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Isau, Ralf

Isau, Ralf

Titel: Isau, Ralf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerry
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Augen die des Bücherdrills gefunden hatten. »Denkst du auch, was ich denke, Griffelchen?«
    Das Männchen nickte.
    »Dann nichts wie los! Lasst uns nachschauen!«
    Karl verstand zwar nicht, was in die beiden gefahren war, die wie von der Tarantel gestochen auffuhren und – Albega nun auf der Schulter des Bibliothekars – auf den nächsten Durchgang zusteuerten. Karl und Qutopía sahen sich einmal mehr verständnislos an und nahmen die Verfolgung auf.
    »Die ›Abteilung für verschüttete Werke‹«, rief Herr Trutz auf dem nicht eben kurzen Weg einmal über die Schulter. Sie hatten inzwischen ein anderes Stockwerk erreicht und zahlreiche verwirrende Haken geschlagen. Wenig später gelangten sie in einen Raum, der von Gewürzdüften erfüllt war – jedenfalls stellte es sich für Karl so dar. Herr Trutz lief zielstrebig auf ein Regal zu und entnahm ihm ein dünnes, petersiliengrün schimmerndes Büchlein, drehte sich mit strahlender Miene zu den jungen Gefährten um und zeigte ihnen den Titel.
    Sie mussten nicht einmal lesen. Das erledigte für sie Albega: »Die Gewogenen Worte von Romeo Oratore. Fünfzehn Klinggedichte im Versmaß eines fünffüßigen Jambus. Ein gewichtiges Werk. Sehr zu empfehlen!«
    Karl war sprachlos. Nicht nur die wundersame Wiedererweckung des Buches erstaunte ihn, sondern auch sein intensives Aroma. Es duftete nach Kräutern, die er bisher für geruchlos gehalten hatte: Koriander.
    Qutopía nahm das Werk nur mit den Augen wahr, und dementsprechend klang auch ihre Würdigung. »So ein kleines Buch hat Wolkenburg fast in den Untergang getrieben? Ist ja unglaublich!«
    »Die Größe eines Werkes bemisst sich nicht an der Menge des Papiers, auf dem es gedruckt ist«, näselte der Bücherdrill.
    Endlich fand Karl seine Stimme wieder. »Aber wie konnte es hierher in die Phantásische Bibliothek zurückkehren?«
    Herr Trutz schmunzelte. »Durch Ihren – wie haben Sie es doch gleich genannt? – ›dummen Schnitzer‹. Im Nachhinein betrachtet war es wohl eher ein Geniestreich.«
    »Ich fürchte, ich verstehe immer noch nicht.«
    »Alle Bücher in der Phantásischen Bibliothek bestehen aus Licht, nicht wahr?«
    »Ich habe auch schon versucht, ihm das begreiflich zu machen«, mischte sich Albega ein.
    »Bitte halte für einen Moment deinen Mund, Griffelchen.«
    Alphabetagamma verschränkte die Arme vor der schmalen Brust und schwieg.
    Karl nickte. »Das mit dem Licht ist mir geläufig.«
    »Gut. Sie hatten im Schwarzen Elfenbeinturm das Taschentuch mit der darin befindlichen Perle benutzt, um den Nox in den Handschuh zu stecken, richtig?«
    Karl nickte.
    »Der Nox saugt alles Dunkle auf. So wurde die Perle weiß. Korrekt?«
    »Ja. Nicht nur sie.« Karl hielt noch einmal seine weiße Handfläche hoch. »Aber das Buch ... Die Gewogenen Worte bestehen, wie Sie ja selbst eben sagten, aus Licht, und der Nox interessiert sich nicht für ...« Mit einem Mal blieb Karls Mund offen stehen.
    Herr Trutz nickte dem immer noch eingeschnappten Albega lächelnd zu. »Kluger Junge! Jetzt hat er's auch kapiert.«
    »Ungeheuerlich!«, stieß Karl hervor. »Als ich in Xayídes Thronsaal mit ihrem Spiegelbild gesprochen habe, hat es mir beiläufig verraten, was des Rätsels Lösung ist. Edíyax sagte: ›Die schwarze Hand kann das Licht nicht nehmen. Dazu wäre schon eher der Lux geeignet.‹ Das ist es!«
    »Vermutlich erzählst du uns jetzt gleich wieder etwas von der Phantásischen Dualität«, bemerkte Qutopía mit einer säuerlichen Miene.
    »Du hast es also auch erkannt«, gab Karl ihr Recht und hielt einmal mehr seine weiße Handfläche hoch. »Ich hatte damit auf Elsters Humpen einen ausgebleichten Abdruck hinterlassen. Umgekehrt muss der Lux in der Äußeren Welt auch weiße Perlen schwarz machen können. Und mit dem Licht wird ihnen auch die Wärme entzogen. Deshalb war die Perle, die ich ursprünglich unter den Augen Albegas fand, eiskalt. Sie hat übrigens ein kleines Loch. Gmork dürfte die Perlen wohl an einer Schnur befestigt und über den Lux gezogen haben. Direkt kann er den Lichtstein ja nicht länger berühren, als die Zeit zwischen zwei Atemzügen beträgt, weil er sonst sterben müsste ...«
    »Was wiederum bedeutet, dass er die weiße Hand in der Äußeren Welt entdeckt haben muss, obwohl der Fünfgesichtige Gogam sie vor ihm versteckt hatte«, fugte Herr Trutz mit ernster Miene hinzu.
    Karl nickte. »Weil Gmork ihm ein äußerst nützlicher Diener ist. Wer sonst kann schon frei zwischen der

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