht in der rechten Handfläche verschwinden. Kurz darauf kamen die Becher zum Stehen und der Ostmann grinste Yonathan triumphierend an.
    Einen Moment lang war Yonathan starr vor Schreck. Was sollte er tun? Egal welchen Becher er wählen würde, es war in jedem Fall ein leerer. Alle drei hochheben? Der Große hatte schon vorher über seine Spielutensilien gewacht wie eine Löwin über ihre Jungen. Da hatte er einen Einfall.
    Er schaute sich um. Für einige musste es wirken, als suche er nach einem Rat. Sie riefen ihm hilfreiche Tips zu: den linken, den rechten Becher, den in der Mitte. Aber Yonathan wollte sich nur vergewissern, wie viele Menschen ihm zusahen. Sehr viele, stellte er bange fest. Es würde nicht leicht werden.
    Noch einmal konzentrierte er sich, achtete nicht auf die besorgten Blicke Gimbars und des Mädchens, umklammerte nur den Stab Haschevet und sagte dann: »Den mittleren.«
    »Und du bist dir ganz sicher?«
    Yonathan hielt wortlos seinen Blick auf den Becher in der Mitte gerichtet. Schweißtropfen sammelten sich auf seiner Stirn.
    »Also gut«, verkündete der Ostmann gönnerhaft. Er schaute noch einmal um Aufmerksamkeit heischend in die Runde, hob dann langsam den Becher in die Höhe – und starrte voller Entsetzen auf die Bohne.
    »Gewonnen«, bemerkte Yonathan trocken.
    Der Hüne lief dunkelrot an, dann brach es aus ihm hervor: »Das kann gar nicht sein! Hier ist die Bohne.« Er öffnete die Hand und zeigte mit irrem Blick die Hülsenfrucht herum. »Ich habe sie verschwinden lassen. Das da auf dem Tisch ist eine andere Bohne. Eine Fälschung! Nicht meine.«
    »Dann bist du also doch ein Betrüger«, stellte Yonathan vorwurfsvoll fest. »Wie gut für dich, dass wir jetzt nicht da sind, wo ich herkomme. Dort reagieren die Leute ziemlich unfreundlich, wenn sie mitbekommen, dass jemand sie um ihr Geld gebracht hat.«
    Diese Anregung wurde sogleich aufgegriffen: Augenblicklich brach ein heftiger Tumult aus, in dessen Mittelpunkt sich der unglückliche Spieler befand. Yonathan griff schnell nach dem Handgelenk des Mädchens und zog es in Richtung Ausgang, Gimbar wischte die Münzen vom Tisch in eine weite Falte seines Gewandes und eilte hinterher.
    Zurück blieben einige sehr beschäftigte Ostmänner – und eine langsam unsichtbar werdende Bohne.
    »Hoffentlich lassen sie ihn am Leben«, rief Gimbar den anderen beiden draußen auf der Straße zu. Die schwarzen Priester waren nicht mehr zu sehen und das gewohnte Gedränge bestimmte wieder das Bild.
    »Er hat es nicht besser verdient«, sagte das Mädchen ungerührt und fügte fast bedauernd hinzu: »Aber Fling ist wie eine Katze: Er hat sieben Leben.«
    »Was einem Geschöpf an Strafe zukommt, das bestimmen nicht wir. Nur Yehwoh kennt sein Herz und kann über sein Leben richten.«
    »Ja, aber bis dahin gibt es Neschans Richter und der würde dieses Scheusal bestimmt nicht schonen.«
    »Wer kann schon sagen, wie der Richter entscheiden würde«, antwortete Yonathan ausweichend. »Jedenfalls bin ich froh, dass du diesen üblen Gesellen los bist. Mir wird jetzt noch ganz schlecht, wenn ich mir vorstelle, was solche Kerle mit Mädchen wie dir anstellen.«
    Yamina warf den Kopf in den Nacken und lachte. »Ihr solltet Eure Phantasie nicht allzu sehr bemühen, junger Herr. Ich weiß meine Unschuld zu verteidigen. Ist Euch nicht die Schramme in Flings Gesicht aufgefallen?«
    Yonathan runzelte die Stirn. »Stammt die etwa von dir?«
    »Der Klotz wollte mir zu nahe kommen, da habe ich meinen Dolch gezückt« – plötzlich hielt sie ebendiesen in der Hand – »und ihm sein Vorhaben ausgeredet.«
    »Langsam wird mir das Mädchen sympathisch«, warf Gimbar ein.
    Yonathan konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. »Na, wie auch immer, jedenfalls sollten wir uns jetzt schleunigst überlegen, wo wir die Nacht verbringen. Nach der Begegnung mit den temánahischen Mönchen will ich lieber nichts riskieren. Eine Herberge wie das Gasthaus von eben wäre wahrscheinlich kein besonders sicherer Ort.«
    »Zumal Fling versuchen wird Euch den Gewinn wieder abzujagen – falls er überlebt hat.«
    Yonathan blickte in das schmutzige Gesicht des Mädchens. »Daran hatte ich nicht gedacht.«
    »Ich habe gleich bemerkt, dass Ihr Euch in

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