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Isau, Ralf - Neschan 03

Titel: Isau, Ralf - Neschan 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lied der Befreiung Neschans Das
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Kaiser kann wahrhaft stolz sein.«
    »Dann habt Ihr also Verständnis?« In Galkhs Augen leuchtete ein Hoffnungsschimmer.
    »Nein.«
    Der Türwächter zögerte. »Dann lasst mich Euch wenigstens dem Kaiser melden.«
    »Das wird nicht nötig sein. Er kennt mich gut. Ich bin sein Sohn.«
    »Aber… wir können Euch nicht einfach einlassen, Hoheit. Es hat sich einiges geändert, seit Ihr den ›Thron des Himmels‹ verlassen habt…«
    Galkh hielt mitten im Satz inne, denn der Prinz war nun einen Schritt zurückgetreten. Sein versteinerter Gesichtsausdruck verhieß nichts Gutes. Mit der Rechten griff Felin über die Schulter, fand dort den Schwertknauf und riss kurz, aber heftig an ihm. Bar-Schevet wirbelte aus seiner Scheide in die Luft und der Schwertgriff fiel genau in die Hand des Prinzen. Noch ehe die beiden Soldaten etwas unternehmen konnten, hatte der mächtige Zweihänder bereits die Schäfte der beiden Hellebarden durchtrennt, sodass die breiten Klingen klirrend auf den Boden des Audienzsaals fielen. Niemand wollte Felin nun noch ernsthaft aufhalten. Der grimmige junge Mann schritt entschlossen an den beiden Türwächtern vorbei und machte erst vor dem Thron des Kaisers Halt. Er hob das mächtige Schwert zum Gruß und rief: »Aller Friede Neschans sei mit Euch, Vater.«
    Als Felins laute Stimme verhallt war, herrschte absolute Stille im Saal. Das Sonnenlicht in dem bunten Rundfenster ließ Bar-Schevets Klinge in übernatürlichem Glanz erstrahlen.
    Die seltsame Reflexion nahm dem Kaiser etwas von dem Vorteil, den er so schätzte, wenn ein Besucher vor seinem Richterstuhl stand und von dem sonnendurchfluteten Fenster dahinter geblendet wurde. Niemand wagte das Schweigen zu brechen. Allmählich stellten sich Felins Augen auf die gleißende Helligkeit um den Thron herum ein und er konnte zwei Personen unterscheiden. Doch ehe er Gelegenheit fand die Gestalt, die neben seinem stark gealterten Vater stand, eingehender zu studieren, ergriff der Kaiser das Wort.
    »Es ist sehr mutig von dir einfach hierher zu kommen, als wäre nichts geschehen.«
    Felin erschrak und ließ Bar-Schevet aus der Grußhaltung sinken. Die Stimme seines Vaters klang sonderbar fremd: tonlos, hohl, als fehle ihr jedes Gefühl. Er versuchte seine Bestürzung zu verbergen, als er erwiderte: »Der siebte Richter hat mir einst die Verantwortung übertragen mit diesem Schwert dem Recht zum Durchbruch zu verhelfen. Deshalb bin ich gekommen, Vater.«
    »Willst du mir drohen?«
    »Drohen?« Felin lachte nervös. »Was ist mit Euch geschehen, Vater, dass Ihr mir so etwas zutraut? Ich bin Euer Sohn.«
    Der Kaiser schwieg. Vielleicht hatten ihn die Worte seines jüngsten Sohnes beschämt. Felin hoffte es jedenfalls, denn irgendwie musste er den eisigen Panzer aufbrechen, der die Gefühle seines Vaters umschloss.
    Plötzlich bewegte sich der Schatten zur Rechten des Kaisers und beugte sich zu dessen Ohr herab. Felin verstand nicht viel, nur einzelne Satz- und Wortfetzen wie »Verrat«, »streng, aber gerecht«, »auch bei der eigenen Familie nicht Halt machen…« Endlich zog sich der Schemen zurück und Zirgis richtete wieder das Wort an Felin.
    »Am Hof gibt es viele Neider. Man hat versucht, mich von meinem Thron zu stürzen, und ich musste hart durchgreifen…«
    »Ich bin gekommen, um Euch zu helfen Eure wahren Feinde zu bekämpfen«, unterbrach Felin seinen Vater.
    »Vor drei Jahren hast du dich gegen mich gestellt, indem du dem Stabträger zur Flucht verhalfst«, erwiderte Zirgis ungewöhnlich scharf.
    »Kann es im legitimen Interesse des cedanischen Throns liegen den Richter von Neschan gefangen zu halten?«
    Zirgis’ Kiefer mahlten aufeinander. Er besaß genug klaren Verstand, um nicht offen gegen Yehwohs ersten Diener zu hetzen. In erschreckend kaltem Ton entgegnete er: »Die Frage ist nicht, ob ich einen Knaben davon abhalten wollte, den wertvollsten Gegenstand unserer Welt allein nach Gan Mischpad zu tragen. Es geht hier um deinen Ungehorsam, Felin. Im Allgemeinen nennt man jemanden wie dich einen Hochverräter. Andere Männer haben in letzter Zeit schon wegen viel geringerer Vergehen ihren Kopf verloren.«
    »Ist es das, was Ihr wollt, den Kopf Eures eigenen Sohnes?« Felin hatte sein Schwert mit beiden Händen gefasst und zornig vor sich auf den Boden gesetzt. Hektische Bewegungen in seiner Umgebung ließen ihn nun darauf aufmerksam werden, dass etliche Pfeilspitzen und Lanzen sich auf ihn richteten; Galkh und Tarboth hatten die Leibwache

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