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Isau, Ralf

Isau, Ralf

Titel: Isau, Ralf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerry
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lieber junger Freund. Ich höre, aber Sie haben noch nicht begonnen zu reden. Ehe Sie in alte Gewohnheiten zurückfallen und sich vorschnell die Schuld für etwas geben, dessen Zeuge Sie vielleicht nur waren, erzählen Sie doch einfach, was geschehen ist. Am besten, Sie fangen ganz von vorn an, damit Albega auch versteht, worum es geht.«
    Und das tat Karl dann auch. Er berichtete für den Meisterbibliothekar und den aufmerksam lauschenden Bücherdrill noch einmal ausführlich von der Nacht im Schwarzen Elfenbeinturm, gestand schließlich auch, wie die schwarze Perle durch seine Unvorsichtigkeit ausgebleicht worden war, und präsentierte zum Beweis seine schneeweiße linke Handfläche. Nachdem er abschließend seine »eigene Dummheit« gebührend herausgestrichen hatte, schüttelte er den Kopf und meinte: »Ich bin wohl doch nicht so gut als Meisterbibliothekar geeignet, wenn ich die Bücher der Phantásischen verschwinden lasse.«
    Herr Trutz blickte mit versteinerter Miene geradeaus. Qutopia, die mit Albega auf der Schulter vor ihm saß, schien für ihn nur Luft zu sein. »Bitte zeigen Sie mir die Perle«, sagte er unvermittelt.
    Karl holte das Taschentuch hervor und faltete es auf der Tischplatte neben Qutopía auseinander. »Sie können Sie ruhig in die Hand nehmen. Inzwischen ist sie nur noch eine stinknormale Perle.«
    »Also, dafür ist sie zu groß«, widersprach das Drachenmädchen.
    Karl zuckte die Schultern.
    Herr Trutz hielt die Perle zwischen Daumen und Zeigefinger dicht vor seine Augen. »Ich spüre nichts mehr von der magischen Anziehungskraft, die sie früher besessen hat. Könnte ich kurz das Magieskop haben?«
    Karl wurde rot. »Oh! Das habe ich in Wolkenburg wohl einfach eingesteckt und ...«
    »Schon gut. Sie können es behalten. Ich will nur rasch hindurchschauen und mich vergewissern ...« Herr Trutz verstummte jäh, weil sein Nachfolger einen Ausruf der Verzweiflung und gleich danach einen des Schmerzes ausstieß.
    »Auch das noch! Aaaah, ist das heiß!« Karl ließ das Monokel auf eine schwarze Dokumentenmappe fallen, die neben Qutopías Oberschenkel auf dem Schreibtisch lag. Erst als das Brennen in seinen Fingern nachließ, bemerkte er, dass es ebenjener Aktendeckel war, den er vor seiner Abreise mit dem Briefgreif hier liegen gelassen hatte.
    Herr Trutz beugte sich interessiert über das Monokel. Alles daran, auch das Glas, war schneeweiß. »Was haben Sie noch in der Manteltasche transportiert?«
    Selbige wurde von Karl gerade hektisch untersucht. Sie sah von innen so aus, als hätte er darin Weizenmehl transportiert. Seufzend blickte er auf. »Den Nox. Eine Zeit lang ohne den Einhornhaarhandschuh. Vermutlich hat er deshalb Ihr Monokel ausgebleicht. Ich bin ein Riesenhornochse. Erst die Perle und jetzt das. Wie konnte mir das nur passieren?«
    »Vermutlich durch Unordnung«, schlug Albega vor. »Du solltest dir ein System anlegen, nach dem du deine Manteltaschen befüllst.«
    Karl warf dem vorlauten Bücherdrill einen wütenden Blick zu.
    »Wir sollten unser Gehirnschmalz nicht auf kleine Brötchen schmieren«, ging Herr Trutz dazwischen.
    Drei Augenpaare sahen ihn verständnislos an.
    Mit einem Lächeln heischte der Bibliothekar um Nachsicht. »Ist nur so eine Redensart. Ich wollte damit ausdrücken, dass Karls unkonventionelle Art, seine Taschen als universelle Kleingepäckund Utensilienbehälter zu benutzen, uns bei der Aufklärung der hiesigen Auflösungserscheinungen einen wichtigen Hinweis liefern könnte.«
    »Könnten Sie das noch einmal für Drachenflieger erklären, Meisterchen? Ganz langsam, wenn's geht«, bat Qutopía.
    Herr Trutz zog unter einem Dokumentenstapel einen Federhalter hervor und stieß damit das Monokel von dem Aktendeckel. Wie ein schneeweißer Scherenschnitt hob sich sein Umriss da, wo es eben noch gelegen hatte, von der schwarzen Pappe ab. »Stecken Sie es wieder ein, Karl, bevor es uns den Schreibtisch ruiniert. Sie werden's vielleicht auch noch brauchen.«
    Karl benutzte seinen zu langen Mantelärmel, um das heiße Monokel anzufassen. Im Nu war es wieder dort verschwunden, wo er es in den letzten Tagen mit sich herumgetragen hatte. »Es tut mir so Leid ...«
    »Pscht!«, machte Herr Trutz. Dass sein Magieskop unbrauchbar geworden war, schien ihn nicht im Geringsten aufzuregen. Vielmehr versank er abermals in tiefes Nachdenken und starrte dabei auf Qutopías Bauch und doch irgendwie durch sie hindurch ...
    Nach geraumer Zeit hob er langsam den Kopf, bis seine

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