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Isau, Ralf

Isau, Ralf

Titel: Isau, Ralf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerry
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ehrenwerter Thaddäus. Je kleiner eure Mitarbeiter, desto ungeduldiger sind sie. Hast du auf deiner Reise etwas erreicht?«
    Herr Trutz wiegte den Kopf hin und her. »Ich denke schon. Der ehrenwerte Karl, das Drachenmädchen Qutopía und ich müssen uns noch beraten. Albega wird uns unterstützen. Lass die Zweige nicht hängen, alter Freund. Der nächste Frühling kommt bestimmt.«
    Karl bewunderte den Meisterbibliothekar für seine Fähigkeit, andere aufzumuntern. Die drei Gefährten verabschiedeten sich von den Borkentrollen und betraten den äußeren Arkadenweg der Phantásischen Bibliothek. Herr Trutz war zu entkräftet, um den weiten Weg in sein Arbeitszimmer auf eigenen Beinen zu bewältigen, deshalb setzte er sich schon nach wenigen Höhenmetern, die er anscheinend nur mit Hilfe seines Gehstocks zu bewältigen vermochte, auf eine steinerne Bank und rief zwei vorbei flatternde Buchfalter zu sich. Den einen schickte er zu Alphabetagamma und den zweiten zum Schlag der Briefgreife.
    Die von der Reise müden Gefährten gönnten sich einige Minuten der Erholung. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Karl bewunderte den feuerroten Abendhimmel. So wie es in Noktunia immer dunkel war, wurde die Region um die Phantásische Bibliothek mehr als jede andere von der Sonne verwöhnt. Der kleine Zeiger seiner Taschenuhr stand genau auf der Acht. Bald würde sein siebter Tag in Phantásien anbrechen.
    »Herr Trutz?«
    »Ja?«
    »Könnten wir die kurze Verschnaufpause nicht dazu benutzen, die Generalvollmacht zu einem rechtsgültigen Dokument zu machen?«
    »Was wollen Sie?«
    Karl zog den zerknitterten Bogen aus der Brusttasche seines Mantels. Das Papier sah aus, als hätte es schon sieben Jahre dort gesteckt. Er faltete es auf und reichte es dem Meisterbibliothekar.
    »Die Vollmacht! Richtig!«, sagte Herr Trutz leise, als erinnerte er sich erst jetzt. »Sie haben sich das Antiquariat wirklich verdient, mein lieber Koreander. Haben Sie einen Stift? Möglichst dokumentenecht, wenn es geht.«
    Karl blickte den Bibliothekar aus großen Augen an. »Nein. Ich dachte, Sie ...«
    »Ich?« Herr Trutz lachte. »Du liebe Güte, ich habe die Taschen am liebsten immer leer. Nein, damit kann ich Ihnen leider nicht dienen.«
    »Und du, Qutopía?«, fragte Karl das Drachenmädchen.
    Sie schüttelte den Kopf und sah ihn nicht einmal an. Irgendwie wirkte sie abwesend. Oder böse?
    Karl seufzte. »Dann müssen wir eben warten, bis wir in Ihrem Arbeitszimmer sind.« Er faltete die Vollmacht wieder zusammen und steckte sie diesmal in die linke Innentasche seines Jacketts.
    Kurze Zeit später landete ein riesiger Briefgreif auf der Plattform. Herr Trutz begrüßte ihn wie einen alten Bekannten.
    »Huschhusch, meine alte Adlerlöwin. Ich dachte schon, wir würden uns nie mehr wiedersehen.«
    Auch Karl war von der Bank aufgesprungen und zu dem Greif geeilt. Sprachlos betastete er die Narbe an Huschhuschs Brust, wo die Pfeilviper sie getroffen hatte. Der Greif schien ihn sofort wiederzuerkennen und begann laut zu schnurren.
    »Bringe uns auf dem schnellsten Weg in mein Arbeitszimmer, altes Mädchen«, sagte Herr Trutz.
    Wenig später landeten sie auf einer anderen Terrasse in schwindelnder Höhe. Karl konnte sich noch gut erinnern, wie er sich vor fast einer Woche hier oben gefühlt hatte. Jetzt wunderte sogar er sich über die Verwandlung, die er in dieser Zeit durchgemacht hatte. Über eine Wendeltreppe gelangten sie in das Arbeitszimmer des Meisterbibliothekars. Während den Fuß des Bücherturms schon Schatten umschlichen, schien hier oben immer noch die Sonne. Der Glanz in dem großen Sprossenfenster kam Karl angenehm vertraut vor.
    Auf dem Schreibtisch wartete ein Männchen, das man leicht für einen großen Bleistift hätte halten können. Dieser Eindruck verflüchtigte sich aber, als Albega die Ärmchen hochriss und auf seinen winzigen Beinen wie ein grün lackierter Blitz über die Arbeitsplatte flitzte. »Meister, du bist wieder da! Wunderbar! Wunderbar!«
    Herr Trutz lief mit kurzen, aber schnellen Schritten auf den Tisch zu. Kein einziges Mal benutzte er dabei seinen Stock. »Was hattest du denn gedacht, alter Griffel und Weggenosse?«
    »Hat der Grünschnabel dich gefunden?« Albegas winziger Daumen deutete auf Karl.
    »Ich bitte doch um etwas mehr Respekt. Karl Konrad Koreander ist mein designierter Nachfolger. Die Kindliche Kaiserin hat ihn bestätigt.«
    »Hab ich mir gleich gedacht.«
    »Und das da ist Qutopía, die Tochter

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