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Isau, Ralf - Neschan 03

Titel: Isau, Ralf - Neschan 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lied der Befreiung Neschans Das
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den hiesigen Sitten nicht auskennt«, erwiderte Yamina. »Aber mir ist auch aufgefallen, dass Ihr anders seid als Fling. Anständiger. Bei Euch werde ich es bestimmt besser haben.«
    »Du kannst gehen, wohin du willst, Yamina. Ich habe mit diesem Halunken nur gespielt, damit du von ihm freikommst. Und im Übrigen brauchst du uns beide nicht so förmlich anzusprechen. Mein Name ist Yonathan und das da ist Gimbar, der Sohn Gims.«
    »Bleibt nur noch eines: Wo finden wir ein Nachtquartier?«, fragte der Vorgestellte, er hatte seinen Rücken Yamina zugewandt und schien damit zu rechnen, dass das Mädchen nun seinen eigenen Weg einschlagen würde.
    »Mein Vetter hat in Mezillah eine Seidenspinnerei«, erklärte Yamina. »Wenn wir bei ihm unterschlüpfen, wird uns niemand so schnell finden.«
    »Eine Seidenspinnerei? Wie interessant…« Gimbars Nasenspitze begann zu zucken, wie immer, wenn sein Gehirn schwer arbeitete.
    »Vergiss es!«, wiegelte Yonathan ab. »Wir haben keine Zeit Geschäfte zu machen. Befass dich lieber mit der Frage, wie wir in einer Stadt, in der uns niemand sehen darf, etwas über den Drachenberg erfahren können.«
    »Har-Liwjathan?« Masong, der Seidenspinner und Vetter Yaminas, überlegte nicht lange. »Mein Volk kennt eine Legende von einem Drachenberg, ja. Im Tausend-Seen-Land soll er sich befinden. Allerdings wird die Gegend seit Generationen von den Stämmen gemieden.«
    »Weil es dort Drachen gibt?«, erkundigte sich Yonathan.
    »Meine Mutter hat mir erzählt, ein besonders alter und gefräßiger Drache treibe dort sein Unwesen«, erinnerte sich Yamina. »Menschenfleisch soll er besonders gern haben. Aber ich glaube nicht an solche Geschichten.«
    Yonathan zog die Stirne kraus. »Du sprichst, als wüsstest du gut über den Drachen Bescheid.«
    Yamina zuckte die Achseln und erwiderte leichthin: »Ich hab ihn mal gesehen, als er über uns hinwegflog. Aber getan hat er uns nichts.«
    »Du warst so hoch im Norden?«, wunderte sich Masong.
    »Es war vor vier Jahren in dem strengen Winter. Der Stamm war hungrig und deshalb hatten wir uns auf der Suche nach Nahrung weit in die Wälder vorgewagt; bis etwa dreißig Meilen südlich vom Akeldama-See.«
    »Volltreffer!«, sagte Gimbar. »Wer hätte gedacht, dass es so einfach ist.«
    »Wir haben den Ort noch immer nicht gefunden«, merkte Yonathan an und fragte Yamina: »Kannst du dich noch an den Weg zu diesem See erinnern?«
    »Ich kann euch hinführen.«
    »Auf keinen Fall«, fiel Gimbar sofort ein.
    »Du kannst uns den Weg schließlich auch beschreiben«, schlug Yonathan Yamina vor.
    »Damit mich mein Vetter meinem Vater zurückgibt? Der würde mich bei der erstbesten Gelegenheit wieder verschachern oder an die Altäre ausliefern.« Yamina lachte bitter auf. »Vielen Dank! Du hast mich gewonnen, Yonathan. Also bleibe ich bei dir.«
    »Da hast du uns was Schönes eingebrockt!«
    Gimbars Bemerkung schien Yamina nicht zu beeindrucken. Mit über der Brust verschränkten Armen saß sie aufrecht neben den anderen im Zelt Masongs. Ein ausgiebiges heißes Bad hatte eine junge, schöne Frau zum Vorschein gebracht. Ihre Haare waren entwirrt, sorgsam gekämmt und gebürstet; sie hatte saubere Gewänder angezogen.
    Masong brachte natürlich Einwände gegen Yaminas Plan vor. Er hatte tatsächlich vorgehabt sie ihrem Vater zurückzugeben. Aber schließlich sah auch er ein, dass er Yaminas Einverständnis nicht erzwingen konnte, jetzt, da sie einen neuen Eigentümer hatte, und er willigte ein.
    Als dann sogar Gimbar sich erweichen ließ, überraschte Yamina die Männer mit einer Bedingung. »Ich verrate euch nur den Weg zum Drachenberg, wenn Yonathan den Trick mit der Bohne preisgibt.«
    Yonathan hatte mit dieser Frage schon früher gerechnet. Doch immer war etwas dazwischengekommen – zuerst das Gedränge und der Lärm in den Straßen Mezillahs, dann die überschwängliche Begrüßung durch ihren Vetter und gleich darauf das Abendessen, das frisch zubereitet auf dem Tisch stand. Der neunköpfigen Familie Masongs mussten die beiden Fremden aus dem fernen Westen zwar ausführlich Rede und Antwort über ihr Herkommen stehen, aber niemals war diese Frage gestellt worden. Später wurden Masongs Frau und Kinder hinausgeschickt, auf den weichen Teppichen im Hauptzelt sitzend blieben der Seidenspinner und seine drei Gäste zurück.
    Aber jetzt war es soweit. Die Frage war gefallen. Yonathan blickte etwas unentschlossen in die gespannten Gesichter. Was sollte er tun? Sein

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